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PE-Investor Capvis verliert Nicko-Cruises

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Keine gute Zeit für Flusskreuzfahrten: Der Reiseveranstalter Nikko-Cruises ist insolvent. Das trifft auch seinen Eigentümer, den PE-Investor Capvis.
vagant/iStock/Thinkstock/Getty Images

Der auch in Deutschland aktive Schweizer PE-Investor Capvis droht sein Portfoliounternehmen Nicko-Cruises zu verlieren. Nicko-Cruises, der nach eigenen Angaben größte Anbieter von Flusskreuzfahrten im deutschsprachigen Raum, hat am Mittwoch beim Stuttgarter Amtsgericht Insolvenzantrag gestellt. Als Grund wurden „Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit“ angegeben. Angestrebt wird ein Regelinsolvenzverfahren, der Geschäftsbetrieb soll fortgeführt werden. An Bord kommt nun als vorläufiger Insolvenzverwalter der erfahrene Sanierer Michael Pluta.

Offenbar hat der Russland-Ukraine-Konflikt großen Anteil an dem drohenden Aus des Private-Equity-finanzierten Unternehmens. Nicko gilt als Spezialist für Flussreisen nach Russland und in die Ukraine – Reiseziele, die bei den Kunden zuletzt nicht sonderlich populär gewesen sein dürften. „Stark rückläufige Buchungen haben schlussendlich zu Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit geführt“, erklärte Nicko-Cruises. Auch unter Hochwasserphasen soll das Unternehmen gelitten haben.

Insgesamt hat die Branche der Flusskreuzfahrer in den vergangenen Jahren schwer zu kämpfen gehabt. Das Marktvolumen in Deutschland liegt aktuell noch hinter dem des Jahres 2010 zurück. Dies hat zu einem Preiswettbewerb geführt, der neben Nicko auch andere Anbieter von Flusskreuzfahrten in Bedrängnis gebracht hat. 

Capvis hat Kauf von Nicko-Cruises mit 100 Prozent Equity finanziert

Capvis hat Nicko-Cruises im Januar 2013 im Rahmen einer Nachfolgelösung von Firmengründer Ekkehard Beller übernommen, der neben dem Mehrheitseigner Capvis nach wie vor als wesentlicher Minderheitsaktionär bei Nicko-Cruises engagiert ist. Der Umsatz des Reiseanbieters, der bis dahin über viele Jahre um 30 Prozent pro Jahr gewachsen war, lag beim Einstieg von Capvis bei 115 Millionen Euro. Nun wird im Rahmen des Insolvenzverfahrens wahrscheinlich auch ein neuern Eigentümer gesucht werden.

An der Finanzierungsstruktur nach dem Buy-out dürfte die Insolvenz nicht gelegen haben. Wie FINANCE aus Finanzkreisen erfahren hat, finanzierte Capvis die Übernahme anno 2013 Private-Equity-untypisch mit 100 Prozent Eigenkapital. Später schossen die Aktionäre FINANCE-Informationen zufolge noch einmal weitere Mittel in Nicko-Cruises ein, als sich die Finanzierungssituation des Unternehmens zu verschlechtern begann. Zu einer weiteren Finanzspritze, um damit die Insolvenz kurzfristig noch abzuwenden, war Capvis offensichtlich aber nicht bereit.

Capvis bezeichnet sich als führende Beteiligungsgesellschaft der Schweiz, gehört aber auch in Deutschland und Österreich zu den wichtigsten PE-Investoren. Capvis verwaltet aktuell rund 1,3 Milliarden Euro Eigenkapital und investiert traditionell rund ein Drittel seiner Mittel in den deutschen Mittelstand.

Capvis hat erst vor wenigen Wochen in Deutschland Teile des insolventen Anlagenbauers Rena übernommen. Im Dezember veräußerte Capvis gemeinsam mit Triton den deutschen Komponentenhersteller Wittur an Bain Capital. Weitere deutsche Portfoliounternehmen sind unter anderem der Dienstleister Kaffee Partner und der Textilhersteller Hess Natur.