Vonovia bekommt einen neuen Abschlussprüfer: Ab dem Geschäftsjahr 2023 soll PwC die Bilanzen des Dax-Konzerns absegnen. Das geht aus der Einladung zur Hauptversammlung hervor. Der Immobilienriese wird seinen Aktionären PwC am 29. April als neuen Wirtschaftsprüfer vorschlagen, die Zustimmung gilt als Formalie.
Mit dem prestigeträchtigen Dax-Mandat kann PwC einen weiteren Erfolg verbuchen. Das Big-Four-Haus hat im Zuge der Prüferrotation bereits einige namhafte Mandate gewonnen, darunter Continental, die Deutsche Börse, Henkel oder Linde. Die Neukunden sind für PwC wichtig, denn Verluste gab es ebenfalls. So mussten die Prüfer Volkswagen mit einem beachtlichen Honorar von fast 20 Millionen Euro abgeben. PwC ist gemessen an der Gesamtleistung in der Wirtschaftsprüfung zwar nach wie vor die Nummer 1 in Deutschland, doch im vergangenen Geschäftsjahr ist die Gesamtleistung um fast 9 Prozent auf 767 Millionen Euro stark eingebrochen – auf das Niveau von 2018.
KPMG gibt Vonovia nach 17 Jahren ab
Vonovia wird gemessen am Honorar vermutlich keine krassen Umsatzsprünge ermöglichen – seinem bisherigen Prüfer KPMG zahlte der Immobilienkonzern zuletzt 8,4 Millionen Euro für die Prüfungsleistungen. Vor allem ist aber die Signalwirkung, die von einem Dax-Mandat ausgeht, für PwC nicht zu unterschätzen.
Für KPMG, die Vonovia seit 2005 prüfen, ist in einem Jahr nun Schluss bei dem Immobilienkonzern. Nachdem die Rotationsfrist für Abschlussprüfer im Zuge des Wirecard-Skandals von 20 auf zehn Jahre abgesenkt wurde, musste der Prüferwechsel bei Vonovia früher stattfinden als ursprünglich geplant. KPMG hat im Dax bereits BMW, Henkel, Allianz sowie die Deutsche Bank verloren, hinzu gekommen sind bisher nur E.on und Covestro. Seine Marktführerschaft in der ersten Börsenliga musste KPMG schon an PwC abgeben.
Deloitte blitzte bei Vonovia ab
An dem Vonovia-Mandat hatte neben PwC noch ein weiterer großer Player Interesse: Deloitte hatte sich auch um den Immobilienriesen beworben, ist aber nur Zweitplatzierter geworden, wie aus der Einladung für die Hauptversammlung hervorgeht. Dabei bringt Deloitte Erfahrung in der Prüfung von Immobilienunternehmen mit, Deloitte prüft etwa bei der Hamborner Reit und Patrizia Immobilien. Das kleinste der Big-Four-Häuser hatte in der Vergangenheit oftmals das Nachsehen, wenn es um Dax-Mandate ging, holt zuletzt aber wieder auf: So gingen etwa die Deutsche Post, die Deutsche Telekom und Merck an Deloitte.
Ob sich auch EY um Vonovia bemüht hat, ist nicht bekannt. Aber vermutlich konzentriert sich die Gesellschaft derzeit eher darauf, den Wirecard-Skandal aufzuarbeiten. Spekuliert worden war auch, dass sich ein Next-Six-Haus um Vonovia bewerben könnte, nachdem BDO es geschafft hat, mit SAP ein Dax40-Mandat zu ergattern. Was zunächst dafür sprach: Das Geschäftsmodell eines Immobilienkonzerns ist an sich nicht besonders komplex. Aber da Vonovia nun den Immobilienriesen Deutsche Wohnen geschluckt hat, dürfte der neu formierte Wohnungskonzern doch eine Nummer zu groß für ein mittelständisches Prüfungshaus gewesen sein.
julia.schmitt[at]finance-magazin.de
Julia Schmitt ist Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung, Controlling und Bilanzierung. Julia Schmitt hat einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre und Publizistik und arbeitete während ihres Studiums unter anderem in der Online-Redaktion der ZDF heute.de-Nachrichten.