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Vartas Finanzabteilung kämpft mit Folgen der Cyberattacke

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Varta muss nach einem Cyberangriff die Veröffentlichung seines Geschäftsberichts verschieben. Weil damit voraussichtlich auch die Meldefrist bei der Deutschen Börse gerissen wird, dürfte das den Batteriehersteller zwischenzeitlich die Notierung im SDax kosten. Foto: Timon - stock.adobe.com
Varta muss nach einem Cyberangriff die Veröffentlichung seines Geschäftsberichts verschieben. Weil damit voraussichtlich auch die Meldefrist bei der Deutschen Börse gerissen wird, dürfte das den Batteriehersteller zwischenzeitlich die Notierung im SDax kosten. Foto: Timon - stock.adobe.com

Der Cyberangriff auf Varta bringt auch den Finanzkalender des Batteriekonzerns durcheinander. Jetzt wurden sowohl die Veröffentlichung der Jahresberichte 2023 als auch die Hauptversammlung auf unbestimmte Zeit verschoben. Eigentlich hätten der Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2023 und der Jahresabschluss am 28. März veröffentlicht werden sollen. Die Hauptversammlung war für den 23. Mai angesetzt gewesen. Die Verschiebungen werden sich auch auf die Dax-Notierung des Unternehmens auswirken.

Varta war Mitte Februar Opfer einer Cyberattacke geworden. In der Folge hatte das Unternehmen, das sich mitten im Restrukturierungsprozess befindet, IT-Systeme und die Produktion vorsorglich heruntergefahren und vom Internet getrennt. Nachdem man sich in Ellwangen eine Woche nach Bekanntwerden des Cyberangriffs noch optimistisch gegeben hatte, werden jetzt sukzessive die Auswirkungen der Attacke deutlich, hinter der Varta eine organisierte Hackergruppe vermutet.

Eingeschränkter Zugriff auf Finanzinformationen

Varta hat nach eigener Aussage inzwischen wieder „teilweise Zugriff“ auf die IT-Systeme. Auch große Teile der Produktion seien wieder hochgefahren. Aber: Es gibt weiterhin „erhebliche Beeinträchtigungen, die eine Finalisierung der Finanzberichte und den Abschluss ihrer Prüfung durch den Abschlussprüfer deutlich erschweren“, heißt es in einer Mitteilung.

Demnach hat das Unternehmen auch Wochen nach der Attacke nur begrenzt Zugriff auf seine Unterlagen: Es komme zu den ungeplanten Verzögerungen, „da der Zugriff auf die für die Finalisierung und Prüfung der Finanzberichte benötigten Finanzinformationen und Geschäftsunterlagen nicht oder nur äußerst eingeschränkt möglich war und nach wie vor weitgehend noch ist“.

Fliegt Varta vorübergehend aus dem SDax?

Man arbeite intensiv an der schrittweisen Wiederinbetriebnahme der Systeme und sei auch in enger Abstimmung mit dem Wirtschaftsprüfer, um die für die Prüfung nötigen Unterlagen bereitzustellen, versichert Varta. Dennoch rechnet das Unternehmen nicht damit, bis zum 30. April 2024 geprüfte Finanzberichte für das Geschäftsjahr 2023 zu veröffentlichen.

Dieses Datum ist entscheidend für die Notierung Vartas im SDax. Denn: Unternehmen der Dax-Indizes sind verpflichtet, ihre Geschäftsjahresberichte spätestens vier Monate nach Ablauf eines jeden Geschäftsjahres an die Deutsche Börse zu übermitteln. Fristverlängerungen sind nicht möglich.

„Wenn diese Basiskriterien verletzt werden, wird ein Unternehmen aus allen Auswahlindizes herausgenommen. Der Weg zurück wäre erst wieder möglich, sobald die Basiskriterien erfüllt sind“, teilt die Deutsche Börse auf FINANCE-Nachfrage mit.

Eine Blaupause für den Varta-Fall liefert Evotec: Das Biotech-Unternehmen war 2023 zwischenzeitlich aus dem MDax geflogen – weil auch dort ein Cyberangriff die Vorlage des Geschäftsberichts verzögert hatte. Bei der nächsten turnusgemäßen Überprüfung wurde das Unternehmen dann wieder in den MDax aufgenommen.

Varta steckt mitten in der Restrukturierung

Wie sich die Cyberattacke und die Schadensbekämpfung zudem auf die laufende Restrukturierung von Varta auswirken, wird sich zeigen. Seit Ende März 2023 befindet sich der Batteriekonzern in einem Restrukturierungsprozess, der spätestens 2026 abgeschlossen sein soll. CFO Marc Hundsdorf hatte noch am Jahresanfang im FINANCE-Interview erklärt, dass das Unternehmen damit deutlich früher fertig werden wolle.

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.