Erneuter Rückschlag für die Adler Gruppe: Der kriselnde Immobilienkonzern muss künftig ohne seinen Verwaltungsratsvorsitzenden Stefan Kirsten auskommen. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, legt der ehemalige Vonovia-Finanzchef Kirsten sein Amt aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung nieder und scheidet aus dem Gremium aus.
„Die Entscheidung zurückzutreten, ist mir alles andere als leichtgefallen, habe ich doch in den vergangenen beiden Jahren mit sehr viel Engagement und hohem persönlichen Aufwand am Erhalt der Adler Group gearbeitet“, kommentierte der Manager seinen Rücktritt.
Sein Nachfolger steht bereits fest: Stefan Brendgen hat Kirstens Aufgaben als Vorsitzender des Verwaltungsrats ebenfalls mit sofortiger Wirkung übernommen. Er wird die Position bis zur kommenden Hauptversammlung am 25. Juni ausüben, dann will Adler einen dauerhaften Nachfolger für Kirsten präsentieren, heißt es weiter.
Kirsten ist seit Februar 2022 bei Adler
Kirsten hatte die Verantwortung bei dem Wohnimmobilienkonzern im Februar 2022 in herausfordernden Zeiten übernommen. Die Bafin hatte das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt im Visier, nachdem der Shortseller Fraser Perring dem Konzern Betrug vorwarf. Bei seinem Amtsantritt zeigte sich der ehemalige Thyssenkrupp-CFO Kirsten jedoch zuversichtlich. „Adler ist sicher ein schwieriger Fall, aber aus meiner bisherigen Außensicht kein hoffnungsloser Fall“, hatte er seinerzeit betont.
Der Job war seitdem alles andere als einfach: So liegt unter anderem eine lange Suche nach einem Abschlussprüfer hinter dem Konzern, Milliardenverluste belasteten Adler zusätzlich. Aktuell befindet sich die Gruppe in der Restrukturierung. Trotz alledem ist es Kirsten gelungen, Adler vorerst zu stabilisieren.
CEO Thierry Beaudemoulin findet dankende Worte für Kirsten: „Stefan Kirsten hat die Adler Group neu aufgestellt und dem Senior Management moderne Strukturen gegeben. Wir haben klare Governance-Richtlinien, gute Compliance-Strukturen und unter seiner Führung ein zusammengestelltes Expertenteam von Wirtschaftsprüfern. Dafür gebührt ihm unser großer Dank, und auch meiner ganz persönlich für sein Vertrauen.“
Neue Herausforderungen für Adler
Dass Adler trotzdem noch lange nicht über den Berg ist, zeigt unter anderem die Unsicherheit rund um das Gerichtsurteil in England. Dort erklärte der Court of Appeal in London den Restrukturierungsplan von Adler für nichtig und gab den Gläubigern recht, die sich gegen die Pläne stellten. Der Konzern wolle trotz des Beschlusses weiter an den Vorhaben festhalten und die Restrukturierung planmäßig fortführen, hieß es dazu von Adler.
Die Zukunft wird für Adler weiterhin nicht einfach. Das sieht auch der ehemalige Verwaltungsratsvorsitzende Kirsten. „Dieser Weg in die Zukunft wird ein herausfordernder sein, den zu begleiten mir meine Ärzte abgeraten haben, wenn ich meine Gesundheit nicht dauerhaft gefährden will. Und die derzeitige Marktlage bedarf noch über längere Zeit das gesamte Commitment von Management und Board, das ich nicht mehr geben kann“, lässt sich Kirsten in der Mitteilung weiter zitieren.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
