Zalando verliert einen langjährigen Vorstand: Co-CEO Rubin Ritter will im kommenden Jahr beim Modeversandhändler aufhören. Ritter wolle seine Vorstandstätigkeit zur ordentlichen Hauptversammlung 2021 beenden, teilte das Berliner Unternehmen am Sonntagabend mit. Eigentlich läuft sein Vertrag noch bis November 2023.
„Ich möchte mich nun mehr meiner wachsenden Familie widmen. Meine Frau und ich sind uns einig, dass in den kommenden Jahren ihr Beruf Priorität haben soll“, begründete Ritter seine Entscheidung. Für die eigene Zukunft wünschte er sich zugleich „mehr Freiraum, neue Interessen jenseits von Zalando“ zu verfolgen. Eines dieser Interessen könnte die „Z Foundation“ sein. Ritter hatte die Plattform jüngst gemeinsam mit seinen Co-CEOs David Schneider und Robert Gentz gegründet, um philanthropische Projekte aufzubauen.
Ritter ist seit 2010 Zalando-CEO
Der gerade einmal 38-jährige Manager kann auf eine mehr als elfjährige Karriere beim MDax-Konzern zurückblicken. Der ehemalige McKinsey-Berater fungierte seit dem Jahr 2010 neben den beiden Gründern Schneider und Gentz als gleichberechtigter Vorstandschef. In dieser Rolle hatte er unter anderem die Verantwortung für die Finanzen inne. Im April 2019 wurde ein eigenständiges CFO-Ressort geschaffen: Ritter übergab er das Finanzressort an Zalando-Eigengewächs David Schröder, um sich der strategischen Ausrichtung des Unternehmens zu widmen.
Unter seiner Ägide erreichte das 2008 gegründete Unternehmen im Jahr 2012 für die DACH-Region erstmals die Gewinnzone. Im Jahr 2014 folgte der IPO, seit Juni 2015 gehört die Aktie des Versandhändlers zur MDax-Familie. Die geplante Dax-Erweiterung auf 40 Titel sollte Zalando in die oberste Börsenliga aufsteigen lassen.
„Der Einfluss von Rubin auf den Zalando-Erfolg lässt sich nicht in Worte fassen. Wir werden ihn als strategischen Denker und Führungskraft sehr vermissen“, ließ sich Robert Gentz zitieren. Und David Schneider ergänzte: „Rubin ist für viele in unserem Unternehmen ein Vorbild. Wir verdanken ihm viel, als Geschäftspartner und als Freund. Ich bin sicher, dass er uns auch in der Zukunft weiterhin begleiten wird.“ Der Aufsichtsrat setze darauf, dass Ritter dem Unternehmen auch langfristig eng verbunden bleiben wird, vermeldet das Unternehmen, ohne diese Verbundenheit näher zu konkretisieren.
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Zalando: Vom Start-up zum Leader
Robert Gentz und David Schneider werden nach dem Ausscheiden von Rubin Ritter das Unternehmen weiter als Co-CEOs führen. „Ich werde Zalando zu einem Zeitpunkt verlassen, an dem das Unternehmen sein Wachstum weiter beschleunigt und für die Zukunft nach wie vor bestmöglich aufgestellt ist. Die Rolle von Zalando in der europäischen Wirtschaft wird weiter wachsen,“ sagte Ritter. Er wolle bis seinem Abschied die Umsetzung der Strategie weiter mit Hochdruck vorantreiben. Für den nötigen finanziellen Spielraum sorgen unter anderem die zwei im Juli 2020 platzierten Wandelanleihen über 1 Milliarde Euro.
Aus dem ehemaligen Startup ist mittlerweile Europas dominierende Online-Plattform für Mode und Lifestyle geworden, welche inzwischen mit rund 14.000 Beschäftigten ein jährliches Bruttowarenvolumen von über 10 Milliarden Euro umsetzt.
Zalando-CEO Ritter ist Multimillionär
Zuletzt konnte das Unternehmen vom veränderteren Einkaufsverhalten durch die Coronavirus-Pandemie profitieren. So stieg der Umsatz im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreswert um fast 22 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg von 6 auf 118 Millionen Euro. Auch für die Zukunft geben sich die Berliner optimistisch und hoben die Gesamtjahresprognose an: Statt 15 bis 20 Prozent geht das Unternehmen von einem bis zu 22-prozentigen Umsatzwachstum aus. Der Vorsteuergewinn werde zwischen 375 und 425 Millionen erwartet. Bislang war man hier von maximal 300 Millionen Euro ausgegangen.
Finanziell dürfte Rubin Ritter mehr als ausgesorgt haben. Der Manager hatte in den vergangenen Jahren mehrmals große Aktienpakete veräußert, zuletzt erst wieder im Sommer: Einem Bericht der FAZ zufolge hatte Ritter seit Beginn der Coronakrise via Aktienoptionen insgesamt 600.000 Aktien zu einem Preis von einem Euro erhalten und diese im Sommer zu knapp 40 Millionen Euro verkauft.
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