Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) hat sich im Streit mit einigen ihrer Eigentümer durchsetzen können und die Freigabe für die erste Phase ihres geplanten IT-Projektes zur Einführung einer neuen Bankensteuerung erhalten. Bis zum Jahr 2026 sollen demnach „wesentliche Prozesse im Finanzwesen, schwerpunktmäßig im Rechnungswesen, in den Berichtswegen zur Bankenaufsicht sowie im Risikocontrolling grundlegend modernisiert werden“, heißt es in einer Mitteilung der Bank.
Zuletzt hatte die Bankenaufsicht der EZB Mängel in der Risikoüberwachung moniert. Mit der neuen Software wird die NordLB nach eigenen Angaben „neue aufsichtsrechtliche Anforderungen erfüllen, wie sie zukünftig alle vergleichbaren Banken abzudecken haben.“
Konflikt mit Sparkassen und Landesbanken um IT
Allerdings sollte die Einführung der neuen Bankensteuerungssoftware bis zu 500 Millionen Euro kosten. Dieser Preis war einigen Eigentümern aus Kreisen der Landesbanken und Sparkassen zu hoch. Wie viel die Implementierung der neuen Software nun kosten wird, gab die Bank nicht bekannt. Die Nachrichtenagentur Reuters will erfahren haben, dass die erste Stufe mit rund 100 Millionen Euro zu Buche schlagen wird.
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Die NordLB hatte durch faule Schiffskredite in den 2010er-Jahren hohe Verluste verzeichnet und musste im Jahr 2019 gerettet werden. Dafür wurden unter anderem die beiden Treuhandgesellschaften Fides Gamma und Fides Delta gegründet. Fides Gamma versammelt die Sparkassen, die außerhalb von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sitzen, Fides Delta die Landesbanken. Gemeinsam halten die beiden Treuhandgesellschaften etwa 24 Prozent der Anteile. Das Land Niedersachsen besitzt 60 Prozent der Anteile. Wichtige Entscheidungen erfordern eine Mehrheit von 80 Prozent der Anteilseigner.
Im Verlauf des Konflikts um die neue Bankensteuerungssoftware hatte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil damit gedroht, die Partnerschaft mit den Sparkassen zu beenden. Das konnten sich die Sparkassen außerhalb Niedersachsens und Sachsen-Anhalts unter bestimmten Konditionen durchaus vorstellen.
„Es ist gut, dass die Bank nun das Projekt zur Erneuerung der Banksteuerung starten kann“, kommentiert der niedersächsische Finanzminister und Aufsichtsratsvorsitzende der NordLB Gerald Heere nun die Entscheidung für die neue IT.
NordLB befindet sich in der Transformation
Erst im Juni 2023 hatte die NordLB ihr Firmenkundengeschäft umgebaut, um die Zusammenarbeit mit den niedersächsischen Sparkassen zu verbessern. Diese begrüßten die Neuaufstellung.
Im aktuellen FINANCE-Banken-Survey 2023 sah gerade einmal 1 Prozent der Befragten die NordLB als führend im deutschen Firmenkundengeschäft an. Damit rangieren die Hannoveraner auf Rang 16.
Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.