Schaeffler muss sich schon wieder einen neuen CFO suchen: Diesmal will Finanzchef Dietmar Heinrich seinen im nächsten Juli auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das Unternehmen gibt für diese Entscheidung „persönliche Gründe“ an.
Erst im August 2017 ist Heinrich zum Finanzchef des Automobil- und Industriezulieferers aufgestiegen. Schon damals war Heinrich seit 22 Jahren im Konzern, er arbeitete auf diversen Stationen im Finanz- und Controlling-Bereich. Unmittelbar vor seinem Aufstieg zum CFO leitete der heute 55-Jährige das Europageschäft.
Auffallend ist, dass Heinrich sich in der offiziellen Unternehmensmitteilung nicht selbst zu seinem Abgang äußert. Dort listet CEO Klaus Rosenfeld, bis 2015 noch selbst Finanzvorstand, die Verdienste seines Nach-Nachfolgers auf: „Dietmar Heinrich hat das Finanzressort gestärkt, die Kapitalmarktkommunikation verbessert und dazu beigetragen, Effizienzprogramme umzusetzen.“
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Gemischte Bilanz für Dietmar Heinrich
Heinrich führt das Finanzressort in einer schwierigen Zeit. Die Absatzeinbrüche im weltweiten Automarkt, zu hohe Kosten und diverse Gewinnwarnungen sorgten für eine schwache Performance der Schaeffler-Aktie: Notierte das Papier zu Heinrichs Amtsantritt noch bei 12 Euro, halbierte es sich in Heinrichs ersten zwei Amtsjahren bis auf 6 Euro. Dieser Tiefstand wurde Mitte August verzeichnet.
Doch seitdem erholt sich die Aktie: Allein heute gewinnt sie 10 Prozent auf 8,70 Euro, weil die gleichzeitig mit Heinrichs Weggang verkündeten Quartalszahlen nicht so schlecht ausfielen wie befürchtet. Allerdings gehört zur Einordnung von Heinrichs Bilanz auch die Tatsache, dass die Papiere der meisten anderen Autozulieferer sich seit Mitte 2017 noch schlechter entwickelten als die Schaeffler-Aktie.
Heinrichs Bilanz (Schaeffler-Aktie seit seinem Amtsantritt)
Schon Ulrich Hauck verließ Schaeffler vorzeitig
Trotzdem weckt die Personalie Fragen, ist Heinrich doch schon der zweite Rosenfeld-Nachfolger, der noch während seiner ersten Vertragslaufzeit die Segel streicht. Sein Vorgänger Ulrich Hauck hatte im Frühjahr 2017 ebenfalls angekündigt, seinen im Folgejahr auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Die Entscheidung fiel fast zum identischen Zeitpunkt wie jetzt bei Heinrich, nach gut zwei Jahren im Amt. Schon wenige Wochen später ging Hauck von Bord. Inzwischen ist er CFO des wesentlich kleineren börsennotierten Autozulieferers STS.
Ob auch Heinrich nun schon in Kürze abgelöst werden wird, lässt Schaeffler offen. Die Nachfolgeregelung werde „zu gegebener Zeit bekanntgegeben“, erklärte das Unternehmen.
Heinrich will das Geld zusammenhalten
Erkennbar ist allerdings, dass Schaeffler in der aktuellen Phase Ruhe an der Spitze des Finanzressorts gut gebrauchen könnte. Das zeigen die am heutigen Dienstagmorgen vorgelegten Neunmonatszahlen. Obwohl es dem Konzern trotz der Automobilkrise gelang, den Umsatz mit knapp 11 Milliarden Euro konstant zu halten, ging der operative Gewinn (Ebit) vor Sonderposten von 1,15 Milliarden auf 883 Millionen Euro zurück. Die Ebit-Marge fiel von 10,7 im Vorjahreszeitraum auf 8,1 Prozent. Im Geschäft mit Automobilkonzernen, das fast zwei Drittel des Konzerns ausmacht, fiel sie sogar auf 5,5 Prozent.
Bis vor wenigen Jahren konnte Schaeffler noch regelmäßig zweistellige Ebit-Margen erwirtschaften. Aber inzwischen leidet das fränkische Familienunternehmen an zu hohen Kosten und zeitgleich anfallenden massiven Aufwendungen für den Aufbau der Elektromobilitätssparte. In diesem Jahr verschärfte das Management die Kostensenkungsprogramme ein weiteres Mal – einer der Architekten dieser Programme ist der designierte Ex-Finanzchef Heinrich.
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Auf den letzten Metern seiner Zeit bei Schaeffler will Heinrich sich darauf konzentrieren, die Liquidität zu stärken: „Im vierten Quartal werden wir die Investitionsquote weiter zurückführen und uns auf die Generierung von Cashflow konzentrieren“, lässt sich der scheidende Finanzchef zitieren. Auf Schaeffler lasten Nettofinanzschulden von etwas mehr als 2,8 Milliarden Euro. Das entspricht fast genau der Höhe des Eigenkapitals, das der Industriekonzern ausweist.
Wegen des Margenverfalls muss Schaeffler um sein gerade erst zurückerkämpftes Investmentgrade-Rating zittern. Die Ratingagentur S&P hat das Rating von BBB- vor drei Monaten auf „Ausblick negativ“ gestellt.
Info
Mehr über die Schaeffler-CFOs lesen Sie in den FINANCE-Köpfe-Profilen von Dietmar Heinrich, seinem Vorgänger Ulrich Hauck und dem heutigen Konzernchef Klaus Rosenfeld. Mehr zu dem familiengeführten Automobilzulieferer lesen Sie auf unserer Themenseite zu Schaeffler.