Der Private-Equity-Investor Silver Lake legt im Zuge seiner Bemühungen um die Software AG noch eine Schippe drauf: Das vor knapp zwei Wochen vorgelegte öffentliche Übernahmeangebot an die Aktionäre in Höhe von 30 Euro je Anteilsschein hat der Finanzinvestor nun auf 32 Euro aufgestockt. Dies gaben die beiden Unternehmen am Donnerstagabend in separaten Mitteilungen bekannt.
Hintergrund der Aufstockung der Offerte war das Interesse eines zweiten Bieters. In der Mitteilung der Software AG wird das „vorläufige, unverbindliche Angebot eines US-Software-Wettbewerbers“ bestätigt, welches das Unternehmen nach eigener Aussage auch geprüft hat. Auf der Grundlage dieser Bewertung habe der Software-AG-Vorstand eine Erhöhung des Angebotspreises mit Silver Lake verhandelt.
Software AG erteilt anderen Bietern eine Abfuhr
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg soll der US-Finanzinvestor Bain Capital seinen Hut in den Ring geworfen haben und 34 Euro je Aktie bieten. Dies entspräche einer Bewertung der Software AG von rund 2,5 Milliarden Euro, Konkurrent Silver Lake käme mit seinem verbesserten Gebot lediglich auf einen Firmenwert von etwa 2,4 Milliarden Euro.
Der US-Investor Bain, der Finanzkreisen zufolge schon vor einiger Zeit sein Interesse beim Vorstand der Software AG bekundet haben soll, hat sich in den vergangenen Tagen über seine Tochter Rocket Software den Zugriff auf etwas mehr als 10 Prozent der Anteilsscheine der Software AG gesichert. Davon entfallen 4,51 Prozent auf direkt gehaltene Aktien, weitere 5,51 Prozent basieren auf Leihgeschäften (Total Return Swaps) von Bain mit Banken.
Die Software AG gibt sich bezüglich der Bain-Avancen bedeckt, in der Unternehmensmitteilung heißt es lediglich kryptisch „Das Unternehmen nimmt die jüngsten Medienspekulationen über ein angebliches Angebot in Höhe von 34 Euro je Aktie zur Kenntnis“. Vielsagend ist dabei auch der Verweis, wonach ebendieses unverbindliche Angebot „an bestimmte Bedingungen geknüpft war, die nicht erfüllt werden konnten“.
Private-Equity-Investor Silver Lake plant Delisting
Im Einklang damit erachten die Darmstädter den jüngst ausgehandelten Deal mit Silver Lake nach wie vor als beste Option für die eigene Zukunft. Soll heißen: Die Software AG will mit Hilfe von Silver Lake ihr 2019 gestartetes Transformationsprogramm Helix weiter umsetzen – und zwar fernab der Börse.
Voraussetzung für das angestrebte Delisting ist, dass Silver Lake einen Anteil von mindestens 50 Prozent plus eine Aktie ergattern kann. Die Chancen dafür stehen prinzipiell gut: Dank eines bereits verbindlich geschlossenen Vertrags mit der Software AG Stiftung von Unternehmensgründer Peter Schnell kommt Silver Lake aktuell auf 30,1 Prozent. Darüber hinaus besitzt Silver Lake eine Wandelanleihe, die sich in weitere 10 Prozent an Aktien der Software AG ummünzen ließen.
Silver Lake will alleine zum Ziel
Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen – schließlich könnte Bain Capital tatsächlich ein offizielles Angebot lancieren. Auch nicht ausgeschlossen ist, dass sich weitere Interessenten einschalten. Wer im Kräftemessen um die Software AG am Ende die Oberhand behält, bleibt abzuwarten.
Die Option, dass Bain und Silver Lake am Ende gemeinsame Sache machen, erscheint Stand jetzt aber unwahrscheinlich. Darauf deutet zumindest das Statement von Silver Lake hin, wonach „kein Interesse an einer Partnerschaft mit einer anderen Partei“ bestehe, „die einen Verkauf des Unternehmens an einen ausländischen Wettbewerber und die damit verbundenen nachteiligen sozialen Auswirkungen unterstützen oder fördern könnten“.
Software-AG-Aktie profitiert von Übernahmefantasien
Die Aktie der Software AG hat infolge der Spekulationen über ein sich anbahnendes Bietergefecht in den vergangenen Tagen einen wahren Höhenflug erlebt und notierte am Freitagmittag bei rund 33,50 Euro. Dies entspricht auf Monatssicht einem Plus von knapp 66 Prozent. Am gestrigen Donnerstagnachmittag hatte der Kurs gar bei über 35 Euro – und somit oberhalb der Offerte von Silver Lake und dem möglichen Gebot von Bain – gelegen.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.