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Siemens Energy setzt auf milliardenschweren ESG-linked Loan

Siemens Energy schließt kurz vor dem geplanten Spin-off einen Kredit ab und setzt dabei auf den Faktor ESG.
www.siemens.com/presse

Siemens Energy (Gas and Power) sichert sich kurz vor dem geplanten Spin-off vom Siemens-Konzern zusätzliche Liquidität. Die Energietechniksparte schließt einen syndizierten revolvierenden Kredit über 3 Milliarden Euro ab. Das Darlehen kann in verschiedenen Währungen gezogen werden und enthält zudem die Möglichkeit, sehr kurzfristig Geld abzurufen. Dafür wurde eine Swingline-Option über 1 Milliarde Euro vereinbart.

Der revolvierende Kredit hat eine Laufzeit von drei Jahren und kann zweimal um jeweils ein Jahr verlängert werden. Nach Angaben von Siemens Gas und Power war die Transaktion mit 4,5 Milliarden Euro überzeichnet. Die Zusagen der einzelnen Banken konnten demnach „signifikant verringert werden“. Laut Informationen der F.A.Z. waren 28 Banken an der Transaktion beteiligt.

Siemens Energy setzt auf nachhaltige KPIs

Mit der neuen Kreditlinie schließt sich Siemens Energy zudem einem aktuellen Finanzierungstrend an und koppelt die Kreditlinie an eine Nachhaltigkeitskomponente. Als Anbieter von konventioneller Kraftwerktechnik für die Stromproduktion aus Kohle, Gas und Öl verbindet man Siemens Energy bislang eher nicht mit Nachhaltigkeit. Künftig soll der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa aber auch in dem neuen Energiekonzern aufgehen.

Die Finanzierungskosten sind unter anderem an bestimmte Nachhaltigkeitskennzahlen gekoppelt. Konkret hat Siemens Energy dafür KPIs eingesetzt, die darauf abzielen, die Emission von Treibhausgasen (CO₂-Äquivalent) und die Unfallhäufigkeit (Lost Time Injury Frequency Rate) zu senken. Mit der letzteren Kennzahl, die auf die Arbeitssicherheit abzielt, setzt Siemens Energy also auch auf eine soziale Komponente.

ESG-linked Loans liegen im Trend

Siemens Energy ist mit dem Einsatz eines ESG-linked Loans alles andere als allein: Das Instrument wird immer beliebter. Gerade erst hatte die VW-Tochter Traton beim ersten eigenen syndizierten Kredit ebenfalls auf eine Nachhaltigkeitskomponente gesetzt. Zudem hat der Energiedienstleister Ista diese Woche einen neuen Kredit mit einen solchen Mechanismus bekanntgegeben.

ESG-linked Loans haben sich im Jahr 2019 in der deutschen Corporate-Welt verbreitet. Der Konsumgüterhersteller Henkel war einer der Vorreiter beim Einsatz dieses Mechanismus‘. Im Gegensatz zu klassischen Green Bonds, deren Erlöse ausschließlich zur Finanzierung nachhaltiger Projekte eingesetzt werden können, dürfen ESG-linked Loans für alle Unternehmenszwecke genutzt werden. Sie ermöglichen es daher auch Unternehmen, die keine größeren Nachhaltigkeitsprojekte zu finanzieren haben, am Green-Finance-Markt aktiv zu werden.

Siemens Energy sieht sich vor Börsengang gut finanziert

Der neue milliardenschwere Kredit verschafft Siemens Energy einen zusätzlichen Puffer. „Für unseren geplanten Start an der Börse Ende September sind wir bereits sehr gut finanziert. Die neue Kreditlinie sichert Siemens Energy eine weitere, kurzfristig abrufbare Finanzierung und sorgt somit für zusätzliche Flexibilität“, kommentierte die neue Finanzchefin Maria Ferraro die Transaktion.

Die ehemalige Finanzchefin von Siemens Digital Industries muss Siemens Energy Ende September an die Börse führen. Ursprünglich wäre das die Aufgabe von Klaus Patzak gewesen, doch im Frühjahr haben er und CEO Michael Sen das Unternehmen überraschend verlassen. Hintergrund soll ein Streit mit der Führung des Mutterkonzerns über die künftige Bilanzstruktur von Siemens Energy gewesen sein.

Siemens-Energy-Spin-off rückt näher

Die Abspaltung der Energietechniksparte ist Teil des umfassenden Konzernumbaus bei Siemens. Auch die Antriebssparte Flender soll an die Börse. Siemens Healthineers ist es bereits seit 2018. Anders als bei dem bereits abgespaltenen Medizintechnikgeschäft will der Konzern bei dem Energiegeschäft aber keine Mehrheit behalten. Im Zuge des Börsengangs sollen etwa 55 Prozent der Anteile an die Siemens-Aktionäre abgespalten werden. Siemens selbst wird rund 45 Prozent behalten, seinen Anteil in den folgenden Monaten dann aber weiter reduzieren. 9,9 Prozent davon sollen im Pensionsfonds des Konzerns liegen.

In dem neuen Konzern wird das globale Energiegeschäft des Siemens-Konzerns inklusive der Beteiligung an der Windenergie-Tochter Siemens Gamesa gebündelt sein. Der neue Konzern beschäftigt rund 90.000 Mitarbeiter. Siemens trennt sich in dem geplanten Spin-off von rund einem Drittel seines Umsatzes – Siemens Energy erwirtschaftet zuletzt rund 29 Milliarden Euro.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.