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Edeka bekommt eine neue Chance bei Kaiser’s Tengelmann

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Der Verkauf des Supermarktgeschäfts von Kaiser’s Tengelmann an Edeka ist noch nicht tot. Doch die Bedingungen für den M&A-Deal haben es in sich.
Tengelmann

Ein langwieriger M&A-Prozess könnte nun endlich einen Abschluss finden: Bereits im Oktober 2014 hatte die Unternehmensgruppe Tengelmann verkündet, ihr Supermarktgeschäft an Edeka verkaufen zu wollen. Doch die Wettbewerbshüter meldeten Bedenken an. Das Kartellamt sprach sich im April des vergangenen Jahres gegen den geplanten Zusammenschluss aus. Die Monopolkommission schloss sich dem negativen Votum an. Beide Gremien fürchteten, dass sich die Transaktion negativ auf den Wettbewerb in Deutschland auswirken könnte.

Nun hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) überraschend anders entschieden: Er will Edeka die umstrittene Übernahme genehmigen, wenn die Supermarktkette Zugeständnisse macht. Unter anderem soll sie umfassende Arbeitsplatz- und Standortgarantien abgeben. Demnach müssten 97 Prozent der 16.000 Arbeitsplätze bei Kaiser’s Tengelmann für mindestens fünf Jahre erhalten bleiben und das Unternehmen muss rechtssichere Tarifverträge abschließen.

Auch den Umgang mit den neuen Märkten gibt Gabriel vor: So darf Edeka die Kaiser’s-Tengelmann-Filialen für fünf Jahre nicht an selbstständige Einzelhändler übergeben. Dies steht im Widerspruch zum Genossenschaftsmodell von Edeka. Die Zusagen müsste Edeka abgeben, bevor der M&A-Deal vollzogen werden kann. Erfüllt Edeka die Bedingungen nicht, wird die Ministererlaubnis nicht erteilt.

Eine endgültige Entscheidung, wie es mit dem M&A-Deal weitergeht, steht damit nach wie vor aus. Die Unternehmen müssen nun entscheiden, ob sie die Transaktion unter diesen Bedingungen fortführen wollen. In den kommenden 14 Tagen können sowohl Edeka als auch Tengelmann, aber auch 13 weitere Verfahrensbeteiligte ihre Stellungnahmen abgeben. Dann erst wird es eine endgültige Entscheidung geben. 

Edeka argumentierte mit Arbeitsplätzen von Kaiser’s Tengelmann

Die Ministererlaubnis durch Bundeswirtschaftsminister Gabriel war für die beteiligten Parteien um Tengelmann-CFO Alfried Bührdel und Edeka-CFO Martin Scholvin die letzte Chance, die Transaktion noch zu retten. Die Unternehmen wollten die Supermarktkette in einem Stück verkaufen und machten dies auch zum Kern ihrer Argumentation.

Edeka hatte noch im November im Rahmen der öffentlichen mündlichen Verhandlung im Ministererlaubnisverfahren bekräftigt, die rund 16.000 Arbeitsplätze bei Kaiser’s Tengelmann erhalten zu wollen, was bei einem teilweisen Verkauf kaum möglich wäre. Bei einer Gesamtübernahme durch Edeka entstünden daher gesamtwirtschaftliche Vorteile, die die angenommenen Wettbewerbsbeschränkungen überwiegen würden, so das Argument der Deal-Befürworter. Diesem Argument, das die Arbeitsplätze in den Fokus stellt, ist Gabriel nun offenbar grundsätzlich gefolgt, fordert aber noch mehr Verbindlichkeit. 

Tengelmann hält Supermärkte allein für nicht lebensfähig

In den vergangenen Monaten hatten sich immer wieder auch Wettbewerber in die Verhandlungen um die Übernahme eingeschaltet. Unter anderem wurden der Supermarktkette Rewe, der Schweizer Migros, der Kieler Coop sowie der Norma Interesse an Teilen des Filialnetzes von Kaiser’s Tengelmann nachgesagt.

Tengelmann selbst ist mit seiner Supermarktkette in der Vergangenheit nicht glücklich geworden. Die Kette werde nach „über einem Jahrzehnt anhaltender Verluste“ an den Wettbewerber abgegeben, schrieb Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub im Geschäftsbericht für das Jahr 2014.

Als kleiner, eigenständiger Marktteilnehmer, so das Fazit bei Tengelmann, sei das Lebensmittelgeschäft nicht lebensfähig. Im Geschäftsjahr 2014 setzte die Supermarktkette in ihren 471 Filialen insgesamt 1,86 Milliarden Euro um, was einem nationalen Marktanteil von gerade einmal 0,6 Prozent entsprach. Trotz dieses geringen Marktanteils urteilten die Wettbewerbshüter im Kartellverfahren, dass die Bürger in bestimmten Regionen in ihrer Auswahl der Lebensmittelhändler eingeschränkt würden.

Ursprünglich hatte Tengelmann die Supermärkte im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms bis 2016 in die Gewinnzone führen wollen, das Programm wurde aber nach Ankündigung des M&A-Deals nicht fortgeführt.  Laut Tengelmann „erwies sich das zentrale Ziel des Veränderungsprogramms, zukünftig profitabel zu sein, als unerreichbar.“ Sollte der Verkauf nicht gelingen, müsste Tengelmann wohl die kostenintensive Zerschlagung der Supermarktkette angehen.

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