Der Hamburger SV will noch im Februar eine neue Anleihe über 17,5 Millionen Euro auflegen. Sie soll in erster Linie bei den Anhängern des Fußball-Zweitligaklubs platziert werden. Mit dieser neuen „Fananleihe“ will HSV-Finanzchef Frank Wettstein die im September auslaufende Fananleihe eins zu eins ablösen.
Dieses im Jahr 2012 begebene Papier („Jubiläumsanleihe“) hat ebenfalls ein Volumen von 17,5 Millionen Euro. Auch die Laufzeit von sieben Jahren und der Zinssatz von 6 Prozent sollen gleich bleiben. Die Besitzer der Jubiläumsanleihe sollen ein Vorkaufsrecht für die neue HSV-Anleihe bekommen.
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Auf einen wichtigen Unterschied zwischen beiden Papieren weist Finanzchef Wettstein aber hin: „Die neue HSV-Anleihe ist in Teilen so strukturiert, dass der HSV ab 2022 jährlich zwischen mindestens 10 und maximal 25 Prozent des ursprünglichen Nennbetrags der Depot-Anleihen tilgen wird. So können wir die Belastungen verträglicher auf die Jahre verteilen und die Zinslast senken.“
Der HSV steuert auf neunten Verlust in Folge zu
Allerdings setzt dies eine wirtschaftlichen Gesundung des Traditionsvereins voraus. Der HSV hat achtmal in Folge rote Zahlen geschrieben, und für die laufende Saison droht ein weiterer Verlust. Wettstein prognostiziert sogar einen „Verlust in zweistelliger Millionenhöhe“.
Zudem lasten auf dem HSV Finanzverbindlichkeiten von 85,4 Millionen Euro. Der Umsatz von zuletzt rund 120 Millionen Euro dürfte wegen des Abstiegs in die Zweite Liga hingegen deutlich einbrechen, so dass am Ende der laufenden Saison der Schuldenberg den Umsatz deutlich zu übersteigen droht.
Um das Vertrauen der Fans und Investoren wirbt der HSV, auf dessen Gehaltsliste aktuell vier gefeuerte Trainer stehen, mit einem Sparkurs. So soll bis auf weiteres kein Spieler mehr als 2 Millionen Euro im Jahr verdienen. Für Bundesligaverhältnisse ist das wenig. Auch der für den Fall des Wiederaufstiegs geplante Personaletat von 37 Millionen Euro wäre einer der niedrigsten in der Bundesliga.
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HSV-Mäzen Kühne droht mit Rückzug
Die Einschnitte bei den Kaderkosten sind nicht nur eine Folge der erheblichen Schuldenlast, sondern auch eine Reaktion auf drohende Einnahmenrückgänge. So läuft der Vertrag mit dem Hauptsponsor Emirates aus, ebenso das Stadionsponsoring durch Klaus-Michael Kühne. Der Unternehmer, der in den vergangenen Jahren über Darlehen und Anteilskäufe weit über 100 Millionen Euro in den HSV gepumpt hat, erwägt, sein finanzielles Engagement zurückzufahren.
Dass ein großer Teil der Finanzierungen, die Finanzchef Wettstein immer wieder auftreibt, für die Deckung von Verlusten herhalten muss, zeigt auch Wettsteins bislang größter Finanzierungscoup als HSV-Vorstand: Mitte 2016 gelang es ihm, bei Banken und Versicherungen einen Schuldschein über 40 Millionen Euro zu platzieren. Mit diesem Geld löste Wettstein die Restschuld aus dem Stadionkredit in Höhe von 25 Millionen Euro ab. Die HSV-Anteile am Stadion dienen den Schuldscheingläubigern nun als Sicherheit.
Nach damaliger Berechnung hätte die Summe von 40 Millionen Euro theoretisch reichen können, um damit auch die nun auslaufende Fananleihe zurückzuzahlen. Doch spätestens der Abstieg im Sommer machte dem HSV einen Strich durch diese Rechnung. Der Plan, nach dem Abstieg wenigstens hohe Transfererlöse zu erzielen, ging bislang ebenfalls nicht auf.
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Er kämpft seit Jahren darum, den HSV über Wasser zu halten: Erfahren Sie mehr über den HSV-CFO im FINANCE-Köpfe-Profil von Frank Wettstein.
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