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Muss Ceconomy-CFO Florian Wieser gehen?

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Ceconomy-CFO Florian Wieser verlässt womöglich das Unternehmen. Foto: pvl-adobe.stock.com
Ceconomy-CFO Florian Wieser verlässt womöglich das Unternehmen. Foto: pvl-adobe.stock.com

Diese News schlägt Wellen: Florian Wieser, seit Mai vergangenen Jahres CFO des Handelsriesen Ceconomy und der Tochter Media-Markt-Saturn, soll den Konzern offenbar bald verlassen. Wie das „Manager Magazin“ erfahren haben will, soll der 39-Jährige zum Jahresende seinen Posten niederlegen.

In Düsseldorf will man auf Nachfrage von FINANCE zu Spekulationen grundsätzlich keine Stellung nehmen. Würde allerdings, so versichert ein Ceconomy-Sprecher gegenüber FINANCE, ein Wechsel im Vorstand vorgesehen sein, würde Aufsichtsratschef Thomas Dannenfeldt für eine nahtlose Nachfolge sorgen.

Wer könnte nächster Ceconomy-CFO werden?

Allzu leicht dürfte sich die Suche allerdings nicht gestalten. Der Ceconomy-Vorstand war die vergangenen Jahre eher von Kurzzeitkräften als Langzeit-Managern geprägt. Mark Frese, Bernhard Düttmann und Karin Sonnenmoser waren alle jeweils ungewöhnlich kurz an Bord – und das sind nur die jüngsten Wechsel auf CFO-Ebene.

So soll es dem Konzern laut „Manager Magazin“ auch entsprechend schwer fallen, einen Nachfolger für Wieser zu finden. Der von seiner Expertise her äußerst passende Kandidat Phillipp Amm, aktuell Finanzchef der Elektrohandelsplattform Notebooksbilliger.de, soll auf die Offerte nicht einmal geantwortet haben, schreibt das Magazin.

Ceconomy musste Gewinnwarnung herausgeben

Die brodelnde Gerüchteküche lässt auch den Kapitalmarkt nicht kalt. Die SDax-Aktie gab auch ohne offizielle Bestätigung im frühen Handel am Donnerstag etwas nach. Damit hat Ceconomy seit dem Antritt Wiesers über 60 Prozent an Marktkapitalisierung eingebüßt. Offenbar sorgen sich Aktionäre vor einer erneuten Unruhe im ohnehin turbulenten Unternehmen.

Denn Ceconomy kämpft schon seit der Abspaltung von Metro damit, sich am Markt gegen die zunehmende Konkurrenz durch Handelsreisen wie Amazon zu behaupten. Nun kommen auch noch die Folgen des Ukraine-Krieges hinzu, die dem Konzern im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (per Ende Juni) einen um 16 Millionen auf 109 Millionen Euro gestiegenen Verlust (Ebit) einbrachten, obwohl der Umsatz um 6,3 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro geklettert ist. Die Inflation und steigende Energiekosten dämpften die Konsumlaune der Kunden, hatte CEO Karsten Wildberger zur Vorlage der Zahlen erklärt.

Kurze Zeit später, Ende Juli, manifestierte sich die finanziell angespannte Situation in einer Gewinnwarnung, die CFO Wieser bekanntgeben musste. Auf den letzten Metern des Geschäftsjahres kündigte Wieser an, dass Ceconomy zwischen 30 und 90 Millionen Euro weniger Vorsteuergewinn (Ebit) einfahren werde als im Vorjahr, also nicht die bisher erwartete „sehr deutliche Steigerung“ erzielen werde. Auch der Umsatz werde voraussichtlich auf Vorjahresniveau stagnieren und nicht leicht wachsen, wie zunächst angekündigt war. Angesichts der aktuellen Lage soll Wieser den CFO-Posten denn auch nicht ganz freiwillig hergeben, schreibt das „Manager Magazin“.

Ceconomy-CFO Wieser hatte Sonnenmoser ausgestochen

In der Tat sollte Wieser den Konzern wieder auf Kurs bringen und zunächst die Corona-Folgen abfedern. Der Manager kennt das Unternehmen gut, er war zuvor schon CFO der Tochter Media-Markt-Saturn und  hatte im Zuge der Umstrukturierung weg von einer Doppelstruktur im Management von Ceconomy und Media-Markt-Saturn Karin Sonnenmoser ausgestochen.

Wieser hat den Großteil seiner beruflichen Karriere im Ceconomy/Metro-Konzern verbracht: Der CFO stieg nach einiger Zeit als Berater bei Stern Stewart & Co. im Jahr 2011 bei Metro ein und hatte dort verschiedene Positionen in der Finanzabteilung inne, bevor er zum Finanzchef befördert wurde. „Er kennt das Geschäft im Detail wie kaum ein anderer“, lobte Aufsichtsratschef Dannenfeldt Wieser zu seinem Antritt als Ceconomy-CFO.

Erbenstreit konnte Ceconomy ad acta legen

Diese Umstrukturierung war das Resultat einer der wenigen Etappensiege, die der Handelskonzern in den vergangen Jahren erzielen konnte: den jahrelang währenden Streit mit den Erben des Mediamarkt-Gründers Erich Kellerhals ad acta zu legen. Jener Clinch hatte den Konzern lange Zeit gelähmt. Ende vergangenen Jahres dann gelang der Befreiungsschlag. Der Konzern hat die von der Familienholding Convergenta gehaltenen 21,6 Prozent an der Media-Saturn-Holding  übernommen und sich damit sämtliche Anteile an der Tochter, in der das operative Geschäft der beiden Handelsketten Mediamarkt und Saturn gebündelt ist, gesichert.

Im Gegenzug erhält die Gründerfamilie Kellerhals bis zu 29,9 Prozent der Anteile an Ceconomy und wird damit zum größten Aktionär des SDax-Unternehmens.

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.