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Beate Uhse verbrennt letztes Eigenkapital

Michael Specht führt seit April den kriselnden Erotikkonzern Beahte Uhse. Über zwei Notverkäufe sichert er jetzt die Zahlung der Mini-Bond-Zinsen.
Beate Uhse

Die unrühmliche Kapitamarktstory von Beate Uhse, die sowohl den Aktionären als auch den Bondholdern schwere Verluste gebracht hat, ist um ein weiteres Kapital reicher: Der schwer angeschlagene Erotikkonzern kann die rund 2,3 Millionen Euro Zinsen für die 30 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe zwar bezahlen, doch der Preis dafür ist hoch.

Zunächst können die Zinsen nur mit einer 21-tägigen Verspätung beglichen werden, am Donnerstag dieser Woche soll es soweit sein, hat Beate Uhse heute Mittag angekündigt. Gleichzeitig gibt das Unternehmen aber auch noch bekannt, dass es sich von zwei niederländischen Geschäftsaktivitäten trennen wird.

Für das unprofitable niederländische B2C- und das Großhandelsgeschäft fließen Beate Uhse nach eigenen Angaben über zwei Asset-Deals rund 4 Millionen Euro zu. Die Käufer der beiden Assets sind eine irische Investoren- und eine niederländische Unternehmensgruppe. Bei Beate Uhse führen die beiden Deals nach IFRS zu einem „nicht liquiditätswirksamen Verlust von 5 Millionen Euro“, der vor allem aus Abschreibungen auf den Firmenwert resultiere.

Beate Uhse schleppt sich von Zinstermin zu Zinstermin

Dieser Schlag wird den letzten Rest an Eigenkapital verbrennen, den die einstige Handelsikone aus Flensburg noch bilanzieren konnte. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Beate Uhse nun mit einem „negativen Eigenkapitalausweis“. Bereits zum Halbjahr 2016 lag die Eigenmittelquote nur noch bei mageren 7,2 Prozent. Das Eigenkapital war gegenüber dem Vorjahr von 23 auf 5,2 Millionen Euro gesunken. Schon die ersten harten Restrukturierungsmaßnahmen, allen voran die Einstellung des Kataloggeschäfts, hatten dem Konzern zuvor hohe Verluste eingebracht.

Viel Handlungsspielraum hat das neue Beate-Uhse-Management um Michael Specht nun nicht mehr. Specht stieß erst im April zu Beate Uhse und löste CEO Nathal van Rijn ab. Im Juni musste dann auch CFO Cornelis Vlasblom gehen. Auch seine Aufgaben hat Specht übernommen. Das alte Beate-Uhse-Management hatte im Mai 2016 versucht, drei Jahre vor Fälligkeit die Mittelstandsanleihe restrukturieren, war damit aber am Widerstand der Bondholder gescheitert. Seitdem liegt das Thema auf Eis, und Beate Uhse schleppt sich von Zinszahlung zu Zinszahlung. Schon im vergangenen Sommer wurde der eigentliche Zinstermin versäumt.

Die Krise bei Beate Uhse sitzt tief

Problematisch für Beate Uhse ist, das die Krise nicht nur finanzieller, sondern vor allem operativer Natur ist. Auch die Anfang 2016 eingeleitete Konzentration auf das E-Commerce- und Filialgeschäft hat offensichtlich noch nicht die Wende gebracht. Erst gestern startete Beate Uhse ein weiteres Mal eine neue Marketingkampagne unter dem Motto „be you“. Die Kampagne soll ein klares „Brand-Statement“ sein.

Auch in der Verwaltung läuft es nicht rund. Noch immer hat das Unternehmen den 2016er-Geschäftsbericht nicht fertiggestellt. Lediglich Eckdaten gaben die Flensburger bekannt. Demnach könnte 2016 auf Ebene des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) sogar ein kleiner Verlust von bis zu 1 Millionen Euro angefallen sein. Wann der Konzernabschluss vorgelegt wird, ist offen. „Einige Bewertungsthemen sind noch nicht abgeschlossen“, teilte Beate Uhse heute mit.

Info

Verfolgen Sie die ganze Krise des Erotikkonzerns mit der FINANCE-Themenseite Beate Uhse. Noch mehr angeschlagene Mini-Bonds finden Sie auf der Themenseite Mittelstandsanleihen.