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Deloitte wird Prüfer bei der Deutschen Telekom

Deloitte wird Prüfer bei der Deutschen Telekom.
Deloitte wird Prüfer bei der Deutschen Telekom. Foto: Deloitte

Der Wirtschaftsprüfer Deloitte hat offenbar das Prüfungsmandat bei der Deutschen Telekom erhalten. Dies berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Unternehmens- und Branchenkreise. Deloitte selbst wollte das Thema auf FINANCE-Anfrage nicht kommentieren.

Für den Wirtschaftsprüfer wäre die Telekom das vierte Dax-Mandat. Im Rennen um die prestigeträchtigen Prüfaufträge in der obersten Börsenliga hat sich Deloitte lange schwergetan, doch in diesem Jahr ging es voran: Das Telekom-Mandat ist bereits die dritte Zusage eines Dax-Konzerns in diesem Jahr.

Deloitte holt im Dax auf

Erst im August setzte sich die in Deutschland kleinste der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Kampf um das Prüfmandat beim Pharmakonzern Merck durch.

Das Big-Four-Haus gewinnt damit mehr und mehr Anteile in der obersten deutschen Börsenliga. Die anderen beiden Dax-Unternehmen, die ihre Geschäftsberichte zurzeit von Deloitte prüfen lassen, sind die Deutsche Post, die im Mai als Kunde hinzukam, sowie der Pharmakonzern Bayer.

Während Deloitte bei Merck und der Deutschen Post jeweils ab dem Geschäftsjahr 2023 mit dem Prüfen beginnen soll, startet die Arbeit bei der Deutschen Telekom bereits mit dem kommenden Geschäftsjahr. Bayer lässt seine Bücher bereits seit 2015 von Deloitte prüfen.

EY fiel bei der Deutschen Telekom durch

Das Prüfmandat der Deutschen Telekom sorgte in diesem Jahr für Aufsehen. Denn eigentlich hatte der Telekommunikationsriese aus Bonn der WP-Gesellschaft EY den Zuschlag erteilt, dem Haus das Mandat dann aber wegen des Wirecard-Skandals wieder entzogen.

Der Hintergrund: Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Abschlussprüferrotation musste die Telekom das Mandat im März 2019 neu ausschreiben, der bisherige Prüfer PwC durfte sich nicht erneut bewerben. Im Februar 2020 hatte sich der Aufsichtsrat dann auf EY geeinigt und wollte den Aktionären den neuen Prüfer auf der Hauptversammlung 2021 vorschlagen.

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Noch nie war der Wettbewerb zwischen KPMG, PwC, Deloitte und Ernst & Young so hart wie jetzt. Wer schnappt sich die lukrativsten Mandate, wer wächst am stärksten und wer hat die beste Strategie?

Dazu kam es allerdings nicht mehr: Die undurchsichtige Rolle des Prüfers EY im Fall Wirecard nahm der Telekommunikationskonzern zum Anlass, seine Entscheidung über die Mandatsvergabe zu revidieren.

EY sieht sich mit Klagen konfrontiert

EY sieht sich mit einer Vielzahl an Klagen konfrontiert, die die Rolle des Wirtschaftsprüfers in dem Fall durchleuchten sollen. Große finanzielle Einbußen hat EY trotz der angekratzten Reputation im Prüfgeschäft nicht verbuchen müssen. Wie die jüngsten Finanzzahlen von EY zeigen, sind die Umsätze im Geschäft mit Abschlussprüfungen zuletzt sogar um 5,6 Prozent auf 684 Millionen Euro gewachsen. Erst kürzlich hat auch die Deutsche Bank entschieden, ihre Geschäftsberichte künftig von EY prüfen zu lassen. Im Consulting-Geschäft musste EY dagegen ein Minus von 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen.

PwC hat Telekom auch 2021 geprüft

Die Deutsche Telekom musste für die Prüfung der Zahlen in diesem Jahr noch einmal auf den alten Prüfer PwC zurückgreifen. Weil sich die Deutsche Telekom bereits früh um einen Wechsel des Abschlussprüfers bemühte, hätte PwC im Notfall auch noch bis 2023 weiter prüfen können. Dann wäre die gesetzliche Frist zur Prüferrotation von zehn Jahren abgelaufen.

Der designierte Prüfer Deloitte hatte sich bereits bei der ersten Ausschreibung um das Prüfmandat der Bonner bemüht, war damals aber gegen EY unterlegen. Die Wettbewerber zeigten sich aber offenbar hartnäckig: Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, soll EY sich bei der jüngsten Ausschreibung erneut beworben haben, um ein Zeichen zu setzen.

Der jetzige Vorschlag des Telekom-Aufsichtsrats, künftig Deloitte die Bücher prüfen zu lassen, muss von der Hauptversammlung im Frühjahr kommenden Jahres noch bestätigt werden.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de