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Private-Equity-Branche zeigt wenig Veränderungsbereitschaft

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Philippe Roesch von Riam Alternative Investments (v.l.n.r.), Daniel Boege (Golding Capital), Ralf Jourdan (Adjust) und Benjamin Hubner (Silverfleet) diskutieren auf der 14. Deutschen Investorenkonferenz in Frankfurt mit Moderator Florian Bamberg über die Herausforderungen der Private-Equity-Branche.
FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag / A. Hausmanns

Alle Ampeln stehen auf grün im Private-Equity-Geschäft. Gibt es trotzdem aktuelle Herausforderungen für die Branche? Diese Frage stand im Zentrum der diesjährigen Deutschen Investorenkonferenz (DIK), die gestern in Frankfurt stattfand. Die Quintessenz des Branchentreffens: Während die Private-Equity-Investoren an ihren bewährten Strukturen festhalten, verändert sich der Markt um sie herum rapide.

Ein Beispiel: Debt-Fonds haben ein Mittel gefunden, um die Durchschnittsmargen für Unitranche-Finanzierungen im Rahmen eines Leveraged-Buy-outs (LBO) auf 5,5 bis 5,75 Prozent zu drücken, zeigte der Finanzierungsberater Johannes Schmittat von der Investmentbank GCA Altium. Die Lösung sind Partnerschaften zwischen Debt-Fonds und Banken. Dadurch sei der Marktanteil der Debt-Fonds im deutschen Midcap-LBO-Markt in diesem Jahr von unter 20 auf gut 30 Prozent gestiegen.

Die sinkenden Finanzierungskosten spielen den Private-Equity-Häusern in die Karten, während die Banken drohen, ihre einstmals dominante Marktstellung nun auch im deutschen Leveraged-Finance-Markt zu verlieren. 

GCA Altium: LBO-Finanzierungen werden aggressiver

Möglich wurde die Trendwende dank sogenannter First-out-/Second-out-Strukturen, die laut Schmittat dieses Jahr „massiv“ zugenommen haben. Debt-Fonds sind bei der Marge zwar nach wie vor an die Renditeerwartungen ihrer Investoren gebunden. Durch den Rangrücktritt gegenüber Super-Senior-Banken können sie diese Renditeerwartungen auch bei sinkenden Margen weiter erfüllen – wenn auch unter Inkaufnahme größerer Risiken. 

„Die aktuellen Buy-out-Finanzierungen im Midcap-Markt sind aggressiv, aber noch nicht leichtsinnig.“

Johannes Schmittat, GCA Altium

„Die aktuellen Buy-out-Finanzierungen im Midcap-Markt sind aggressiv, aber noch nicht leichtsinnig“,  sagte Schmittat. Mit ein Grund: Für Unternehmen gebe es heute deutlich mehr Spielraum bei den Headrooms als noch vor einigen Jahren. Dies dürfte ihre Widerstandsfähigkeit in einem Abschwung erhöhen. Andererseits steigen aber die Kreditrisiken, da die PE-finanzierten Unternehmen revolvierende Kreditlinien inzwischen standardmäßig auch für Akquisitionen verwenden dürfen.

Eine Finanzierungsblase? Schmittat meint nein: „Die letzte Bastion ist noch nicht gefallen. Es gibt im Mittelstand noch keine Covenant-Lite-Strukturen wie im Largecap-Segment. Banken verzichten auch nicht auf die Leverage-Begrenzung. Außerdem differenzieren die Finanzierer nach wie vor nach der Robustheit der verschiedenen Branchen.“ 

Die Macht für Co-Investments liegt aktuell bei den GPs

Wäre es angesichts hoher Kaufpreise und aggressiver Leverages nicht angebracht, die Laufzeiten der Private-Equity-Fonds zu verlängern, um den Unternehmen mehr Zeit für die Entschuldung und die Umsetzung ihrer Strategien zu geben, bevor der Exit des Investors naht? Nein, meint ein Großteil der PE-Manager – und stellt sich damit in Opposition zu manchen Großinvestoren, die das gerne hätten, weil viele PE-Häuser ohnehin inzwischen am Ende oft die Laufzeit ihrer Fonds um ein bis zwei Jahre verlängern. „Wegen der derzeit hohen Preiserwartungen der Unternehmensverkäufer benötigen PE-Fonds mehr Zeit, um das Fondskapital sinnvoll zu investieren“, erklärte etwa Philippe Roesch von Riam Alternative Investments, der Institutionelle bei der Geldanlage in Private Equity berät. 

„Das knappe Gut ist nicht Geld. Das knappe Gut sind gute Investitionsmöglichkeiten“, sagte auch Daniel Boege, Partner bei dem Dachfonds Golding Capital Partners. Das lässt manche Institutionelle eine größere Nähe zu den PE-Häusern suchen: „Viele LPs wollen Co-Investments“, beobachtet Roesch. 

„Viele LPs wollen Co-Investments."

Philippe Roesch, Riam Alternative Investments

Dass die Anzahl der Co-Investments steigt, könnte auf Sicht aber auch neue Probleme mit sich bringen. Häuser wie Silverfleet Capital sprechen für Co-Investment-Möglichkeiten meist nur wenige ausgewählte Fondsinvestoren an, berichtete etwa der Silverfleet-Investmentmanager Benjamin Hubner. Eine Strategie, die die Prozesse schlank halten und Enttäuschungen vorbeugen soll.

