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K+S beim Verkauf des US-Geschäfts auf der Zielgeraden

K+S könnte den Verkauf der Einheit Americas schon bald in trockene Tücher bringen.
K+S

K+S ist kurz vor einem wichtigen Etappenziel: Wie die Kasseler heute früh bestätigten, befinden sie sie derzeit in „fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit der US-Industrieholding Stone Canyon über einen möglichen Verkauf des Amerikageschäfts.

In trockenen Tüchern ist der M&A-Deal aber noch nicht: Die Verträge sind noch nicht unterzeichnet, demensprechend gibt es „keine Sicherheit, dass eine finale Einigung erzielt und verkündet wird“, macht der Salz- und Düngemittelhersteller deutlich. Dennoch rechnet der Konzern mit einem Signing noch in diesem Jahr.

Zuerst hatte die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ über den anstehenden Deal berichtet. In dem Bericht heißt es, K+S verhandle mit der Kissner Group über den Verkauf der Morton-Salt-Einheit. Der US-Salzhersteller wurde 2009 für 1,7 Milliarden Dollar gekauft und ist seitdem Teil der K+S-Einheit „Americas“. Hinter der Kissner Group steht die Industrieholding Stone Canyon, die den Salzhersteller Anfang April für 2 Milliarden Dollar übernommen hat und bei K+S andere Bieter, darunter auch den Finanzinvestor Cerberus, ausgestochen haben soll.

US-Geschäft von K+S ist 3,2 Milliarden Dollar wert

Bewertet wird die komplett operative Einheit „Americas“ von den US-Amerikanern mit 3,2 Milliarden US-Dollar inklusive Schulden, was umgerechnet rund 2,7 Milliarden Euro entspricht. Wie hoch der Schuldenanteil ist, wollte K+S auf Nachfrage nicht mitteilen. Wie ein Sprecher gegenüber FINANCE bestätigte, blieben dem Unternehmen im Erfolgsfall nach Abzug von Schulden und Transaktionskosten wie Steuern „deutlich über 2 Milliarden Euro“ übrig.

Die Kasseler hatten ihr Amerikageschäft bereits im März ins Schaufenster gestellt. Zunächst wurde lediglich der Verkauf eines Minderheitsanteils geprüft, doch letztendlich entschied K+S sich für einen Komplettverkauf. Noch im März rechnete Berenberg-Analyst Rikin Patel mit einem Verkaufserlös von rund 2,2 Milliarden Euro.

Der nun im Raum stehende Erlös für das Amerikageschäft ist höher als erwartet, schreibt denn auch Baader-Analyst Markus Meyer heute. Und auch an der Börse kam die Nachricht über den bevorstehenden Spartenverkauf gut an: Die Aktie notiert am heutigen Montagmittag bei etwas mehr als 7 Euro und liegt damit gegenüber dem Vortag zwischenzeitlich knapp 20 Prozent im Plus.

Erholung auf niedrigem Niveau: K+S-Aktie seit einem Jahr

Es ist allerdings eine Erholung auf niedrigem Niveau: Der Wert des Papiers ist von seinem Allzeithoch von knapp 80 Euro im Jahr 2008 weit entfernt. Zudem hat die Aktie seit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise in Deutschland allein seit Anfang März über zwei Drittel ihres Werts eingebüßt. An der Börse ist das frühere Dax-Unternehmen nur noch rund 1,2 Milliarden Euro wert.

K+S: Dilemma beim US-Spartenverkauf

Kommt der Deal zustande, kann K+S erst einmal durchatmen. Im Rahmen einer umfassenden Restrukturierung will der Konzern seine Nettofinanzverschuldung bis zum Ende des Jahres 2021 um „deutlich mehr als 2 Milliarden Euro“ senken. Zum Ende des ersten Halbjahres belief sich die Nettoverschuldung des Konzerns auf knapp 3 Milliarden Euro, der Leverage (Nettofinanzschulden im Verhältnis zum Ebitda) der vergangenen zwölf Monate betrug 5,6x.

Wenn K+S aus dem Verkauf des US-Geschäfts tatsächlich mehr als 2 Milliarden Euro erlösen sollte, dürfte sich die Bilanz der Kasseler deutlich entspannen – und sie könnten ihr Ziel, die Verschuldung um 2 Milliarden Euro zu senken, sogar deutlich vor Plan erreichen, wie ein Pressesprecher gegenüber FINANCE bestätigte.

US-Geschäft mit 15 Prozent Gewinnplus

Die Kehrseite der Medaille: Mit dem Deal würde K+S auch nennenswert an Umsatz und Ertrag verlieren. Die operative Einheit „Americas“ erwirtschaftete im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von 695 Millionen Euro einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von knapp 149 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das zwar einem Umsatzrückgang von über 15 Prozent, doch die Sparte ist profitabel und erzielte ein Gewinnplus von über 15 Prozent.

Daneben steht die operative Einheit „Europe+“, in der K+S das weltweite Kaligeschäft sowie das europäische Salz- und Düngemittelgeschäft bündelt. Diese Sparte erzielte im ersten Halbjahr 2020 bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro einen operativen Gewinn von knapp 183 Millionen Euro. Das Europageschäft ist damit zwar in absoluten Zahlen umsatz- und ertragsstärker als das Amerikageschäft. Allerdings sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rückläufig: Der Umsatz sank im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 6,5 Prozent, der Gewinn brach sogar um mehr als 40 Prozent ein.

FINANCE-Köpfe

Thorsten Boeckers, K+S AG

Thorsten Boeckers beruflicher Werdegang beginnt nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann (1993 bis 1996) im Jahr 1996 bei der Deutschen Bank in Aachen. Drei Jahre später wechselt er in den Bereich Aktienanalyse nach Frankfurt. Zwischen 2002 und Ende 2011 leitet Boeckers die Abteilung für institutionelle Investorenkommunikation der Deutsche Post DHL. Dabei arbeitet er auch knapp zwei Jahre als Leiter der Investor Relations North America in der New Yorker Niederlassung.

Im Jahr 2012 wechselt Boeckers zu K+S nach Kassel, wo er ebenfalls für die Investor Relations verantwortlich ist. Im Sommer 2016 wird er schließlich zum CFO berufen und tritt die Stelle im Mai 2017 an.

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K+S muss weiter restrukturieren

Mit dem anstehenden Verkauf des Amerikageschäfts ist die Restrukturierung bei K+S aber noch nicht abgeschlossen. Der Konzern baut derzeit massiv Stellen ab und will zudem die Konzernstrukturen verschlanken. Dafür nimmt der Konzern in diesem Jahr rund 40 Millionen Euro in die Hand.

Nicht Teil des Restrukturierungsprozesses ist das Europageschäft: Dieses soll im Konzern verbleiben und künftig den Kern von K+S darstellen. Im Rahmen der Restrukturierung planen die Kasseler lediglich, den Verkauf kleinerer Randbereiche auf den Prüfstand zu stellen, sagte ein Unternehmenssprecher ohne auf konkrete Details einzugehen.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Info

Mehr über die Vorstände von K+S erfahren Sie auf den FINANCE-Köpfe-Profilen von Thorsten Boeckers und Burkhard Lohr. Alles über Unternehmen im Wandel lesen Sie auf unserer Themenseite Restrukturierung und auf unserem neuen Themen-Hub TRANSFORMATION by FINANCE.

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.