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Private Equity zieht Corona-Zwischenbilanz

Das Coronavirus hat sich hat den Dealflow bei Private Equity zunächst abgewürgt. Wie groß ist der Schaden?
superoke/iStock/Getty Images Plus

Seit bald einem halben Jahr hat die Coronavirus-Krise die deutsche Wirtschaft nun im Griff. Zeit für ein erstes Zwischenfazit: Wie steht es um die Private-Equity-Portfolios? Und wie hat Corona das Geschäft der Finanzinvestoren verändert?

Für ein Stimmungsbild haben wir im Rahmen des neuen FINANCE-Midmarket-Private-Equity-Monitors zusammen mit der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) wieder diejenigen gefragt, die diese Fragen wohl am besten beantworten können: die Investment-Manager von mehr als 40 mittelständischen Private-Equity-Investoren. 

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Private Equity hat Portfolios größtenteils im Griff

Die Umfrageergebnisse vermitteln ein Stimmungsbild, das man als vorsichtig optimistisch beschreiben kann. Die Coronakrise samt Shutdown hat natürlich auch die Private-Equity-Portfoliounternehmen hart getroffen. Jedes Geschäftsmodell, das auf den persönlichen Kontakt und Gruppenerlebnisse setzt, gerät durch Corona unter die Räder. 

Von einem Flächenbrand scheint Private Equity aber noch weit entfernt zu sein, wie die folgenden Umfragewerte nahelegen: Gut 60 Prozent der befragten Private-Equity-Manager gaben an, dass weniger als jedes vierte ihrer Portfoliounternehmen von den Auswirkungen der Pandemie schwer negativ betroffen sei. Nur bei 10 Prozent sind es mehr als 75 Prozent oder gar alle Unternehmen.

„Niemand konnte eine Krise dieses Ausmaßes vorhersagen – gleichwohl zahlt sich auch jetzt ein gesundes Maß bei Fremdfinanzierungen aus.“

Torsten Grede, Vorstandssprecher, DBAG

Im Gegenzug gaben 76 Prozent an, dass weniger als ein Viertel ihrer Portfoliounternehmen wegen Liquiditätsengpässen externe Kapitalzufuhr benötigt hat. „Niemand konnte eine Krise dieses Ausmaßes vorhersagen – gleichwohl zahlt sich auch jetzt ein gesundes Maß bei Fremdfinanzierungen aus“, meint DBAG-Vorstandssprecher Torsten Grede.

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Private Equity kann sich bisher auf Finanziers verlassen

Dass die Bilanz für Private Equity bisher nicht schlechter ausfällt, dürfte in erster Linie an den vielen kurzfristigen Stabilisierungsmaßnahmen liegen, mit denen Private Equity seinen Unternehmen Zeit verschafft hat. Private-Equity-Unternehmen haben im großen Stil Kreditlinien gezogen, Kurzarbeitergeld beantragt oder sogar KfW-Hilfen in Anspruch genommen – auch wenn diese Option nur den allerwenigsten offen stand.

Im Vergleich zur Finanzkrise kommt Private-Equity-Investoren in den Coronakrise außerdem zu Gute, dass die finanzierenden Banken deutlich besser dastehen als damals. Sie haben die Krise nicht ausgelöst, sondern sind Teil deren Lösung. Zumindest bisher scheinen sie sich bei LBO-Finanzierungen nicht entscheidend querzustellen. 90 Prozent der befragten Private-Equity-Manager empfinden das Verhalten ihrer Finanziers bisher als neutral bis konstruktiv, lediglich 10 Prozent berichten von schwierigem Verhalten. 

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Privat-Equity-Investoren suchen noch Neugeschäft

Das könnte auch an dem Vormarsch der Debt-Fonds liegen – ein weiterer Unterschied zur Finanzkrise. Die Debt-Fonds finanzieren heute in Deutschland mehr als die Hälfte aller mittelständischen LBOs. Auch die Fonds scheinen in der Coronakrise bisher nicht negativ aufzufallen. Auf die Frage, wer sich in der Krise konstruktiver verhalte, fiel das Ergebnis nur hauchdünn zu Gunsten der Banken aus.

Gut die Hälfte der Befragten traute sich aber noch überhaupt kein Urteil zu – vielleicht auch deshalb, weil der größte Corona-Stress für Private Equity möglicherweise erst noch ansteht, dann nämlich, wenn die kurzfristigen staatlichen Hilfsmaßnahmen auslaufen und sich zeigt, welche Unternehmen tatsächlich wieder Tritt fassen.

Im Großen und Ganzen wähnt sich die Private-Equity-Branche der Umfrage zufolge in Sicherheit. Kein einziger der befragten Investment-Manager gab an, so sehr mit dem eigenen Portfolio beschäftigt zu sein, dass er an Neugeschäft überhaupt nicht denken kann. „Auch in der Krise sind erfolgreiche Investments möglich, zum Beispiel, wenn an sich gut positionierte Unternehmen als Folge der Krise Eigenkapitalbedarf haben“, meint DBAG-Chef Grede. Die Anforderungen der Investoren an die Qualität von Geschäftsmodellen ist allerdings sicher nicht geringer geworden. 

Wird Private Equity gestärkt aus der Coronakrise hervorgehen?


Private Equity geht auf Nummer sicher

Tatsächlich ist Vorsicht das Motto der Stunde, wenn es um Neugeschäft geht. Jeweils 78 Prozent der Befragten zeigen sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten offen für Corona-resistente Unternehmen oder Firmen, die im Kern gesund sind und nur vorübergehende Liquiditätssorgen haben. An die heißen Eisen der Restrukturierungs- oder gar Sanierungsfälle trauen sich mit 22 Prozent nur die wenigsten Private-Equity-Investoren heran.

Die Vorsicht zeigt sich auch bei den Branchen, in die Private Equity in der nächsten Zeit vorzugsweise investieren möchte. So ziehen die befragten Investment-Manager Unternehmen aus den Bereichen Software/IT, Healthcare Products & Services und Dienstleistungen Firmen aus den Segmenten Industrie oder Nahrungs- und Genussmittel vor – schließlich ist im Food-Sektor nicht alles Gold, was in der Coronakrise glänzt

„Die Erholung wird länger dauern, als wir uns das wünschen.“

Torsten Grede

„Die Industrie, Herzstück unserer Volkswirtschaft, war schon vor Corona getroffen, unter anderem von einem Konjunkturabschwung und der Trump‘schen Handelspolitik. Die Erholung wird länger dauern, als wir uns das wünschen. Deshalb werden künftig Eigenkapitalgeber mit einem entsprechend langen Atem gefragt sein“, meint Grede.

In der Tat stimmten die Befragten auf einer Skala von 1 bis 10 (10= maximale Zustimmung) folgender These mit dem Wert 8,20 zu: Die Coronakrise wird die durchschnittliche Haltedauer von Portfoliounternehmen verlängern. Keine These im aktuellen Midmarket-Monitor fand größeren Zuspruch. Alle Ergebnisse finden Sie hier zum Nachlesen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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