„Die Macht liegt aktuell bei den GPs. Sie entscheiden, welche Co-Investments mit welchen LPs stattfinden."  

Daniel Boege, Golding Capital Partners

Golding-Capital-Partner Boege hält dieses Vorgehen aber für problematisch. Aus den USA würde man bereits davon hören, dass manche LPs Klagen gegen Private-Equity-Häuser erwägen, weil sie bei Co-Investmentmöglichkeiten nicht fair behandelt würden. Aber noch scheint die PE-Branche ruhig schlafen zu können: „Die Macht liegt aktuell bei den GPs. Sie entscheiden, welche Co-Investments mit welchen LPs stattfinden“, so Boege.

PE-Investoren müssen Expertise für digitale Transformation aufbauen

Indes: Sei es bei Co-Investments, Fondslaufzeiten, der Rekrutierung junger Nachwuchskräfte oder einer Umstellung der Wertsteigerungsstrategien im Lichte der Digitalisierung – bei fast allen auf der Konferenz diskutierten Themen zeigten die Private-Equity-Vertreter wenig Veränderungswillen. Die DIK lieferte den PE-Investoren aber auch viele neue Impulse. Das machte etwa der Strategieberater Dierk Buss von EY deutlich: „Digitalisierung ist ein neuer Werthebel und bietet eine Upside für Finanzinvestoren. Vor allem Small- und Midcap-Häuser müssen jedoch erst Erfahrung und Expertise aufbauen, um die digitale Transformation ihrer Unternehmen vorantreiben zu können.“

Sein Kollege Christian Burmeister sieht auf diesem Gebiet aber eine hohe Dringlichkeit: „Der digitale Wandel ist in vollem Gange und die klassischen Industrien sind jetzt an der Reihe. Dabei verschiebt sich die Wertschöpfung in die digitale Welt. Die Frage lautet nicht, ob Private-Equity-Investoren ihre Zielunternehmen digital transformieren müssen, sondern wann. Und die Antwort lautet: genau jetzt!"

Der mangelnde Veränderungswillen offenbarte sich auch bei der Frage, wie es der stark wachsenden Branche gelingen soll, genügend Nachwuchskräfte für Private Equity zu begeistern. „Den neuen Absolventen ist ein individualisiertes Arbeiten sehr wichtig“, sagte Christian Funke, Vorsitzender des Alumni-Vereins der European Business School. Das Vorurteil, die junge Generation sei arbeitsscheu, sei falsch. „Sie ist bereit zu schuften, legt allerdings Wert auf eine moderne Arbeitsumgebung und eine flexiblere, individuelle Arbeitsgestaltung“, so Funke. 

„Die Frage lautet nicht, ob Private-Equity-Investoren ihre Zielunternehmen digital transformieren müssen, sondern wann."   

Christian Burmeister, EY

Die Private-Equity-Investoren aber zeigen so gut wie keine Präsenz an den Universitäten, mahnte der EBS-Student Thinh Porrmann an – im Gegensatz zu Banken oder Beratungshäusern: „Wir Studenten interessieren uns durchaus für die Private-Equity-Branche, wissen aber zu wenig. Mangels Inputs fehlt uns die Planungssicherheit für eine Karriere im Private-Equity-Sektor.“ Die Private-Equity-Investoren begegneten dem Appell zu mehr Engagement in einer Diskussionsrunde mit Zurückhaltung. Die Häuser seien schlicht zu klein, um junge Leute direkt von der Uni zu rekrutieren, hieß es aus ihrem Kreis. Sie bedienen sich nach wie vor lieber bei fertigen Analysten aus Investmentbanken oder Strategieberatern mit einigen Jahren Berufserfahrung – für teures Geld mit Hilfe von Headhuntern rekrutiert. 

Smallcap-Geschäft lockt Nachwuchs an

Individuellere Ansätze zeigen sich aktuell im Smallcap-Segment. Die dort aktiven Investoren zeigten auf der Investorenkonferenz, dass ihre Fondsstrukturen handgemachter sind – und auch, dass sie sich nicht scheuen, junge Investmentmanager selbst ins Private-Equity-Metier einzuführen. „Dieses Marktsegment kann Nachwuchskräfte in die Private-Equity-Welt locken“, sagte etwa Philipp Amereller, Managing Partner bei dem Smallcap-Haus Silver Investment Partners. Im Gegensatz zu großen Fonds würden die Berufseinsteiger bei Smallcap-Häusern direkt in Transaktionen mit einbezogen. 

Und dort stoßen sie oft auf Schwierigkeiten: „Ein Problem für Private-Equity-Investoren im kleineren Mittelstand ist häufig die fehlende Erfahrung des Managements, vor allem in der zweiten Reihe hinter dem Geschäftsführer“, beobachtet Amereller. Für die Umsetzung weiterer Wachstumsschritte fehlten den Unternehmenslenkern oft der Wille oder die Expertise – eine Erfahrung, die in einigen Jahren womöglich auch die Institutionellen mit ihren Private-Equity-Zielfonds machen könnten.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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