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Die Zukunft der Finanzabteilungen: So nutzen CFOs Künstliche Intelligenz

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Die Einsatzmöglichkeiten von KI in Finanzabteilungen sind vielfältig. Foto: iuriimotov - stock.adobe.com
Die Einsatzmöglichkeiten von KI in Finanzabteilungen sind vielfältig. Foto: iuriimotov - stock.adobe.com

Mit Prozessautomatisierung lassen sich Mitarbeiterressourcen sparen und Kosten reduzieren. Vor allem in Finanzabteilungen fallen viele Aufgaben an, die sich leicht automatisieren ließen, ist Jens Leucke, General Manager und Head of DACH bei Dänemarks Fintech-Einhorn Pleo, überzeugt. Trotzdem bleibe der Anteil manueller Tätigkeiten im Rechnungswesen hoch.

Vielfältige KI-Einsatzmöglichkeiten im Finanzwesen

Die Einsatzmöglichkeiten von KI in Finanzabteilungen sind vielfältig, sagt Leucke im Gespräch mit FINANCE. Zu den Schlüsselbereichen gehörten die Personalisierung von Dienstleistungen und Produkten, das Risikobetrugsmanagement, die Transparenz und Compliance. KI könne besonders im Controlling bei Planung und Prognose unterstützen. „Weitere Einsatzfälle sind zum Beispiel Reporting und Forecasting. Das kann auf Basis von Realtime Datenanalysen oder Predictive Analytics geschehen.“

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Über die Anwendung von KI in diesen komplexen Bereichen hinaus sieht Leucke das größte Potential neuer Technologien in der Automatisierung von Arbeitsabläufen, etwa in der Buchhaltung. Hier lasse sich der Zeitaufwand für repetitive Tätigkeiten, wie zum Beispiel dem Bearbeiten von Reisekostenabrechnung, deutlich senken.

Generative KI, wie GPT-4, bietet die Möglichkeit, riesige Datenmengen schnell zu verarbeiten und anschließend zusammenzufassen, um dann anhand der eingegebenen Daten Prognosen anzustellen. Mithilfe von Machine Learning und KIs, die speziell auf intelligente Mustererkennung spezialisiert sind, lassen sich Geschäftsprognosen anstellen und Einschätzungen über Umsatzentwicklung, Erträge und Liquidität abgeben.

Kurzfristige Vorteile durch KI werden meist überschätzt

Aber Leucke warnt gleichzeitig vor verfrühter Euphorie: „Man neigt gerade bei neuen Technologien dazu, den kurzfristigen Gain zu überschätzen und auf lange Sicht dann zu unterschätzen.“ Die neuen KI-Systeme müssten zunächst trainiert und anschließend ausgiebig getestet werden.

„Man neigt gerade bei neuen Technologien dazu, den kurzfristigen Gain zu überschätzen.“

Jens Leucke, General Manager und Head of DACH bei Pleo

Derzeit, und wahrscheinlich ebenso in absehbarer Zukunft, müssten Ergebnisse, die von generativer KI erzeugt werden, immer noch verifiziert oder revidiert werden. Der wichtigste Faktor ist für Leucke, dass man die Integrität der Daten sicherstellen kann. „Probleme können vor allem dort entstehen, wo Daten aus verschiedenen Quellen miteinander verknüpft werden.”

Der Experte rät darüber hinaus, sensible Unternehmensdaten nur in einer geschlossenen, nicht öffentlich zugänglichen KI zu trainieren oder ganz davon fernzuhalten. Nur so sei ausgeschlossen, dass Betriebsgeheimnisse in fremde Hände gelängen und der Datenschutz eingehalten werde.

Die Finanzabteilung der Zukunft

Trotz des großen Potentials, das in der Anwendung von KI liege, müssten Mitarbeiter nicht befürchten, durch diese ersetzt zu werden, betont Leucke. „Aus meiner Sicht wird es nicht darum gehen, jemanden zu ersetzen, sondern Menschen bei verschiedenen Tätigkeiten zu unterstützen und ihnen mehr Zeit für Aufgaben zu geben, die strategisch wichtiger und angenehmer sind.“

Auch bei der Frage, ob nun viele Jobs von Programmierern übernommen werden, zeigt sich Leucke zuversichtlich. Er sieht zukünftig eine Partnerschaft aus Finanzteams und IT-Spezialisten, um vor allem die Large Language Modelle gut in die Finanzabteilungen zu integrieren.

„Aus meiner Sicht wird es nicht darum gehen, jemanden zu ersetzen“

Jens Leucke, General Manager und Head of DACH bei Pleo

CFOs müssen künftig ein Verständnis für KI mitbringen

Doch nicht nur innerhalb der Finanzabteilungen wird es durch KI zu Veränderungen kommen, auch die Rolle des CFOs wird sich wandeln. Das bestätigt auch das CFO Playbook 2024, das Pleo veröffentlicht. Dort gaben 98 Prozent der befragten Unternehmen an, die Rolle ihres CFO habe sich verändert.  

„Der CFO rückt stärker in den Mittelpunkt des Unternehmensgeschehens und entwickelt sich zu einem strategischen Sparringspartner des CEOs. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, brauchen sie einen scharfen Blick auf die gesamten Finanzen eines Unternehmens”, konstatiert Leucke. Durch das Freisetzen von Ressourcen können CFOs sich vermehrt neuen Herausforderungen widmen.

Der CFO rückt stärker in den Mittelpunkt des Unternehmensgeschehens

Jens Leucke, General Manager und Head of DACH bei Pleo

Gleichzeitig ergab sich aus dem CFO Playbook 2024 aber auch, dass lediglich ein Viertel der 504 befragten deutschen Unternehmen zuversichtlich auf die Einführung von KI in ihren Finanzabteilungen blickt. Ähnlich reserviert hatten Finanzabteilugen auch auf die Einführung von Cloud Computing geblickt, daher scheint das Ergebnis wenig überraschend. Dabei gibt es neben allen Bedenken Vorteile, die sich nicht von der Hand weisen lassen.

„KI und Automatisierung sorgen in Finanzabteilungen für Entlastung und unterstützen andererseits in den Planungszyklen“, so Leucke. Durch KI können deutlich mehr Szenarien in der Finanzplanung berücksichtigt werden. Leucke berichtet, dass das auch in den Gesprächen, die er mit Finanzmanagern führt, zum Vorschein komme. Fragen, bei deren Beantwortung KI unterstützen kann, sind laut Leucke beispielsweise: „Was kann passieren, wenn sich die Zinslage verändert? Was kann passieren, wenn sich die Lieferkettensituation ändert?“

„Man muss sicherlich kein Experte für Large Language Modelle werden“, beruhigt Leucke an dieser Stelle. CFOs sollten allerdings dennoch ein Verständnis dafür haben, was generative KI und verwandte Tools zu Finanzabteilungen beitragen können. Er sieht das Entwickeln einer KI-Strategie speziell für den Finanzbereich als essenziell an.