In den meisten größeren Finanzabteilungen finden sich neben Verantwortlichen für Controlling oder Rechnungswesen in der Regel auch Treasurer. Doch je größer das Unternehmen und somit seine Finanzabteilung ist, desto ausdifferenzierter muss das Fachwissen der Treasurer sein – hier kommt der Zins- und Währungsmanager ins Spiel. Dieser Experte ist mit seinem Spezialwissen unersetzlich für den CFO.
Was macht ein Zins- und Währungsmanager?
Eine wichtige Aufgabe eines Zins- und Währungsmanager ist es, auf der Finanzierungsseite eines Unternehmens die wiederkehrenden Kosten im Blick zu behalten. Zu jenen Kosten zählen etwa Zins- und Kuponzahlungen von Anleihen, Krediten oder Schuldscheinen. Je nach Finanzierungsinstrument muss er auch die jeweiligen Laufzeiten im Blick behalten.
Zudem sichert er die Risiken im Zins- und Währungsgeschäft ab. Sein Wissen über Fremdwährungen und Wechselkurse macht ihn gerade für große, international tätige Konzerne unentbehrlich und zu einem wichtigen Sparringspartner für den Head of Treasury und den Finanzvorstand.
„Sein oberste Ziel ist es, die Zinslast seines Konzern so niedrig wie möglich zu halten, dabei aber immer das Zinsänderungsrisiko im Auge zu behalten“, meint Christian Nieswandt, Geschäftsführer der Treuenfels Executives. „Um dieses Ziel zu erreichen, vergleicht der Treasurer die Zinssätze in unterschiedlichen Fremdwährungen mit denen der Inlandswährung. Er kalkuliert verschiedene Finanzierungsszenarien, um zu entscheiden, in welcher Währung er Kredite aufnehmen sowie Anleihen oder Schuldscheine begeben soll und mit welcher Laufzeit.“
Der CFO erwarte von dem Treasury-Experten das Ausarbeiten einer Finanzierungsstrategie mit ausländischen Währungen und im Hinblick auf ein vertretbares Zinsänderungsrisiko mit unterschiedlichen Laufzeiten. Damit trage der Zins- und Währungsmanager erheblich zu einer soliden Unternehmensfinanzierung auch unter Risikogesichtspunkten bei.
Das Währungsänderungsrisiko im Blick behalten
„Dabei muss der Treasurer-Experte aber neben dem Zinsänderungsrisiko auch das Währungsänderungsrisiko “, sagt Nieswandt. Das wird vor allem dann relevant, wenn sich über die Laufzeit eines Finanzierungsinstruments die Zinslandschaft oder der Wechselkurs stark verändert.
Ein Beispiel: Ein Unternehmen mit Rechtssitz in Deutschland möchte von den niedrigeren Zinsen im Schweizer Franken profitieren und nimmt bei einer Bank im Alpenstaat einen Kredit auf. Bei einer nun auftretenden Schwankungen des Wechselkurses – Anstieg des Schweizer Franken gegenüber dem Euro – steht das Unternehmen vor einem Problem: Da es in Euro bilanziert und sich die Verzinsung durch die Schwankungen erheblich verteuerte, hat es den Zinsvorteil verloren – im schlimmsten Fall ist die Verzinsung nun sogar teurer, als diese in der Inlandswährung gewesen wäre.
Zins- und Währungsmanager muss Risiko kalkulieren
Ein häufiger Treiber einer Veränderung der Zinslandschaft ist das Risiko der Inflation – wie es beispielswiese derzeit mit der Türkischen Lira passiert, welche alleine im vergangenen Jahr insgesamt 47 Prozent an Wert verloren hat. Für den Zins- und Währungsmanager können solche Beispiele nur als Learning dienen, denn seine Aufgabe ist, es solche Entwicklungen möglichst gut vorherzusagen.
Im Idealfall findet ein Zins- und Währungsmanager für sein Unternehmen eine kostengünstige Verzinsung einer Anschlussfinanzierung in Fremdwährungen. Und um vor Währungsverlusten gefeit zu sein, analysiert ein guter Treasurer-Experte die weltweiten Finanzmärkte und bewertet Risiken der verschiedenen Devisen. „Dementsprechend ist die Marktverbundenheit das Asset eines jeden Zins- und Währungsmanagers“, resümiert Christian Nieswandt.
Zins- und Währungsmanager: Das Einstiegsgehalt
Ein wichtiger und abwechslungsreicher Job also – doch wie viel Gehalt erhält man als Zins- und Währungsmanager? Nicht immer kann man das Gehalt dieser Experten von denen der Treasurer klar abgrenzen. Doch einige Daten geben Hinweise. Grundsätzlich gilt: Je größer das Unternehmen und je größer das Portfolio an Fremdwährungen, das der Treasury-Experte betreut, desto höher fällt die Entlohnung aus.
So beziffert die Personalberatung Fricke Finance & Legal, die sich auf Fach- und Führungskräfte in den Bereichen Finanzen und Recht spezialisiert hat, das Bruttoeinstiegsgehalt eines Junior Managers mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung bei 53.000 bis 60.000 Euro. Die Personalberatungen Robert Half und Treuenfels hingegen setzen das Einstiegsgehalt mit 39.200 Euro deutlich weiter unten an.
Zins- und Währungsmanager: Beförderungen
Nach der Beförderung zum Manager, die in der Regel im dritten Karrierejahr erfolgt, kann sich das Bruttojahresgehalt laut den drei Personalberatung in der Spitze auf bis zu 90.000 Euro erhöhen. Während Robert Half und Treuenfels den unteren Bereich der Gehaltsskala bei 43.200 Euro ansetzten, geben die Daten bei Fricke Finance & Legal ein Minimum von 65.000 Euro wider.
Die oberste Sprosse der Karriereleiter beim Zins- und Währungsmanager ist mit dem Posten des Senior Manager erreicht. Nach mehr als sechs Jahren Berufserfahrung kann hier laut Fricke Finance & Legal ein Spitzengehalt von bis zu 130.000 Euro zu Buche stehen. Beim Senior Manager gehen die Gehaltsdaten der Personalberater allerdings weit auseinander: So geben Robert Half und Treuenfels für das niedrigste Bruttojahresgehalt 49.1000 Euro an, während die Skala bei Fricke Finance & Legal bei 90.000 Euro beginnt. Darüber hinaus haben Zins- und Währungsmanager gute Perspektiven auf den Job des Leiter Treasury oder Leiter Finanzen.
Auch unserer Schwesterpublikation Der Treasurer hat Gehaltsdaten über verschiedene Experten in Treasury-Abteilungen zusammengetragen.
Ausbildung und Zukunftsperspektive
Doch wie wird man überhaupt Zins- und Währungsmanager? Eine Ausbildung zum Bankkaufmann mit den entsprechenden Spezialisierungsthemen und/oder ein wirtschaftswissenschaftliches Studium mit entsprechender Ausrichtung empfiehlt Personalberater Nieswandt. Grundsätzlich führen aber viele Wege zum Ziel. Wichtig seien, so Nieswandt weiter, die passenden Vorkenntnisse, Marktverständnis, analytische Fähigkeiten, Entscheidungskompetenz und der nötige Enthusiasmus für die Materie.
Die Zukunft des Berufsbilds sei geprägt von Globalisierung und Digitalisierung. „Beide Entwicklungen erhöhen die Komplexität in den Finanzabteilungen und damit auch das Aufgabenfeld des Zins- und Währungsmanagers“.
jan.schuermann[at]finance-magazin.de