Die Finanzierung über ein Bankenkonsortium kann vor allem für Mittelständler viele Vorteile bieten. Wer sich über einen Konsortialkredit finanziert, hinter dem eine Bankengruppe steht, sichert sich damit die Finanzierungszusage dieser Banken für einen fest definierten Zeitraum. Das ist übersichtlicher zu managen als eine Vielzahl von bilateralen Kreditverträgen mit verschiedenen Banken, bei denen jeder Vertrag eine eigene Laufzeit, eigene Konditionen und Kündigungsfristen hat. Mit Hilfe eines Konsortialkredits hat beispielsweise die Maschinenbaugruppe M.A.X. Automation kürzlich die Anzahl ihrer Finanzierungspartner von mehr als 30 auf nur noch fünf Banken reduziert.
Doch bei der Auswahl der Häuser sind wichtige Punkte zu beachten, wenn am Ende eine harmonische und handlungsfähige Bankengruppe entstehen soll. Der FINANCE-Ratgeber zeigt, welche Fallstricke beim Bankenkonsortium lauern.
Wie viele Häuser gehören ins Bankenkonsortium?
Die richtige Anzahl an Finanzierungspartnern für das Bankenkonsortium festzulegen, ist eine der wichtigsten Entscheidungen. Erster bestimmender Faktor ist naturgemäß das Volumen der geplanten Finanzierung. Für Unternehmen mit sehr guter Bonität kann es durchaus möglich sein, auch einen dreistelligen Millionenbetrag von einem einzelnen Haus zu bekommen – dann allerdings wäre man stark von dieser Bank abhängig.
Bei einem Konsortialkredit teilen sich die Mitglieder des Bankenkonsortiums den Betrag auf. Viele Banken fühlen sich – abhängig auch von der Bonität des Kreditnehmers – mit Engagements um die 50 Millionen Euro noch wohl. Bei kleineren regional fokussierten Banken kann das Engagement dagegen auf 10 bis 15 Millionen Euro begrenzt sein. Dies ist beispielsweise oft bei Sparkassen und Volksbanken der Fall. Je kleiner der Anteil der einzelnen Banken an der Gesamtsumme der Finanzierung ist, umso größer wird das Bankenkonsortium.
Ein sehr großes Konsortium hat den Nachteil, dass die Abstimmung komplexer wird und die Bankengruppe in der Tendenz an Flexibilität verliert. Zudem wollen die Banken über den Konsortialkredit hinaus am Zusatzgeschäft mit dem Unternehmen verdienen, beispielsweise durch Aufträge aus den Bereichen Cash Management, Risikomanagement, Kapitalmarktfinanzierung oder M&A.
Bei großen Konsortien kann es passieren, dass schlichtweg nicht genug Zusatzgeschäft anfällt, was zu unzufriedenen Bankpartnern führt – der Alptraum jedes CFOs. Viele Finanzchefs setzen daher auf kleinere Konsortien.
Zu wenige Banken sollten sie allerdings auch nicht auswählen, um die Finanzierung auch wirklich breit aufzustellen. Experten raten zu mindestens vier Banken im Bankenkonsortium. Dann kann man im Notfall auch einmal ein Haus austauschen. Ebenfalls wichtig ist ein Blick auf den Verwendungszweck der Mittel. Wer beispielsweise viel Geschäft in Asien macht, sollte eine Bank in das Bankenkonsortium holen, die dort Expertise nachweisen kann.
Für Wettbewerb im Bankenkonsortium sorgen
Insbesondere im Mittelstand gibt es oft über Jahre gewachsene Verbindungen zu einigen Kernbanken, die bei nahezu jeder Transaktion dabei sind. Auch wenn solche Banken gute Chancen auf einen Platz im Bankenkonsortium haben mögen, sollte ein CFO darauf achten, dass sich keine Bank ihrer Sache sicher sein kann. Wer ab und an gezielt neue Bankenpartner in ein Bankenkonsortium einlädt, heizt Wettbewerb und Leistungsbereitschaft an. Oft ist es hilfreich, den Kontakt zu leistungsfähigen Banken zu pflegen, die sich womöglich zunächst nur im kleinen Rahmen engagieren, aber durchaus in der Lage wären, ihr Engagement deutlich auszuweiten.
Ebenso wichtig: Die Häuser innerhalb des Bankenkonsortiums sollten ähnliche Einstellungen und Vorgehensweisen haben. Insbesondere Mittelständler wünschen sich häufig, dass Banken in Krisensituation flexibel reagieren und zu Anpassungen und Kompromissen bereit sind. Zeigt sich ein Teil der Bankengruppe kompromissbereit, während andere Banken strikt auf dem Vertragswerk bestehen, sind Konflikte vorprogrammiert. Schlimmstenfalls zerbricht ein Bankenkonsortium daran.
Auch wenn die Banken unterschiedliche Sichtweisen auf das Unternehmen haben, wird die Zusammenarbeit schwierig. Sieht eine Bank ein deutlich höheres Risiko als die anderen in der Gruppe, wird sie höhere Sicherheiten, höhere Zinsen oder eine andere Finanzierungsstruktur fordern. Auch dies kann zu Konflikten innerhalb des Bankenkonsortiums führen, unter denen letztlich das Unternehmen leiden wird.
Die Rollen im Bankenkonsortium klar verteilen
Sind die richtigen Häuser für das Bankenkonsortium gefunden, gilt es, die führenden Rollen zu verteilen. Wer als Bank eine führende Rolle in der Bankengruppe ergattert, hat oft auch den besten Zugriff auf das begehrte Zusatzgeschäft.
Um Unruhe zu vermeiden, sollten Mittelständler früh klarstellen, wer im Bankenkonsortium eine führende Rolle einnimmt. Und sie sollten sich selbstkritisch fragen, wie viel Zusatzgeschäft sie den Banken bieten können und wollen. Wer viel Cross-Selling-Potential bietet, kann mit besseren Konditionen beim Konsortialkredit rechnen. Umgekehrt droht Unruhe im Bankenkreis, wenn ein CFO im Vorfeld mehr verspricht, als er hinterher beim Zusatzgeschäft halten kann.
In jeder denkbaren Konstellation ist es wichtig, die Rahmenbedingungen zur Bonität des Unternehmens, zu seinen Finanzkennzahlen, aber auch zum möglichen Zusatzgeschäft von vornherein offenzulegen. Wer klare Ansprechpartner und Verantwortlichkeiten auf beiden Seiten benennt und das Vorhaben gut strukturiert, kann sein Bankenkonsortium binnen weniger Monate zusammenstellen – und auf Jahre hinaus gut damit fahren.
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