Aus für Orsay: Der auf junge Kunden spezialisierte Modehändler schließt bis zum Monatsende alle seine verbliebenen 130 Filialen in Deutschland. Das sagte Firmensprecher Wolfgang Weber-Thedy am heutigen Dienstag der „Rheinische Post“. Sämtliche der knapp 1.200 Beschäftigten des Unternehmens mit Sitz im baden-württembergischen Willstätt werden ihre Stelle verlieren.
Das Unternehmen begründet den Schritt damit, dass der Ukraine-Krieg das Geschäft von Orsay weiter unter Druck gesetzt habe. Bereits von 2019 auf 2020 hatte Orsay bedingt durch die Corona-Pandemie hohe Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, der Umsatz brach in dem Zeitraum von 373 Millionen Euro auf nur noch 257 Millionen Euro ein. In den vergangenen Monaten belastete Orsay der Ukrainekonflikt nun noch zusätzlich, dieser hatte dafür gesorgt, dass die Konsumstimmung in Deutschland in den vergangenen zwei Monaten auf ein Rekordtief abrutschte.
Orsay befindet seit November im Insolvenzverfahren
Bereits seit dem November des vergangenen Jahres befindet sich die Orsay GmbH in einem Schutzschirmverfahren. Das Verfahren ist eine Form der Insolvenz in Eigenverwaltung, die nur Unternehmen offensteht, die noch nicht zahlungsunfähig sind. Mit der Restrukturierung im Schutzschirmverfahren hatte Orsay sich erhofft, das Unternehmen noch sanieren zu können.
Diese Sanierung ist nun gescheitert. Auch war es Orsay offenbar nicht möglich, einen Investor für die angeschlagene Deutschlandtochter der Einzelhandelskette zu finden. Nun müsse der schon Ende März getroffene Stilllegungsbeschluss umgesetzt werden, so das Unternehmen. Das Unternehmen, hatte ursprünglich 197 Standorte in Deutschland, 67 davon wurden bereits Ende April im Zuge der Sanierung geschlossen, so die „Rheinische Post“.
Auch die übrigen Läden in anderen Ländern werden nun stillgelegt, in Österreich sei das bereits geschehen. Das Unternehmen, das der französischen Unternehmerfamilie Mulliez gehört, betreibt weltweit mehr als 700 Geschäfte und hat global rund 5100 Beschäftigte.
Auch WSF-Coronahilfen konnten Orsay nicht retten
Auch die staatlichen Coronahilfen hatten das angeschlagene Unternehmen nicht retten können. Orsay hatte erst im August 2021 noch 33 Millionen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF des Bundes erhalten.
Laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform war die Orsay GmbH bezogen auf die Zahl der betroffenen Beschäftigten die zweitgrößte Insolvenz in Deutschland im vergangenen Jahr. Einzig die Adler Modemärkte waren eine Insolvenz von noch größerem Umfang.
paul.siethoff[at]finance-magazin.de
Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.