Die Privatbank Hauck & Aufhäuser geht an das chinesische Investmenthaus Fosun. Die Beteiligungsgesellschaft hat den Eigentümern ein bindendes Angebot vorgelegt, das vom Aktionärsausschuss der Bank angenommen wurde. Die dort vertreten Aktionäre halten rund 80 Prozent der Anteile an der Privatbank. Unter den Eigentümern sind viele deutsche Unternehmer und Unternehmerfamilien, zum Beispiel Solarworld-Chef Frank Asbeck und Ex-Merck-CEO Hans Joachim Langmann. Noch steht die Prüfung der Transaktion durch die Aufsichtsbehörden aus. Sobald diese erfolgt ist, soll die Bank zum frühestmöglichen Zeitpunkt an den neuen Besitzer übergehen.
Fosun zahlt nur Mini-Prämie auf den Buchwert von Hauck & Aufhäuser
Falls alle Aktionäre dem Angebot zustimmen, beläuft sich der Kaufpreis auf 210 Millionen Euro. Das ist ausgesprochen wenig für eine über 200 Jahre alte Bank mit einer Bilanzsumme von rund 2,8 Milliarden Euro. Gleichwohl lag das bilanzierte Eigenkapital Ende 2014 nur bei gut 170 Millionen Euro. Damit bezahlen die Chinesen einen leichten Aufschlag auf den Buchwert. Da bei Privatbanken wie Hauck & Aufhäuser im Anlage- und Kreditbuch aber in der Regel keine großen Verlustquellen schlummern, wirkt die Prämie vergleichsweise gering. Sie reflektiert die schwache Profitabilität der Bank: 2014 verdient Hauck & Aufhäuser unterm Strich lediglich 4,7 Millionen Euro, auch im Jahr davor fiel der Gewinn mit 7 Millionen Euro in Relation zur Bilanzsumme bescheiden aus.
Mit der Übernahme der Frankfurter Privatbank setzt Fosun sein Engagement im deutschen Bankenmarkt fort. Der Investor ist bereits mit etwa 20 Prozent an der Frankfurter BHF-Bank beteiligt. Das chinesische Investmenthaus will durch die Übernahme seinen Zugang zum europäischen Markt verbessern. Fosun sieht genauso wie Jochen Lucht, persönlich haftender Gesellschafter von Hauck & Aufhäuser, große Chancen, nun verstärkt chinesische Kunden zu gewinnen. „Gemeinsam mit Fosun werden wir unser Angebot stärker internationalisieren, die Digitalisierung vorantreiben und unsere Marktposition weiter ausbauen“, kündigte Lucht an.
Fosun will Brücke nach China sein
Das Investmenthaus Fosun, das häufig als chinesischer Warren Buffet betitelt wird, ist in Deutschland im Moment sehr aktiv. Die Chinesen haben erst vor wenigen Wochen 9 Prozent der Aktien von KTG Agrar übernommen und sind seitdem hinter der Gründerfamilie Ams der zweitgrößte Aktionär des Agrarunternehmens. In den nächsten drei Jahren hat Fosun eine Option, den Anteil auf bis zu 20 Prozent zu erhöhen. Auch KTG will mit Fosuns Hilfe nach China expandieren.
Dem Modehaus Tom Tailor hat Fosun bereits Türen in China geöffnet. Fosun hat im August 2014 rund 23 Prozent an Tom Tailor übernommen und das Modehaus bei der kürzlich erfolgten Refinanzierung unterstützt, wie Tom-Tailor-CFO Axel Rebien berichtete.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.