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Top-Firmenkundenbanker geben sich optimistisch für 2021

Mit der Podiumsdiskussion „New Normal im Firmenkundengeschäft – worauf es jetzt ankommt“ startete die „Structured FINANCE Digital Week“.
F.A.Z. Business Media GmbH/A. Varnhorn

Zum Start der diesjährigen „Structured FINANCE E-Paper Week“ diskutierten Top-Bankern über die Auswirkungen der Coronakrise auf das Firmenkundengeschäft. Die Diskussion wurde aus dem Studio in Frankfurt übertragen, angesichts der Beschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie findet die Kongressmesse für Unternehmensfinanzierung erstmals als viertägige digitale Version statt.

Zum Thema „New Normal im Firmenkundengeschäft  – worauf es jetzt ankommt“ lud FINANCE-Chefredakteur Markus Dentz sechs Vertreter der Top-10-Firmenkundenbanken in Deutschland ein. Im Frankfurter FINANCE-Studio fanden sich Markus Beumer, Vorstandsmitglied der Hypovereinsbank, Stephan Ortolf, Bereichsleiter Zentralbereich Firmenkundengeschäft der DZ Bank, Joachim Erdle Leiter Corporate Finance der LBBW und Frank Vogel, CEO Corporate & Institutional Banking der BNP Paribas in Deutschland, ein. Außerdem wurden Robert Schindler, Bereichsvorstand Firmenkunden Mittelstandsbank Süd bei der Commerzbank und Michael Bücker, Vorstand der BayernLB für Corporate und Financial Markets, live aus München dazu geschaltet.

Zunächst ließen die Bankmanager die Situation im Frühjahr Revue passieren. BayernLB-Vorstand Bücker bezeichnete die tiefste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg als Dark Hour: „Auch für die Banken waren die Commercial-Paper- und Kapitalmärkte zeitweise dicht“, berichtete er. Gleiches galt für den Interbanken-Markt. Allerdings habe das beherzte Eingreifen der Regierung und der Institutionen recht schnell für Zuversicht an den Anleihemärkten gesorgt. Anders als im Jahr 2008 seien die Banken diesmal nicht die Verursacher der Krise gewesen, sondern hätten als Lösungsgeber fungiert – darüber herrschte Einigkeit.

Banker loben Corona-Hilfen der KfW

Robert Schindler von der Commerzbank lobte die KfW-Programme der Bundesregierung und die Förderungsprogramme der Länder: Diese hätten klar gemacht, dass es keine Liquiditätsengpässe geben werde. Viele Unternehmen hätten die Staatshilfen als Vorsorgemaßnahme geprüft und teils genutzt. Stephan Ortolf sprach von über 40.000 Anträgen mit einem Gegenwert von deutlich mehr als 10 Milliarden Euro allein bei der DZ Bank.

Während bei mittelständischen Unternehmen der Trend zu KfW-Krediten ging, griffen größere Unternehmen eher zu kurzfristigen Bankkrediten mit Laufzeiten von ein bis zwei Jahren. Auch Hypovereinsbank-Vorstand Markus Beumer berichtete von einer sehr große Antragswelle, sowohl von kleinen als auch großen Unternehmen. Die Nutzung der KfW-Linien liege indes noch nicht bei 100 Prozent. „Die großen Engpässe sind ausgeblieben, stattdessen erleben wir eine Liquiditätsschwemme“, so sein Resümee.

Via TED-Umfrage konnten sich Teilnehmer in die Diskussion einbringen. Gefragt nach der Reaktion der Hausbanken, war die große Mehrheit mit dem Verhalten ihrer zu Beginn der Krise zufrieden. Die Hälfte aller Befragten stimmte für „überwiegend kooperativ“, 34 Prozent erlebten die Geldhäuser sogar „komplett kooperativ“. Lediglich 13 Prozent sahen ein gemischtes Bild, nur 4 Prozent waren mit ihren Hausbanken unzufrieden.

Corona beschleunigt Digitalisierung im Banking

Auf die Arbeitsabläufe während der Coronakrise angesprochen, schilderte Joachim Erdle von der LBBW, dass viele Kollegen auch am Wochenende arbeiten mussten. Die Kommunikation habe sich vom Telefon hin zu Videokonferenzen verlagert. Zudem mussten die rechtlichen Rahmenbedingungen speziell bei digitalen Signaturen neu bewertet werden.

Markus Beumer ergänzte, dass bei der Hypovereinsbank Aufzeichnungspflichten bei Videocalls Rechnung getragen werden mussten und Mitarbeiter Handelsgeschäfte nicht aus dem Homeoffice tätigen konnten. Durch die Erfahrungen der Mutter Unicredit, die in Italien früh mit Covid konfrontiert worden war, sei man sensibilisiert gewesen. Dennoch sei das Sichern der Belegschaft samt Fiebermessen und anderen Maßnahmen eine logistische Herausforderung. Auch für Commerzbanker Schindler gibt es beim Ausbau der eigenen digitalen Plattform für Unternehmenskunden noch Potential. 

Nachhaltigkeit bleibt im Fokus

Im weiteren Verlauf konfrontierte FINANCE-Chefredakteur Markus Dentz die Bankerrunde mit dem Eindruck einiger Treasury-Chefs, dass die Geldhäuser zunehmend risikoavers agierten. „Die Coronakrise war ein Stresstest für die Banken-Kunden-Beziehung“, räumte Frank Vogel von der BNP Paribas ein. Sicherlich müsse man auf die Kreditsituation noch stärker schauen, allerdings habe man teilweise die Liquidität der Kunden fast verdoppelt, so Vogel.

Michael Bücker bezeichnete die BayernLB als finanzierungsbereit, dennoch müsse man derzeit zwischen den Branchen differenzieren. Auch die LBBW, traditionell in Baden-Württemberg stark in der Automobil- und Maschinenbauindustrie exponiert, schaue genauer hin, ob die Transformation bei den Kunden im Automobilsektor und Zuliefererbereich laufe. „Hier ist Corona als Trendbeschleuniger zu sehen“, sagte Joachim Erdle.

Auf den Megatrend Green Finance angesprochen, stimmten alle Banker unisono ein, dass die Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit nicht aus den Augen verloren hätten – trotz Corona. Nachhaltigkeit sei neben der digitalen Transformation ein bedeutender Trend, bei dem auch die Kreditinstitute ihren Beitrag leisten müssen, so der grundsätzliche Tenor.

Banker geben sich optimistisch für 2021

„Die wahre Belastung kommt mit dem kommenden Jahr, wenn die Ratings runtergehen und Covenants getestet werden“, glaubt Robert Schindler von der Commerzbank. Mit Blick auf das kommende Jahr gaben sich Bankenmanager dennoch überwiegend optimistisch: So gingen sie überwiegend davon aus, dass der deutsche Mittelstand gestärkt aus der Krise gehen werde.

BNP-Paribas-Experte Frank Vogel rechnet mit einer Welle von Kapitalerhöhungen und M&A-Aktivitäten. „Nach der Fremdkapitalfinanzierung sehen wir fürs nächste Jahr vor allen Dingen Hausaufgaben beim Thema Eigenkapital und eine Re-Ajustierung des Verschuldungsgrades“, so Vogel. Für DZ-Banker Stephan Ortolf ist indes schon der derzeitigen Krise verarbeitet. „Die Reratings passen sich an, wir werden Wachstum sehen“, so seine Prognose.

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de