Es war ein verwegener Plan: Der bayerische Holzverarbeiter Pfleiderer sollte sich von der börsennotierten Osteuropa-Tochter aufkaufen lassen, nachdem diese per Kapitalerhöhung das Geld dafür eingespielt hat. Finanzinvestor und Mehrheitseigner Atlantik hatte das Manöver eingefädelt, um anschließend seine Anteile bequem an der Börse verkaufen zu können. Nach dem gelungenen operativen Turnaround von Pfleiderer sah Atlantik den Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen.
Zwar musste Pfleiderer Grajewo am Ende kleinere Brötchen backen: Statt 200 Millionen Euro hatte die damalige Tochter durch die Kapitalerhöhung nur rund 90 Millionen Euro eingespielt. Doch der Kauf des fränkischen Mutterkonzerns ist dennoch gelungen.
Atlantik hat mit Pfleiderer gut verdient
Jetzt geht Pfleiderer den letzten Schritt und macht den Finanzchef der fränkischen Ex-Mutter zum CFO in Polen: Richard Mayer leitet ab sofort die Geschäfte der neuen Zentrale in Breslau, teilte Pfleiderer mit. Mayer ist seit 2013 Finanzchef bei Pfleiderer im fränkischen Neumarkt. Bisher saß er bei Grajewo im Aufsichtsrat. Der bisherige polnische CFO-Rafal Karcz muss Mayer weichen – er wird zum Chief Administration Officer. Pfleiderer-CEO Michael Wolff war schon im letzten Jahr zum Chef in Breslau geworden.
Hielt Atlantik einst 65 Prozent der Anteile an Pfleiderer Grajewo, besitzt der Investor jetzt nur noch ein Viertel. Zwischen 150 und 200 Millionen Euro dürften der bekannte Sanierer Michael Keppel und seine Mitstreiter sich und ihren Geldgebern nach FINANCE-Berechnungen bei Grajewo eingespielt haben. In welcher Höhe Atlantik noch zusätzlich am Verkauf von Pfleiderer an Grajewo partizipiert hat, ist derzeit nicht bekannt. Mit einem Viertel der Anteile mischt bei Grajewo neben Atlantik auch das Private-Equity-Haus Strategic Value Partners mit.