Newsletter

Abonnements

Credit Suisse baut massiv um

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Die Schweizer Großbank Credit Suisse steht vor einem radikalen Konzernumbau. Foto: Yingko - stock.adobe.com

Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat am heutigen Donnerstag Pläne zu einer sehr umfassenden Restrukturierung bekannt gegeben. Kern des Umbaus wird sein, dass sich die Bank stärker auf ihr Geschäft mit der Vermögensverwaltung und das Universalbankgeschäft im Heimatmarkt Schweiz konzentriert und ihr Engagement im defizitären Investmentbanking aufspaltet und deutlich zurückfährt. Zudem will die Credit Suisse mit zwei Kapitalerhöhungen insgesamt rund vier Milliarden Schweizer Franken einnehmen.

Der Komplettumbau bei der Bank soll neue Liquidität bringen und das Portfolio der Credit Suisse straffen – Analysten von Goldmann Sachs waren im Vorfeld davon ausgegangen, dass die Bank mindestens vier Milliarden Franken zu ihrer Sanierung benötige, wobei sich dieser Betrag 2024 verdoppeln könnte. Das Analysehaus Jeffries hatte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ sogar berechnet, dass die Schweizer für die nächsten zwei bis drei Jahre rund 9 Milliarden Franken an Rücklagen bilden müssten.

Credit Suisse stutzt Investmentbanking zusammen

Der größte Restrukturierungsschritt, den die Credit Suisse anlässlich der Präsentation ihrer Q3-Zahlen verkündete, ist der Rückbau des Investmentbankings. Den zuletzt sehr verlustreichen Bereich will die Bank deutlich zusammenstutzen: Dazu soll das Segment „verbriefte Produkte“ mehrheitlich an eine von dem Private-Equity-Haus Apollo geführte Investorengruppe verkauft werden. Teil dieser Investorengruppe ist auch die Allianz-Tochter Pimco.

Das Verbriefungsgeschäft und andere Bereiche, die aufgegeben werden, werden zunächst in eine Bad Bank (Capital Release Unit/CRU) überführt. Pikant: Als Leiterin dieser Einheit holt die Credit Suisse Louise Kitchen von der Deutschen Bank, sie leitet bisher die Bad Bank der Deuba. Aufsehenerregend ist die Personalie deshalb, weil Kitchen keine unumstrittene Person ist. Sie stand Managern der Deutschen Bank vor, die in den Jahren 2009 und 2019 in den damaligen CO2-Skandal der Bank involviert waren.

Der Umbau der Investmentbank der Credit Suisse trifft auch eine andere Personalie: Der bisherige Investmentbankchef Christian Meissner tritt mit sofortiger Wirkung zurück.

Credit Suisse will Beratungsgeschäft ausgliedern

In einem weiteren Sanierungsschritt plant die zweitgrößte Schweizer Bank, das Eigenkapitalmarkt- und M&A-Beratungsgeschäft auszugliedern. Dieses soll in dem neuen Unternehmen CS First Boston weitergeführt werden, an der sich auch Investoren beteiligen können. Leiter der Ausgliederung soll Michael Klein werden, der in dem Zuge seinen Sitz im Verwaltungsrat der Schweizer aufgibt.

Das für den Umbau dringend benötigte Geld soll eine Kapitalerhöhung bringen. Insgesamt sollen mit zwei geplanten Kapitalerhöhungen insgesamt 4 Milliarden Schweizer Franken beschaffen werden. In einer ersten Kapitalerhöhung will die Credit Suisse Aktien an Investoren ausgeben. Größter Zeichner der Aktien wird dabei die Saudi National Bank (SNB) sein. Die saudische Staatsbank wird dabei bis zu 1,5 Milliarden Schweizer Franken investieren und damit einen Anteil von 9,9 Prozent an der Credit Suisse erwerben. Damit steigt die SNB zu einem der größten Anteilseigner der Schweizer auf. Mit der saudischen Olayan Group und der Qatar Holding, die beide jeweils rund 5 Prozent des Kapitals halten, hat die Credit Suisse damit künftig drei große arabische Aktionäre an Bord.

Zudem will die Bank, bei der es in der jüngsten Vergangenheit wirtschaftlich nicht rund lief, durch einen Stellenabbau massiv einsparen. Die Zahl der Beschäftigten soll von aktuell 52.000 bis 2025 um 17 Prozent auf 43.000 sinken. Kurzfristig streicht der Züricher Konzern 2.700 Stellen. Insgesamt sollen durch die verschiedenen Sanierungsmaßnahmen die Kosten der Bank bis 2025 um 15 Prozent auf dann 14,5 Milliarden Franken sinken.

Massiver Verlust im dritten Quartal 2022

Die strategische Neuausrichtung hatte die Credit Suisse gleichzeitig mit ihren Quartalsergebnissen verkündet, die düster ausfallen – wenn auch nicht so düster, wie von Analysten erwartet. Im dritten Quartal dieses Jahres musste die Großbank einen Vorsteuerverlust von 342 Millionen Schweizer Franken verbuchen. Im Vorjahreszeitraum hatte das Vorsteuerergebnis noch mit 1 Milliarde Franken im Plus gelegen. Besonders negativ zu Buche schlug hier die krisengebeutelte Investmentbank der Schweizer: Das Segment erwirtschaftete im vergangenen Quartal einen Verlust von 634 Millionen Franken, im Vergleich zu einem Gewinn von 656 Millionen Franken im Vorjahresquartal.

Auch der Nettoertrag des Konzerns brach massiv um rund ein Drittel ein, von 5,4 Milliarden Franken im Q3 2021 auf 3,8 Milliarden Franken in diesem Quartal. Die krisengebeutelte Investmentbank der Schweizer verbuchte einen Vorsteuerverlust von 640 Millionen. Zudem sank die Eigenkapitalquote (CET1 Ratio) im Vergleich zu Juni um 0,9 Basispunkte auf 12,6 Prozent, damit liegt sie unter der Zielmarke von 13 bis 14 Prozent.

Debakel um Archegos und Greensill sorgten für Kopfschmerzen

Die schwachen Quartalszahlen begründet Konzernchef Ulrich Körner mit „anhaltend schwierigen Markt- und makroökonomischen Bedingungen“. Einen großen Anteil an der schwachen Performance und dem anstehenden Umbau dürften aber auch die beiden jüngsten Debakel der Großbank haben: Der Zusammenbruch des milliardenschweren Hegdefonds Archegos im vergangenen Jahr kostete die Credit Suisse 2021 einen ganzen Halbjahresgewinn. Hinzu kam noch die Liquidierung der Greensill-Fonds der Bank, bei der die Schweizer versuchen, die Ansprüche der Fondsinvestoren geltend zu machen.

Bei den Anlegern kamen die Umbaupläne offenbar weniger gut an, der Kurs der CS-Aktie sackte am Donnerstagmorgen um mehr als 10 Prozent ab.

Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.