Interimsmanagement-Provider agieren heute in vielen Punkten transparenter und verlässlicher als noch vor fünf Jahren. Das zeigt eine neue Umfrage des Interimsmanagement-Providers Heuse Interim unter 662 Interimsmanagern. Alle fünf Jahre geben die Manager auf Zeit Auskunft darüber, wie sie die Arbeit der vermittelnden Provider einstufen. Und gegenüber 2017 hat sich das Bild der Branche deutlich verbessert: Auf einer Skala von 1 bis 5 ergab sich ein Mittelwert von 3,96. Das ist ein ganzer Punkt mehr als bei der vorherigen Befragung 2017, als ein Mittelwert von 2,90 erzielt wurde.
Für die Einschätzung konnten Interimsmanager das Angebot von Anbietern im deutschsprachigen Raum in zwölf definierten Kriterien bewerten. Jeder Teilnehmer konnte bis zu fünf Anbieter aus einer vorgegebenen Liste bewerten. Deren Ranking basiert auf dem Mittelwert der Bewertungen in den zwölf Kategorien. In die Auswertung kamen nur Provider, die von mindestens 20 Teilnehmern zu mindestens einer Frage bewertet wurden.
An der Spitze der insgesamt 17 Provider, die 20 und mehr Bewertungen erhalten haben, liegt Management Angels (Wert 4,30), gefolgt von Interim Profis (4,29) und Heuse Interim (4,20). Insgesamt liegen die Provider dicht beieinander: Die ersten acht Häuser erzielen alle eine Gesamtbewertung über dem Wert 4. Am unteren Ende des Rankings sortieren die Befragten Brainforce (3,64), Michael Page (3,53) und Aurum Interim (3,45) ein.
Interimsmanager vergeben Top-Wert für Vertraulichkeit
Zwischen den zwölf Kategorien gibt es allerdings große Unterschiede. Hinsichtlich der Qualität der Proivder-Anfragen an die Interimsmanager scheint die Branche insgesamt einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht zu haben: Sind die Anfragen klar definiert, zum Profil des Interimers passend und ernsthaft? Während die Bewertungen hierzu bei der Befragung 2017 noch bei allen damals im Ranking vertretenen Häusern deutlich unter 4 lagen – und bei einer ganzen Reihe sogar deutlich unter 3 –, liegt der Durchschnitt nun über die 17 betrachteten Provider hinweg bei 4,05. Auch die Professionalität (Gesamtschnitt 4,08) und die Vertraulichkeit (4,37) bewerten die Interimsmanager überdurchschnittlich gut.
Beim Punkt Fairness, mit dem die Interimsmanager die Vertragsverhandlungen und die Konditionen bewerten, haben sich die Anbieter in der Breite um einen Punkt oder mehr verbessert. Besonders groß ist der Sprung bei Robert Half: 2017 stand dort bei Fairness noch der magere Wert von 2,30 zu Buche, für das Jahr 2022 gab es in dieser Kategorie dagegen eine 3,93, was für einen Platz unter den fünf am besten bewerteten Providern in dieser Kategorie reicht. Insgesamt vergeben die Interimsmanager im Bereich Fairness einen Mittelwert von 3,77.
Deutliche Verbesserungen sehen die Befragten auch beim Thema Verlässlichkeit. Unter diesem Kriterium sollen sie bewerten, ob der Provider sie konstruktiv durch ein Projekt begleitet, in Stresssituationen Hilfestellung leistet und Rechnungen pünktlich bezahlt. Von den 17 in diesem Jahr im Ranking vertretenen Häusern waren 16 bereits im Jahr 2017 dabei – und die Interim Profis erzielten damals als einziger Anbieter einen Wert knapp über 3. Dass sich dies stark gewandelt hat, zeigt schon der Mittelwert von 3,78. Die Spanne reicht in diesem Jahr von 4,21 (Management Angels, 2017: 2,82) bis 3,25 (Aurum Interim, 2017: 2,06).
Auslastung der Interimsmanager steigt wieder
Nach einem Einbruch im Corona-Jahr 2020 sind die Interimsmanager im vergangenen Jahr wieder so beschäftigt gewesen wie vor der Pandemie. Das zeigt eine weitere neue Erhebung von Heuse Interim, für die insgesamt 900 Interimsmanager ihre Einschätzung zum Marktgeschehen in der DACH-Region abgegeben haben.
4,5 Projektanfragen
sowie Akquisitionen hatten die Interimsmanager 2021 im Durchschnitt
Ein Ergebnis: Im Jahr 2021 hatten die Teilnehmer nach eigenen Angaben im Schnitt 4,5 Projektanfragen und Akquisitionen – das ist in etwa das Niveau der Jahre 2016 bis 2019, als der Wert zwischen 4,7 und 4,8 pendelte. 2020 war die Auslastung deutlich auf durchschnittlich 3,8 Projektanfragen abgesackt. Über den Jahreswechsel 2021/22 waren 63 Prozent der Teilnehmer in einem Interimsmanagement-Projekt (Vorjahr: 50 Prozent).
Interimsmanager brauchen IT-Expertise
Danach befragt, welche Fähigkeit sie bei ihren Projekten hauptsächlich eingebracht haben, nannten die meisten Interimsmanager Know-how im Bereich IT und Organisation (12 Prozent), dicht gefolgt von Fachwissen im Personalbereich. Doch auch Finanzexpertise ist bei Projekten auf Zeit gesucht: 10 Prozent setzten hauptsächlich ihr Wissen im Finanz- und Rechnungswesen ein, 9 Prozent waren in erster Linie für Controlling zuständig.
Der Einsatz auf Zeit ist offenbar in erster Linie etwas für Berufserfahrene: Der Großteil der Interimsmanager ist zwischen 50 und 60 Jahren alt. Auffallend auch: 89 Prozent sind männlich.
Grund für den Einsatz der Interimsmanager war zuletzt in jedem vierten Fall eine konkrete Projektarbeit, dicht gefolgt von Unterstützung in einer Krise oder Restrukturierung (24 Prozent). Auch personelle Lücken decken die Führungskräfte auf Zeit regelmäßig ab: 23 Prozent wurden zur Überbrückung einer Vakanz geholt, in 19 Prozent der Fälle sollte der Einsatz einen zusätzlichen Managementbedarf abdecken. Die Vermittlung lief den Befragten zufolge in 50 Prozent der Fälle über Interimsmanagement-Provider, knapp jeder vierte Einsatz kam über Empfehlungen und Netzwerke zustande. 16 Prozent ihrer Aufträge ergatterten die Interimsmanager über aktive Eigenakquise.