Neuer CFO für Siemens Gamesa: Stefan Huppertz übernimmt zum 4. September das Finanzressort. Dies bestätigte der Mutterkonzern Siemens Energy gegenüber FINANCE. Huppertz folgt auf Martin Welter, der den CFO-Posten seit dem Weggang von Beatriz Puente Mitte Mai 2023 interimistisch übernommen hatte. Welter wird sich künftig wieder ausschließlich seiner bisherigen Rolle als Finanzvorstand von Siemens Energy Service widmen.
Der künftige Gamesa-CFO Huppertz ist dem Siemens-Konzern schon lange verbunden. Wie seinem Linkedin-Profil zu entnehmen ist, arbeitet er seit April 2020 als Vice President Finance (CFO) der Business Unit Grid Solutions von Siemens Energy in Erlangen. Davor war der studierte Physiker und Ökonom zweieinhalb Jahre als Senior Vice President Finance bei Siemens aktiv.
Künftiger Gamesa-CFO Huppertz kennt Siemens gut
Seine erste Stelle bei Siemens trat er im September 2005 als Program Manager bei der Automobilelektronik-Sparte VDO an. Nach dem Verkauf von Siemens VDO an Continental im Jahr 2007 arbeitete Huppertz vier Jahre für Continental, unter anderem als Plant Controller. Im April 2013 wechselte er als VP Controlling and Finance im Bereich Energy Solutions zurück zu Siemens. Zwischen 2015 und 2017 fungierte er als CFO bei dem niederländischen Energieunternehmen NEM Energy. Seine Karriere begann Huppertz im Jahr 2000 als Manager bei Accenture, für die er gut fünf Jahre aktiv war.
Die Herausforderungen für Huppertz in seiner künftigen Rolle als Gamesa-CFO könnten kaum größer sein. Wie die Mutter Siemens Energy gestern im Rahmen ihrer Ergebnisveröffentlichung zum dritten Quartal mitteilte, dürfte sich der Verlust bei der spanischenWindkrafttochter für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 auf satte 4,3 Milliarden Euro belaufen. Insgesamt sei mit einem Minus von rund 4,5 Milliarden Euro bei Siemens Energy zu rechnen.
Siemens Energy erwartet hohen Verlust bei Gamesa
Bisher war der Konzern schon von einem Minus in Höhe von etwa 800 Millionen Euro bei Gamesa ausgegangen. Als Ursache verweist Siemens Energy unter anderem auf anhaltende Qualitätsprobleme sowie erhöhte Produktkosten bei Gamesa. Bereits Ende Juni hatte sich Siemens Energy aufgrund der schwer in den Griff zu bekommenden Probleme bei Gamesa zu einer Gewinnwarnung veranlasst gesehen. Diese hatte für heftige Reaktionen am Kapitalmarkt gesorgt – sowohl für Siemens Energy als auch dessen Ex-Mutterkonzern Siemens.
De facto jagt bei Siemens Energy und Siemens Gamesa bereits seit der Abspaltung von Siemens und dem darauffolgenden Börsengang im Herbst 2020 eine Hiobsbotschaft die nächste. Die im vergangenen Jahr vollzogene Komplettübernahme von Gamesa brachte für Siemens Energy dabei noch nicht den erhofften operativen Turnaround. Stattdessen ächzt der Konzern unter den dafür fälligen Übernahmekosten in Höhe von 4 Milliarden Euro. Die massiven Probleme bei Gamesa sind ein wesentlicher Grund für die bislang nicht zustande gekommene vollständige Entflechtung von Siemens und Siemens Energy.
„Aufgrund der Entwicklungen bei Siemens Gamesa überprüfen wir den aktuellen Strategie- und Maßnahmenplan im Windgeschäft“ heißt es vonseiten Siemens Energy, wobei Einzelheiten diesbezüglich im November bekannt werden sollen. CFO Stefan Huppertz wird also direkt in medias res gehen müssen.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.
