Neben dem in Teil 1 unserer Serie Karriereturbo Weiterbildung behandelten MBA gibt es noch zahlreiche andere Zusatzqualifikationen. Eine davon ist der sogenannte Chartered Financial Analyst, kurz CFA. Eigentlich richtet sich das CFA-Programm an Mitarbeiter aus Banken, Investmentfirmen, Versicherungen und Private Equity-Häusern, d.h. insbesondere an Vermögensverwalter, Portfoliomanager, Finanzanalysten, professionelle Investoren und Investmentexperten. Aber das CFA Institute hat inzwischen erkannt, dass das Programm breiter gestaltet werden muss. Analysten und Portfoliomanager machen inzwischen nur noch jeweils ein Viertel der weltweit knapp 116.000 CFA Charterholder (Stand Juni 2014) aus.
CFA Charterholder in Dax und MDax beschäftigt
„In Deutschland findet man eine wachsende Anzahl an CFA Charterholdern in Dax- und MDax- sowie in Immobilienunternehmen“, sagt Susan Spinner, Geschäftsführerin der CFA Society Germany, der über 2.000 Mitglieder angehören. „Wir haben CFOs, Treasurer, Risikomanager, Corporate-Finance-Mitarbeiter und IR-Manager als Mitglieder.“ Zu den Unternehmen, die CFA Charterholder beschäftigen, gehören beispielsweise die Airbus Group, BASF, Bayer, BMW, E.on, Fresenius, Siemens, K+S, ThyssenKrupp und VW.
Die erste CFA-Prüfung wurde in Deutschland im Jahr 1996 in Frankfurt angeboten, was zeigt, dass der CFA-Titel hierzulande noch eine recht junge Zusatzqualifikation ist. In den 14 Jahren seit Gründung des deutschen Lokalverbands sind der CFA Society Germany zufolge 7 Prozent der hiesigen Absolventen in eine Chief-Level-Executive-Position aufgestiegen. Unter den in unserem FINANCE-CFO-Almanach vertretenen Finanzchefs findet sich keiner, der einen CFA-Titel hält.
Dennoch: „Der CFA-Titel ist ein Karrierebeschleuniger“, sagt Spinner. Damit dürfte er sich früher oder später ebenfalls auf das Gehalt auswirken. Doch wie schon beim MBA lässt sich der monetäre „Gegenwert“ eines CFA-Titels nicht ad hoc genau beziffern – auch hier spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle wie etwa der danach eingeschlagene Karrierepfad oder das Geschick bei den Gehaltsverhandlungen.
Unterschiede zwischen MBA und CFA
Doch welche Unterschiede gibt es eigentlich zwischen einem MBA und einem CFA? „Im Gegensatz zu einem eher generalistischen MBA-Programm ist der CFA dezidiert auf die Anforderungen in der Finanzbranche ausgerichtet“, heißt es seitens der CFA Society Germany, die die CFA-Titelträger in Deutschland vertritt. Es werden unter anderem Themen wie Kapitalmarktethik und -regulierung, quantitative Finanzanalyse von Aktien, Renten, alternativen Kapitalanlagen und Derivate, Bilanzierungsrichtlinien und Corporate Finance vermittelt.
Zudem müssen sich die angehenden CFA-Kandidaten die Materie im Gegensatz zum MBA, der berufsbegleitend oder im Vollzeitstudium erworben werden kann, selbst aneignen. Das CFA Institute rät den interessierten CFA-Kandidaten lediglich pro Examen mindestens 300 bis 400 Stunden zur Vorbereitung einzukalkulieren – je nach Vorkenntnissen. „Durch das Selbststudium sind die Kosten für die Weiterbildung verglichen mit einer schulisch organisierten Qualifizierungsmaßnahme wie dem MBA um ein Vielfaches niedriger“, sagt Spinner.
Der Nachteil: eine hohe Durchfallquote bei den CFA-Examina. Dem CFA Institute zufolge haben in diesem Jahr weltweit 54 Prozent der insgesamt knapp 26.900 Kandidaten die dritte und entscheidende Prüfung zum Chartered Financial Analyst bestanden. „Länderspezifische Zahlen veröffentlicht das CFA Institute nicht, aber wir wissen, dass die Erfolgsquote der diesjährigen 2.656 Prüflinge in Deutschland deutlich höher ist“, sagt Spinner.
Die Prüfungen finden an rund 200 Prüfungsorten rund um den Erdball zeitgleich in englischer Sprache statt. „Dieser international einheitliche Standard sorgt dafür, dass der CFA als eine Art weltweiter Finanzpass gilt und überall als gleichermaßen hochwertig anerkannt wird“, sagt Spinner weiter.
Info
Insgesamt sind im Jahr 2014 rund um den Erdball 118.683 Kandidaten verteilt auf 255 Prüfungszentren in 196 Städten und 91 Ländern zu einer CFA Prüfung angetreten; 54.758 hatten Erfolg.
Erfolgsquoten nach Level:
Level I: 44.796 Kandidaten weltweit, davon haben 46 Prozent (19.592) bestanden.
Level II: 47.005 Kandidaten weltweit, davon haben 42 Prozent (20.644) bestanden.
Level III: 26.882 Kandidaten weltweit, davon haben 54 Prozent (14.532) bestanden.
Von allen 118.683 Kandidaten weltweit haben damit letzendlich 46 Prozent (54.768) bestanden.
Quelle: CFA Institute
Mehrere Voraussetzungen vor Tragen des CFA-Titels zu erfüllen
Um den CFA-Titel tragen zu dürfen, müssen die Finanzspezialisten aber nicht nur mindestens vier Jahre Berufserfahrung nachweisen und die drei Examina bestehen, sondern auch Mitglied im CFA Institute sein. Die Mitgliedschaft beim CFA Institute kostet 275 US-Dollar (rund 220 Euro). Optional kommen noch 100 US-Dollar (knapp 80 Euro) für die Zugehörigkeit bei der CFA Society Germany hinzu. Daneben müssen die CFA-Titelträger jedes Jahr aufs Neue bekennen, einem strikten Ethik-Kodex in ihren beruflichen Tätigkeiten Folge zu leisten (Professional Code of Conduct). Ohne dieses Bekenntnis verfällt die Berechtigung zum Tragen des Titels.
Info
Das Chartered-Financial-Analyst-Programm (CFA-Programm)
Anbieter: CFA Institute
Inhalte: Kapitalmarktethik und -regulierung, professionelle Richtlinien der Investmentbranche, fundamentale und quantitative Finanzanalyse (Aktien, Renten, alternative Kapitalanlagen, Derivate), Bilanzierungsrichtlinien, Corporate Finance, Portfoliomanagement, Vermögensplanung, Performance-Messung
Aufwand: Ausbildungsdauer rund 3 bis 5 Jahre, drei Examensstufen (pro Jahr max. 1 Level), 17.000 Seiten Lehrinhalte; circa 900 Vorbereitungsstunden, 18 Stunden Examen (drei jeweils sechsstündige Prüfungen)
Voraussetzungen für das Tragen des CFA Titels: Mindestens vierjährige Berufserfahrung, Bestehen aller Prüfungsteile des CFA Programms (Level I, II, III), schriftliche Anerkennung der Ethik- und Branchenstandards des CFA Institute, Mitgliedschaft beim CFA Institute
Kosten des Programms: rund 3.700 US-Dollar (knapp 3.000 Euro)
Quelle: CFA Society Germany
Info
Weitere Informationen zu anderen Zusatzqualifikationen finden Sie auf unserer Themenseite Weiterbildung im Finanzbereich.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.