NEUZur Serie: Top-Dealmaker

Newsletter

Abonnements

Adler findet Wirtschaftsprüfer und macht Milliardenverlust

Aufatmen bei Adler: Es hat sich ein Wirtschaftsprüfer gefunden.
Aufatmen bei Adler: Es hat sich ein Wirtschaftsprüfer gefunden. Foto: Timon - stock.adobe.com

Aufatmen bei Adler: der Immobilienkonzern hat endlich einen Wirtschaftsprüfer gefunden – zumindest für die deutsche Tochter der Adler Gruppe. Das Next-Seven-Haus Rödl & Partner wird den Jahres- und Konzernabschluss 2022 der Adler Real Estate prüfen, teilt der Immobilienkonzern mit. Für das Jahr 2023 sucht Adler noch einen Abschlussprüfer genauso wie für die in Luxemburg ansässige Konzernobergesellschaft und den Gesamtkonzern der Adler Group.

Rödl & Partner fehlten hierfür Kapazitäten sowie die notwendige Lizenz zur Wirtschaftsprüfung in Luxemburg, erklärte der Verwaltungsratsvorsitzende der Adler Gruppe, Stefan Kirsten, während eines Presse-Calls.

Adler suchte ein Jahr lang einen Abschlussprüfer

Damit geht eine fast ein Jahr andauernde Suche nach einem Wirtschaftsprüfer zu Ende. KPMG hatte im Mai 2022 sein Mandat zur Prüfung der Jahresabschlüsse zurückgeben, nachdem Adler der Big-Four-Gesellschaft mit Verweis auf die anwaltliche Schweigepflicht keinen Einblick in rund 800.000 Dokumente und E-Mails gewähren wollte. Auch eine gerichtliche Bestellung KPMGs durch das Amtsgericht Berlin half nichts, Adler fand keinen Wirtschaftsprüfer.

„Mit Rödl & Partner haben wir eine exzellente Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit ausgewiesener Fachkompetenz als Abschlussprüfer der Adler Real Estate AG finden können. Eine Bestellung werden die Organe der Gesellschaft umgehend in die Wege leiten“, betonte Kirsten. Nachdem der High Court in London eine Änderung der Anleihebedingungen genehmigt hat, muss der Jahresabschluss 2022 erst im September 2024 vorgelegt werden. Rödl & Partner bleibe damit ausreichend Zeit für eine unabhängige Prüfung, so Kirsten weiter.

Adler macht Rödl & Partner Zugeständnisse

Adler musste während seiner Suche nach einem Wirtschaftsprüfer jedoch große Zugeständnisse machen. So erklärte der Immobilienkonzern, dass Rödl & Partner soweit wie möglich von der Schweigepflicht entbunden wird. Außerdem erklärte Adler, dass der Wirtschaftsprüfer die Dokumente einsehen darf, die zuvor zum Bruch mit KPMG führten.

Rödl & Partner erzielte 2022 einen Umsatz von 295 Millionen Euro und gilt damit als siebtgrößte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Deutschland. Den Lead bei Adler soll der geschäftsführende Partner Martin Wambach übernehmen, der vom Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags zum Wirecard-Skandal eingesetzt worden war. Wambach stellte EY in seinem Untersuchungsbericht ein verheerendes Zeugnis aus. Kürzlich erließ die Abschlussprüferaufsicht Apas das Urteil gegen EY und untersagt den Wirtschaftsprüfern für die nächsten beiden Jahren die Annahme neuer Prüfungsmandate.

Adler machte 2022 Milliardenverlust

Bis Rödl & Partner die Adler-Abschlüsse testiert hat, muss das Unternehmen die ungeprüften Zahlen kommunizieren – und die sehen alles andere als gut aus: Das vergangene Geschäftsjahr hat Adler laut des ungeprüften Jahresabschlusses mit einem Nettoverlust von 1,67 Milliarden Euro abgeschlossen. Vor allem eine Abwertung des Immobilienvermögens sowie Wertberichtigungen auf Forderungen hätten zu dem Verlust geführt, teilte Adler heute mit. Es ist der zweite Jahresverlust in Folge: Im Vorjahr hatte der Verlust rund 1,17 Milliarden Euro betragen.

Operativ habe Adler seine Ziele für 2022 erreicht, erklärt Kirsten. Die Nettomieterträge betrugen 244,5 Millionen Euro. Damit lagen sie rund 100 Millionen Euro unter dem Vorjahresbetrag, übertrafen die Prognose von 233 Millionen Euro bis 242 Millionen Euro aber leicht. Das operative Ergebnis aus der Vermietung betrug 86,8 Millionen Euro und lag ebenfalls innerhalb des Prognoserahmens von 84 Millionen Euro bis 88 Millionen Euro. Veräußerungen von Portfolien in den Jahren 2021 und 2022 sind laut Adler verantwortlich für den Rückgang der Nettomieterträge.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und auf immaterielle Vermögensgegenstände (Ebitda) aus dem Vermietungsgeschäft betrug im vergangenen Jahr 148,2 Millionen Euro. Das Loan-to-Value-Verhältnis der Adler Gruppe lag zum 31. Dezember 2022 bei 74,5 Prozent, 2021 betrug es  62,7 Prozent. Für das Jahr 2023 erwartet das Immobilienunternehmen Nettomieterträge in Höhe von 207 Millionen Euro bis 219 Millionen Euro.

Nachdem der High Court eine Änderung der Anleihebedingungen bewilligt hat, soll schon am morgigen Mittwoch die zusätzliche Finanzspritze eines Teil der Gläubiger von rund 940 Millionen Euro an Adler fließen, damit Adler am Donnerstag die fällige Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro fristgerecht zurückzahlen kann. Laut dem vorgelegten Restrukturierungsplan ist Adler nicht berechtigt, für das Jahr 2022 und darüber hinaus Dividenden an die Aktionäre auszuschütten.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.