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Risikomanager: Viel Gehalt für viel Risiko

Wie viel ist einem Unternehmen die Risikoabwägung wert? Nicht nur Corona und der Ukraine-Krieg treiben die Gehälter der Risikomanager. Foto: MyCreative_stock.adobe.com
Wie viel ist einem Unternehmen die Risikoabwägung wert? Nicht nur Corona und der Ukraine-Krieg treiben die Gehälter der Risikomanager. Foto: MyCreative_stock.adobe.com

Risikomanager haben Hochkonjunktur. Kein Wunder: Gefahren und Risiken für Unternehmen und Konzerne lauern hinter jeder Ecke, und sie häufen sich. In den vergangenen 15 Jahren haben dies Wirtschafts- und Finanzkrisen, Coronapandemie, Ukraine-Krieg und zahlreiche Störungen von Lieferketten das Vorstandschefs, CFOs und Aufsichtsräte gelehrt. Dazu gesellen sich dauerhafte Herausforderungen wie Digitalisierung und De-Globalisierung, Klimakrise und Fachkräftemangel.

Nachfrage nach Risikomanager steigt

Risikobewertung sowie Risikoanalyse werden also immer wichtiger. „Im Hinblick auf die vielen Unsicherheiten und Krisen, die wir in den vergangenen Jahren hatten, wie zum Beispiel die Coronakrise oder auch die Lockdowns, kann ein Risikomanager durchaus nützlich sein, um auch weiterhin unternehmerischen Erfolg sicherzustellen“, ordnet dies Cansu Guemuescueoglu, Personalvermittlerin bei Robert Walters, anhand eines Blickes in der Vergangenheit ein.

Wie wichtig Risikomanager sein können, zeigt der Hays Fachkräfte Index.

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Demnach waren Risikomanager Anfang 2022 so gefragt wie nie zuvor. Die Nachfrage nach dieser Berufsgruppe ist in den vergangenen sechs Jahren um mehr als 22 Prozent gestiegen. Insbesondere im vergangenen Jahr haben Unternehmen, Konzerne, Banken und Versicherer das Interesse an Risikomanagern erhöht und damit die Nachfrage in neue Höhen getrieben.

Im vierten Quartal erfasste der Index des Personalberaters 908 Vakanzen auf dieser Position in der deutschen Unternehmenslandschaft – der höchste jemals gemessene Wert für den Risikomanager. Zwischen dem ersten und vierten Quartal 2021 war das eine Steigerung von mehr als der Hälfte. „Der Markt für Risikomanager ist ein absolut kandidatengetriebener Markt“, erklärt Guemuescueoglus Kollegin Lisa Gloos, ebenfalls Personalvermittlerin bei Robert Walters.

Bei aller Nachfrage nach der Berufsgruppe: Welche Verantwortung hat ein Risikomanager genau?

Aufgaben des Risikomanagers

Es ist die Aufgabe des Risikomanagers, sich mit allen Arten von Risiken im Unternehmen zu beschäftigen: Neben Finanzrisiken wie Zins-, Währungs-, Rohstoff- und Kontrahentenrisiken müssen Risikomanager auch die strategische Risiken, die Compliance-Risiken und die Risiken des operativen Geschäftsbetriebs im Blick haben.

Es geht dabei aber nicht nur um die Identifikation und das Management von Einzelrisiken, sondern auch und vor allem um die aggregierten Gesamtrisiken des Unternehmens in einer immer schnellebigeren und komplexeren Umwelt.

Der Risikomanager hat eine sehr wichtige Stellung im Unternehmen. Das zeigt sich auch in der Hierarchie im Unternehmen. Er berichtet entweder direkt an den Vorstand und informiert diesen über Chancen und Gefahren der Geschäftstätigkeit, oder er agiert selbst auf C-Level-Ebene und damit auf Augenhöhe mit CEO und CFO.

„Allerdings sind Risikomanager bei klassischen Unternehmen eher selten zu finden. Viel häufiger werden sie von Bankenseite rekrutiert. Im Bankwesen teilt sich das Berufsbild auch in den Qualitativen sowie den Quantitativen Risikomanager“, erläutert Personalvermittlerin Gloos. Der Qualitative Risikomanager behalte die operativen Risiken im Blick und habe eine eher mikroökonomische Brille auf. Der Quantitative Risikomanager habe hingegen ein stärker zahlengetriebenes Jobprofil und setze sich mehrheitlich mit kreditbezogenen Fragestellungen aus der makroökonomischen Sicht auseinander, sagt Gloos weiter.

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Im Gegensatz zu den Kreditinstituten und Finanzdienstleistern, die oft einen spezialisierten „Chief Risk Officer“ (CRO) auf Vorstandsebene angesiedelt haben, beschäftigte nämlich bis zum Frühjahr 2022 lediglich eines der 40 im Dax gelisteten Konzerne ein Vorstandsmitglied, das sich ausschließlich um das Risikomanagement kümmert − die Deutsche Bank. In den restlichen 39 Konzernen ist das Risikomanagement dann häufig dem Ressort des CFOs (acht Konzerne) untergeordnet.

