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EY muss Siemens-Mandat an PwC abgeben

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Siemens dürfte ab 2024 von PwC geprüft werden. Foto: Siemens
Siemens dürfte ab 2024 von PwC geprüft werden. Foto: Siemens

Siemens bekommt einen neuen Abschlussprüfer: In der Hauptversammlung 2024 soll PwC als neue Prüfgesellschaft vorgeschlagen werden, teilte der Dax-Konzern mit. „Insgesamt legte PwC das attraktivste Angebot in einem umfassenden Bieterverfahren vor. PwC hat dabei einen klaren Fokus auf Qualität und einen innovativen Digitalisierungsansatz sowie ein hohes Maß an Fach- und Branchenwissen in ihrem Prüfungsteam demonstriert“, teilte Siemens mit.

Welche Prüfgesellschaft der Hauptversammlung als Alternative vorgeschlagen werden soll, ist bisher noch nicht bekannt. Doch für PwC dürfte die Wahl ohnehin de facto gesichert sein, denn in aller Regel wird der erste Vorschlag von der Hauptversammlung angenommen. PwC würde somit die Prüfung für das Geschäftsjahr 2024 übernehmen, das zum 1. Oktober 2023 beginnt.

Damit gewinnt PwC eines der größten und renommiertesten Dax-Mandate. Seinem bisherigen Prüfer EY hatte Siemens zuletzt ein Prüfhonorar von knapp 38 Millionen Euro gezahlt. Für PwC ist das ein wichtiger Erfolg, musste das Big-Four doch im Zuge der Prüferrotation bereits eine Vielzahl namhafter Dax-Mandate wie Deutsche Telekom, Volkswagen oder Bayer abgeben. Es gab allerdings auch Zugewinne wie BMW, Henkel oder Vonovia. Derzeit prüft PwC 14 Dax-Mandate und ist damit inzwischen gleichauf mit KPMG, dem einstigen Marktführer im Dax.

EY hatte Siemens gerade erst wieder gewonnen

Für EY hingegen ist es ein herber Verlust, hatte die Gesellschaft doch erst vor Kurzem noch um das Mandat erfolgreich gekämpft. Hintergrund: Erstmals hatte Siemens den Auftrag 2018 ausgeschrieben, der Grund war damals die neu eingeführte gesetzlich verpflichtende Prüferrotation.

Demnach musste eine Ausschreibung nach spätestens zehn Jahren erfolgen, der alte Prüfer durfte sich aber noch einmal bewerben, um danach noch einmal maximal zehn Jahre zu prüfen. Da EY erst seit 2009 prüfte – davor war KPMG im Zuge des Korruptionsskandals unter Beschuss geraten – durfte sich die Gesellschaft also erneut bewerben und gewann das Top-Mandat auch wieder.

Wäre alles nach Plan verlaufen, hätte EY zehn weitere Jahre prüfen dürfen. Doch dann kam der Wirecard-Skandal und damit das neue Gesetz FISG – und nun müssen Unternehmen ihre Prüfer doch schon nach spätestens zehn Jahren austauschen. Somit musste Siemens erneut ausschreiben und EY das Mandat wieder abgeben.

Wird PwC neuer Prüfer von Siemens Energy und Healthineers?

Und es dürfte nicht der einzige Verlust für EY sein: Denn auch die Töchter Siemens Energy und Siemens Healthineers haben ihre Mandate ab 2024 vor Kurzem neu ausgeschrieben. Zwar führen die beiden Gesellschaften die Prüferauswahl unabhängig voneinander und von Siemens durch. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass die Wahl auch hier auf PwC fallen wird, denn Unternehmen bevorzugen konzernweit einheitliche Prüfer.

Von Healthineers erhielt EY zuletzt knapp 10 Millionen Euro für die Prüfung, von Energy gar 21 Millionen Euro. Damit würde PwC auf einen Schlag ein weiteres Dax40- und MDax-Unternehmen prüfen.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.