Wolfgang Schäfer ist nicht mehr CFO von Continental. Der 62-Jährige verlor sein Amt nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am frühen Mittwochabend. Seinen Abgang stellt der Autozulieferer aus Hannover in den Kontext der Affäre um die Manipulation von Dieselmotoren, in die offenbar auch Continental verstrickt ist.
Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt in dieser Sache, Schäfer war dafür zuständig, den Fall intern aufzuklären und für eine Kooperation mit den Staatsanwälten zu sorgen. Ihm unterstanden unter anderem die Bereiche Recht und Compliance. „Continental kooperiert rückhaltlos mit der Staatsanwaltschaft Hannover“, betonte der Konzern im Zusammenhang mit Schäfers Abgang. In der Vergangenheit hatten die Ermittler auch schon Durchsuchungen bei Conti durchgeführt.
Kein Dank für Wolfgang Schäfer
Schäfers abrupter Abgang wirft eine Reihe von Fragen auf. Die erste ist, warum die Dieselermittlungen jetzt noch personelle Konsequenzen haben, obwohl der eigentlich betroffene Geschäftsbereich – die Antriebssparte Vitesco – im September abgespalten wurde.
Die zweite betrifft die Rolle Schäfers. Er gilt eigentlich als integer und penibel. Doch obwohl er fast zwölf Jahre lang die Finanzabteilung des Dax-Konzerns führte, fehlt nun in der Mitteilung zu der Trennung jeglicher Dank an Schäfer. Sowohl CEO Nikolai Setzer als auch Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle betonen nur, wie wichtig ihnen anständiges Handeln, eine lückenlose Aufklärung der Abgasaffäre und eine „Null-Toleranz-Philosophie“ auf diesem Themenfeld seien.
Schäfer genoss nicht mehr den Rückhalt des Kapitalmarkts
Schäfer galt aber auch schon vor der überraschenden Trennung als angezählt. Vor allem der Kapitalmarkt zeigte sich von seinem bedächtigen Vorgehen nach Ausbruch der Coronakrise irritiert. Spätestens nach dem Aufstieg des dynamisch auftretenden Nikolai Setzer zum Konzernchef vor rund einem Jahr galt der Finanzveteran Schäfer als Auslaufmodell.
Er versprühe keine Aufbruchstimmung und Dynamik, lauteten die Vorbehalte in Investorenkreisen. Es wurden vermehrt Stimmen vernehmbar, die fragten, ob Schäfer tatsächlich noch bis zu seinem Vertragsende in der zweiten Jahreshälfte 2024 CFO bleiben solle. Dann wäre Schäfer 65 Jahre alt gewesen. Bevor er Anfang 2010 CFO bei Conti wurde, war Schäfer acht Jahre lang CFO des Autozulieferers Behr.
Katja Dürrfeld rückt übergangsweise auf
Wer Schäfers Nachfolge als Conti-CFO antritt, ist unklar – der Konzern muss sich erst auf die Suche nach einem neuen Finanzchef machen. Übergangsweise übernimmt CEO Setzer zentrale Aufgaben des abgetretenen CFOs.
Unterstützt werden soll er von Katja Dürrfeld, der Leiterin Finanzen der Konzerntochter Contitech. Diese soll interimistisch die Leitung der Bereiche Finanzen, Controlling und IT übernehmen und an Setzer berichten. Die Finanzmanagerin begann im April 1997 ihre Karriere bei Conti und hat – bis auf einen kurzen dreieinhalbjährigen Abstecher zu Beginn der 2000er-Jahre – ihr gesamtes Berufsleben in dem Konzern verbracht.
Das CFO-Beben hat auch Folgen für den Aktienkurs von Continental. Wegen der nun wieder aufgeflammten Furcht, der Konzern könne doch tiefer in die Abgasmanipulationen seiner Kunden verstrickt sein als das Unternehmen behauptet, bricht der Aktienkurs ein. Nachbörslich sackten die Papiere zeitweise um fast 10 Prozent ab. In den heutigen Handel starteten sie mit einem Kursabschlag von knapp 5 Prozent, erholten sich dann aber wieder leicht.