Risikomanager müssen sich in Simulationsverfahren auskennen

Voraussetzung für eine Tätigkeit als Risikomanager ist oftmals ein betriebswirtschaftliches Studium. Doch das allein reicht nicht aus. „Ein Risikomanager braucht spezielle Zusatzkenntnisse im Finanzierungsbereich und bei quantitativen Verfahren wie Simulationsverfahren, Rating- und Bewertungsverfahren“, sagt Werner Gleißner, der unter anderem dem Vorstand des EACVA (European Association of Certified Valuators and Analysts) angehört.

Der größte Engpass liege im Bereich von Simulationsverfahren. „Hier gibt es noch großen Nachholbedarf bei den Risikomanagern“, sagt Gleißner weiter. Ohne Simulation gebe es keine sinnvolle Risikoaggregation, und ohne Risikoaggregation keine Möglichkeit, den Gesamtrisikoumfang zu berechnen und den Grad der Bestandsgefährdung des Unternehmens zu beurteilen. Dies wird seit 2021 gesetzlich durch das StaRUG sogar von mittelständischen Unternehmen gefordert.

Risikomanagement-Kompetenzen oft im CFO-Bereich zu finden

Neben Simulationsverfahren sollten sich Risikomanager noch mit mathematisch-statistischen Methoden, den verschiedenen Verfahren der Unternehmensbewertung sowie der Kalkulation operativer Risiken und der Risikomodellierung auskennen.

„Die wesentlichen Kompetenzen, die ein guter Risikomanager braucht, findet man oft beim CFO oder seinen Mitarbeitern: Prozessverständnis, analytische und finanzmathematische Grundkenntnisse und ein breites Verständnis des Geschäftsbetriebs“, sagte Uwe Herre, Director Finance & Administration Randstad Deutschland, zu FINANCE. Das mag einer der Gründe sein, warum das Risikomanagement oft in den Händen des CFOs liegt.

Aber auch bei der Ausbildung zum Risikomanager ist ein finanzspezifisches Fundament von Nutzen. Es kann nach dem Studium der Betriebswirtschaft hilfreich sein, noch eine Weiterbildung zum Chartered Financial Analyst (CFA) oder zum Financial Risk Manager (FRM) zu absolvieren. Der Berufsverband der Analysten, Anlageberater und Asset Manager (DVFA) und die Universität Augsburg bieten beispielsweise Zertifikatskurse zum Risikomanager an.

Risikomanager müssen die größten Kritiker sein

Doch neben all den fachlichen Kenntnissen braucht ein Risikomanager eine entscheidende persönliche Eigenschaft: „Ein Risikomanager muss bereit sein, auch Konflikte im Unternehmen auszutragen, da er kritische Analysen zu anstehenden Entscheidungen vorlegen muss, die nicht immer auf Begeisterung stoßen werden. Erst durch dieses kritische Hinterfragen liefert der Risikomanager einen Mehrwert für das Unternehmen“, sagt Gleißner.

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Solche kritischen Äußerungen müssen allerdings auch oder gerade gegenüber dem CFO und CEO vertreten werden, was eine starke Persönlichkeit erfordert. Diese starke Persönlichkeit äußert sich auch häufig in der Gehaltsverhandlung. „Da der Risikomanager ein doch eher nischiges Berufsbild abdeckt und sich dessen durchaus bewusst ist, hat er bei Gehaltsverhandlungen einen gewissen Hebel in der Hand“, sagt Lisa Gloos.

Die Gehaltsstruktur der Risikomanager

Das spiegelt sich auch im Gehalt wieder: Der Lohn eines Risikomanagers startet bei etwa 65.000 bis 70.000 Euro brutto im Jahr. Dies erhalten Rookies frisch von den Hochschulen, die an praktischer Erfahrung im Idealfall Praktika beziehungsweise Trainees im Bereich des Risikomanagements absolviert haben.

Nach zwei bis drei Jahren Berufserfahrung kann das Gehalt dann schnell auf 85.000 bis 90.000 Euro ansteigen – „plus Bonus versteht sich“, erklärt Gloos.

Bei einer Berufserfahrung von mehr als drei Jahren und bis zu sieben Jahren geht es meist um die Position eines Senior Risikomanagers. Dieser verdient in der Regel bis zu 120.000 Euro. Je nach Leistung und Zielerfüllung können noch Boni hinzukommen.

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Quelle: Robert Walters

Die Karriereleiter geht aber noch weiter nach oben, und analog dazu auch das Gehalt: In einer Führungsrolle, üblicherweise mit einer Anzahl von mindestens acht Berufsjahren, beträgt das Salär bis zu 150.000 Euro. Nach Angaben einer Gehaltsstudie von Robert Walters können Risk Controller auch bis zu 170.000 Euro verdienen. Das Top-Gehalt bekommen Risikomanager auf C-Level: Mit dem Jobtitel Chief Risk Officer kann das Gehalt zwischen 140.000 bis 250.000 Euro liegen – je nach Unternehmensgröße und genauem Verantwortungsbereich.

Risikomanager haben exzellente Karriereaussichten. „Die Fähigkeit, Risikomodelle zu erstellen, wird in der Corporate-Finance-Welt immer wichtiger. Der Trend geht eindeutig mit den immer größer werdenden regulatorischen Anforderungen einher“, resümiert Personalvermittlerin Guemuescueoglu.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de