Kommt nun endlich die Aufspaltung von Fresenius? Die Nachricht über den angeblichen Einstieg des aktivistischen Investors Elliott bei Fresenius hat Spekulationen über eine Aufspaltung des Gesundheitskonzerns befeuert. Die Fresenius-Aktie legte zwischenzeitlich um 12 Prozent auf 23,18 Euro zu.
Elliott hat Meldepflicht noch nicht überschritten
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuerst über den Einstieg von Elliott berichtet. Noch habe der Hedgefonds des US-amerikanischen Investors Paul Singer allerdings nicht die meldepflichtige Schwelle von 3 Prozent überschritten, laut dem „Handelsblatt“ sollen aber bereits mehr als 1 Prozent der Aktien im Besitz von Elliott sein.
Managerschreck Paul Singer hat sich einen Ruf als streitbarer Hedgefonds-Manager gemacht, der auch gerne deutsche Konzerne in die Mangel nimmt, um Strategieschwenks einzuleiten – manchmal mit Erfolg wie bei Scout24, mal mit weniger Erfolg wie bei SLM Solutions. Zuletzt beteiligte sich Elliott beim Autozulieferer Hella, kaufte sich aber auch schon in das Aktionariat von Thyssenkrupp, Bayer, Uniper und Gea ein.
Verkauf der Fresenius-Tochter FMC ist denkbar
In Finanzkreisen wird davon ausgegangen, dass Elliott eine Aufspaltung von Fresenius vorantreiben wird. Eine Möglichkeit wäre der Verkauf der Dialyse-Tochter FMC, indem die FMC-Aktien entweder an die Bestandsaktionäre übertragen oder der FMC-Anteil verkauft wird. Aktuell hält Fresenius 32 Prozent an FMC.
Fresenius wollte auf FINANCE-Nachfrage keine Stellung zu den Berichten nehmen. Man stünde mit allen Investoren in einem kontinuierlichen Austausch, äußere sich aber grundsätzlich nicht zu Spekulationen oder einzelnen Investoren, teilte ein Sprecher mit. Elliott wollte die Gerüchte gegenüber FINANCE nicht kommentieren.
FMC wird zunehmend zum Bremsklotz für Fresenius
Fresenius ist mit seiner Tochter FMC weltweiter Marktführer im Geschäft mit Dialysegeräten. Doch das Geschäft hat einige Probleme und FMC wird immer mehr zum Bremsklotz für den Gesundheitsriesen: Die Corona-Pandemie hat FMC, deren Patienten zu den vulnerablen Gruppen für Corona-Infektionen zählt, operativ belastet. Zudem sehen Experten den Markt für Dialyseapparate mit fortschreitendem wissenschaftlichen Fortschritt als strukturell schrumpfend an.
Hinzu kamen mehrere Gewinnwarnungen, die die Investoren verschrecken. Sowohl der Kurs von Fresenius als auch der von FMC sind seit mehreren Monaten im Sinkflug. An der Börse hat Fresenius in den vergangenen drei Jahren gut als die Hälfte seines Werts verloren, bei FMC sind es 60 Prozent.
Seit mehr als einem Jahr gibt es deshalb Spekulationen über eine Aufspaltung des Konzerns, seit der vormalige CEO Stephan Sturm entsprechende Andeutungen bei der Bilanzvorlage 2021 gemacht hatte. Passiert ist dahingehend jedoch nichts.
Die Ankeraktionärin muss überzeugt werden
Seit Oktober ist jedoch mit Michael Sen ein neuer CEO bei Fresenius am Ruder. Er soll Fresenius wieder auf Spur bringen und gilt als Manager, der vor Transformationen nicht zurückschreckt. Leicht wird der Umgang mit Elliott für den ehemaligen Siemens-Manager dennoch nicht, denn für große Umbaupläne muss auch er einen mächtigen Aktionär auf seiner Seite haben: Für eine Aufspaltung von Fresenius bräuchte es die Zustimmung der Ankeraktionärin Else-Kröner-Fresenius-Stiftung.
Diese ist mit 26,6 Prozent am Gesundheitskonzern beteiligt und müsste einer Aufspaltung zustimmen. Gänzlich abgeneigt soll diese dem Umbaugedanken noch unter Stephan Sturm allerdings nicht gewesen sein.
Der Fresenius Konzern konnte im 1. Halbjahr 2022 seinen Umsatz währungsbereinigt um 4 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro steigern bei einem um 7 Prozent geringeren Vorsteuerergebnis (Ebit) von 2 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis ohne die Akquisition von Ivenix sank währungsbereinigt um 3 Prozent auf 913 Millionen Euro. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell rund 12 Milliarden Euro.
Bei FMC stieg im 1. Halbjahr der Umsatz währungsbereinigt um 2 Prozent, während das operative Ergebnis währungsbereinigt um 29 Prozent auf 688 Millionen Euro sank. Das Konzernergebnis verringerte sich ohne Sondereffekte um 15 Prozent 428 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung betrug zuletzt rund 11,8 Milliarden Euro. Kürzlich erst hatte FMC eine Anleihe mit einem Gesamtvolumen von 750 Millionen Euro mit einer fünfjährigen Laufzeit und einem Kupon von 3,875 pro Jahr platziert.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.
