Newsletter

Abonnements

Restrukturierungs-News: Hallhuber, Galeria, Reno

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Nach Peek & Cloppenburg hat mit Hallhuber eine weitere Modekette Insolvenz angemeldet. Foto: doganmesut - stock.adobe.com

Hallhuber beantragt Insolvenz in Eigenverwaltung

Das Münchener Modeunternehmen Hallhuber muss in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Grund seien die multiplen Krisen im Textileinzelhandel und die daraus folgenden massiven Umsatzeinbußen, wie das Unternehmen mitteilte. Die Modekette will nun nach einem Investor suchen. Als Sachwalter ist Christian Gerloff (Kanzlei Gerloff Liebler) bestellt. Zudem stoßen die beiden Sanierungsexperten Sven Tischendorf und Alexander Höpfner (beide Tischendorf Rechtsanwälte) in die Hallhuber-Geschäftsführung.

Hallhuber hatte schon 2020 ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren anmelden müssen. Damals hatte das Unternehmen eine drohende Zahlungsunfähigkeit aufgrund von coronabedingten Schließungen verhindern wollen. Im Juli 2020 wurde daraufhin ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. 2021 hatten schließlich die beiden Geschäftsführer Rouven Angermann und Torsten Eisenkolb den Textilhändler mittels eines Management-Buyouts aus der Insolvenz gekauft.

Galeria beendet Insolvenzverfahren

Das Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof endete in der Nacht auf den heutigen Donnerstag. Das geht aus einem Beschluss des Amtsgerichts Essen hervor. Zuerst hatte die „Wirtschaftswoche“ darüber berichtet. Galeria hatte sich im Oktober 2022 in die Schutzschirm-Insolvenz begeben.

Der jetzt rechtskräftig gewordene Sanierungsplan sieht vor, dass 41 von 129 Filialen geschlossen werden sollen. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass die Galeria-Gläubiger bei einem Großteil ihrer Forderungen leer ausgehen werden, Vermieter und andere Gläubiger werden auf mehr als 1,3 Milliarden Euro verzichten müssen. Letztere hatten dem Insolvenzplan im März zugestimmt. Die Sanierung hat Arndt Geiwitz (SGP Schneider Geiwitz & Partner) geleitet.

Reno steht weitgehend vor dem Aus

Die insolvente Schuhhandelskette Reno wird weitgehend abgewickelt, rund 150 der 180 Filialen sollen geschlossen werden, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet. Vergangene Woche hatte Insolvenzverwalter Immo Hamer von Valtier (HVV Rechtsanwälte) den Reno-Beschäftigten mitgeteilt, dass bei der Suche nach einem Investor nur eine „kleine Lösung“ erreicht werden konnte.

Dabei werden neun Filialen von der niedersächsischen Kienast-Gruppe übernommen, acht bis neun weitere Standorte werden an andere Filialisten abgegeben, ohne die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung für Reno-Mitarbeiter. Insolvenzverwalter von Valtier erläuterte gegenüber der „Wirtschaftswoche“, dass es nur für 23 Filialen und damit für rund 120 der 1100 Mitarbeiter eine Perspektive gebe.

Von Valtier begründete die Abwicklung von Reno damit, dass das Unternehmen „heruntergewirtschaftet“ sei. So sollen rund die Hälfte der Filialen bereits zur Ankündigung der Insolvenz im März keinen Strom mit mehr gehabt haben, weil Rechnungen nicht bezahlt wurden. Mit der heutigen Eröffnung des Insolvenzverfahrens sollen die Hintergründe der Zahlungsunfähigkeit genauer untersucht werden. Dabei geht es um Geldabflüsse in Millionenhöhe, Beratungshonorare sowie mögliche Haftungsansprüche gegen Verantwortliche. Insolvenzverwalter von Valtier geht dabei von erheblichen Ansprüchen der Mitarbeiter aus.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Convivo-Manager

Die Staatsanwaltschaft Bremen ermittelt gegen vier der Geschäftsführer der insolventen Pflegeheimgruppe Convivo. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, bestehe in mehreren Fällen der Verdacht der Insolvenzverschleppung und in einem Fall der Verdacht des Betrugs.

Convivo, einer der größten Pflegeheimbetreiber Deutschlands mit einem Umsatz von 187 Millionen Euro, hatte im Januar Insolvenz angemeldet. Die Staatsanwaltschaft vermutet aber, dass das Unternehmen bereits ein halbes Jahr zuvor zahlungsunfähig gewesen sein könnte. Es ist gesetzliche Vorschrift, dass bei Zahlungsunfähigkeit ein Insolvenzantrag spätestens nach drei Wochen gestellt werden muss.

Zudem wird gegen einen der Geschäftsführer wegen Betrugsverdacht ermittelt. Der Staatsanwaltschaft liegen demnach Hinweise vor, dass innerhalb der Convivo-Gruppe ein zweckgebundenes Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro nicht entsprechend verwendet worden sein könnte.

Windeln.de teilweise verkauft

Der ehemalige Windeln-Versandhändler Windeln.de wird teilweise an einen Schweizer Investor verkauft. Laut Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt (Pluta) werden unter anderem die Marke und die Internet-Domain des Unternehmens an den Investor verkauft. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt, auch der Name des Investors wird bislang nicht genannt.

Dieser plane, einen E-Commerce-Shop für Produkte für Babys und Kleinkinder zu betreiben. Der Käufer will dabei laut Pluta nicht als direkter Verkäufer auftreten, sondern mit externen Kooperationspartnern zusammenarbeiten. Weitere Details zu dem Insolvenzplan will Insolvenzverwalter Willrodt im Spätsommer bekanntgeben.

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Der Elektroauto-Hersteller Sono Motors muss in die Schutzschirm-Insolvenz. Das gab das Unternehmen am 15. Mai bekannt. Als Grund gibt das Münchener Start-up an, dass Gespräche mit potentiellen Finanzierungspartnern erfolglos geblieben seien. Sono Motors hatte mit dem Sion ein Solar-betriebenes Elektroauto auf den Markt bringen wollen, war mit dem Vorhaben aber gescheitert. Nun muss das Start-up Anzahlungen in Höhe von 44 Millionen Euro an mehr als 21.000 Kunden zurückerstatten. Laut der US-Börsenaufsicht SEC hat Sono Motors erst 1,7 Millionen Euro zurückgezahlt. Als vorläufiger Sachwalter ist Ivo-Meinert Willrodt (Pluta) bestellt.

W. Schillig Polstermöbelwerke hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Der Polstermöbelhersteller befindet sich seit der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten, zu der Insolvenz hätten unter anderem steigende Energie- und Rohstoffpreise geführt. Als vorläufiger Sachwalter ist Joachim Exner (Dr. Beck und Partner) bestellt, zudem sind Ole Brauer und Alexander Reus als Sanierungsgeschäftsführer in die Geschäftsleitung von W. Schillig eingetreten.

Der Textilmaschinenhersteller Terrot befindet sich in Insolvenz in Eigenverwaltung. Um das Unternehmen zu erhalten, ist Terrot auf der Suche nach einem Investor. Es habe sich bereits eine Zahl potenzieller Investoren gemeldet, so Sanierungsexperte Reinhard Klose (Flöther & Wissing), der Terrot in der Insolvenz unterstützt. Im Investorenprozess berät Concentro Management das Unternehmen, als Sachwalter ist Nils Freudenberg (Tiefenbacher) bestellt.

Der Feinkost-Filialist Schlemmermeyer hat Insolvenzantrag gestellt. Der Verkauf in den Filialen Delikatessenanbieters gehe jedoch vorerst weiter, heißt es von dem Unternehmen. Als Grund für die Insolvenz gibt Schlemmermeyer an, dass sich „die rasch steigende Inflation sowohl im Einkauf als auch durch eine Kaufzurückhaltung der Kunden sehr negativ auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung ausgewirkt“ habe. Als vorläufiger Insolvenzverwalter ist Michael Jaffé (Jaffé) bestellt.

Distressed-Deals

Der kriselnde schwäbische Automobilzulieferer Rüster wird von dem Branchennachbar Bayrak Lastik aufgekauft. Das türkische Unternehmen übernimmt Rüster im Rahmen einer übertragenden Sanierung, alle Beschäftigten werden in die neugegründete Bayrak Technik GmbH übernommen. Mit dem nun abgeschlossenen Distressed-Deal übernimmt Bayrak Lastik alle vier deutschen Standorte von Rüster, über den Verbleib des Standorts in Polen soll später entschieden werden.

Rüster hatte im November vergangenen Jahres Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, das Verfahren wurde im Februar eröffnet. Dabei trat Christian Stoffler als CRO in die Rüster-Geschäftsführung ein, Christian Schmitt (beide Gerloff Liebler) wurde als Generalbevollmächtigter eingesetzt. Als Sachwalter agierte Martin Mucha (Grub Brugger), die Kanzlei Pluta beriet den türkischen Käufer bei der Transaktion.

Weitere Restrukturierungen und Branchennews

Knapp vierzehn Jahre nach dem Insolvenzantrag der Akzenta AG erhalten die Gläubiger nun eine Auszahlung in Höhe von insgesamt 5,1 Millionen Euro. Das entspricht einer Insolvenzquote von 7,4 Prozent, insgesamt hatten anerkannte Forderungen über 69 Millionen Euro im Raum gestanden. Als Insolvenzverwalter war Axel Bierbach (Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen) tätig gewesen. Die auf Anlagenvertrieb im Finanzbereich spezialisierte Akzenta AG hatte mit einem Umsatzbeteiligungs-Modell ein Schneeballsystem betrieben und damit bis zu 30.000 Kunden getäuscht. Nach einem Strafurteil gegen das Unternehmen 2008 hatte Akzenta 2009 Insolvenz angemeldet.

Die neuesten Restrukturierer-Personalien

Die Kanzlei Pluta hat die drei Rechtsanwälte Ria Brüninghoff, Christian Heim und Martin Jungclaus in den Gesellschafterkreis befördert. Brüninghoff ist spezialisiert auf Insolvenz- und Sanierungsrecht und mitverantwortlich für die Standorte Münster und Lübbecke. Ihre Schwerpunkte liegen in Regelinsolvenz- und Eigenverwaltungsverfahren. Christian Heim ist seit 2009 bei Pluta beschäftigt und leitet den Standort in Hamburg. Er konzentriert sich auf die Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Regelinsolvenzverfahren. Martin Jungclaus arbeitet bereits seit 2005 bei Pluta, sein Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf der insolvenznahen Rechtsberatung. Jungclaus ist am Standort in München tätig und unterstützte zuletzt im Insolvenzverfahren von Windeln.de.

Info

Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.