Durchbruch in den seit dem Frühjahr andauernden Verhandlungen um die Rettung des angeschlagenen Maschinenbauers Singulus: CFO Markus Ehret und die Beratungsfirma One Square Advisory, die die Interessen der Gläubiger vertritt, haben sich gestern Abend auf ein Konzept zur Restrukturierung der notleidenden Mittelstandsanleihe geeinigt.
Für die Aktionäre ist das Ergebnis wie erwartet bitter: Sie verlieren praktisch ihre gesamten Anteile. Nach einer Kapitalherabsetzung und der anschließenden Einbringung der Anleihe in die Firma in Form einer Sachkapitalerhöhung werden die Bondholder 95 Prozent des Unternehmens kontrollieren. Zusätzlich bekommen sie eine neue besicherte Anleihe mit einem Nennwert von 12 Millionen Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren. Der Zinskupon soll 3 Prozent betragen, zusätzlich soll sich halbjährlich der Rückzahlungsbetrag um 1,5 Prozent erhöhen, so dass am Ende der Laufzeit ein Nennwert von 13,8 Millionen Euro zur Rückzahlung fällig würde.
Über diese Konditionen wird allerdings noch verhandelt. In der Kapitalmarktmitteilung von Singulus finden sich Hinweise, dass der Kupon auch bis zu 4 Prozent betragen könnte. Auf die bislang aufgelaufenen Zinsen für das vergangene halbe Jahr müssen die Besitzer der Mittelstandsanleihe hingegen verzichten.
Singulus-Gläubiger können stattliche Recovery erwarten
Die Bondholder kommen damit besser weg als die Aktionäre, aber auch sie müssen bluten. Die Anleihe hatte einen Nennwert von 60 Millionen Euro. Das Aktienpaket, das die Anleihegläubiger erhalten sollen, hätte aktuell einen Börsenwert von rund 15 Millionen Euro. Zusammen mit der neuen Anleihe addiert sich der Wert des Pakets auf knapp 29 Millionen Euro zuzüglich der zu erwartenden Zinsen, die allerdings gegenüber den ursprünglich versprochenen 7,75 Prozent in etwa halbiert werden.
Damit liegt die theoretische Recovery für die Singulus-Gläubiger bei rund 50 Prozent. Wie viel es am Ende tatsächlich wird, hängt von der künftigen Kursperformance der Aktie ab. So oder so sieht das Verhandlungsergebnis für die Gläubiger deutlich positiver aus als am Kapitalmarkt erwartet worden war. Der Singulus-Bond notierte in den vergangenen Wochen unter 20 Prozent seines Nennwerts. Heute im frühen Handel sprang der Bondkurs schon auf über 25 Prozent vom Nennwert nach oben, gab dann aber einen Teil seiner anfänglichen Gewinne wieder ab.
Showdown im Februar
Gerettet ist Singulus mit dieser Einigung allerdings noch nicht, denn Bondholder und Aktionäre müssen dem Sanierungskonzept noch zustimmen. Bei der ersten Gläubigerversammlung, die für den 18. Januar angesetzt ist, wird das erforderliche Anwesenheits-Quorum von 50 Prozent mit hoher Wahrscheinlichkeit verfehlt werden.
Damit entscheidet sich dann alles im Februar. Für den 16. Februar hat Singulus eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Die Aktionäre haben bereits im Sommer ihre grundsätzliche Bereitschaft zu einem Debt-to-Equity-Swap gezeigt. FINANCE-Informationen zufolge soll die zweite Gläubigerversammlung einen Tag vor der HV stattfinden. Dort bräuchte Singulus bei einigen zentralen Punkten eine Mehrheit von 75 Prozent der Stimmen bei einem Quorum von 25 Prozent, um die Pläne umsetzen zu können.
Singulus-CFO Markus Ehret realisiert Verluste
Finanzchef Ehret hat durch einen cleveren Schachzug die Chancen, das Quorum zu erreichen, deutlich erhöht. Singulus wird die von der Firma selbst gehaltenen Anleihen mit einem Nennwert von 5,2 Millionen Euro an einen nicht genannten Investor verkaufen. Mit dem Investment in die eigene Anleihe dürfte Singulus zwar einen Verlust von 3 bis 4 Millionen Euro gemacht haben. Aber der Investor wird 8,7 Prozent des Anleihekapitals zur Gläubigerversammlung mitbringen – mehr als ein Drittel des am Ende erforderlichen Quorums. Stimmen die Aktionäre und die Anleihegläubiger Ehrets Konzept zu, könnte die neue Kapitalstruktur im Juli oder August nächsten Jahres stehen.
Frisches Geld soll Singulus im Zuge der jetzt auf den Weg gebrachten Transaktion auch zufließen. An deren Ende ist eine Kapitalerhöhung geplant, deren Volumen noch nicht bekannt ist, aber im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen dürfte. „Durch die geplante Restrukturierung wird sich unsere Eigenkapitalposition erheblich verbessern. Das wird auch unseren Avalkreditgebern wieder mehr Zutrauen in unser Unternehmen geben“, sagte Ehret gegenüber FINANCE. Dazu passt, dass Singulus am Mittag einen neuen Großauftrag aus Indien mit einem Volumen von 20 Millionen Euro vermelden konnte. Dessen Finanzierung ist Unternehmensangaben zufolge allerdings noch offen.
Info
Wie es zu der schweren Schieflage gekommen ist und welche Rettungsbemühungen bislang schon gescheitert sind – lesen Sie die Chronologie der Ereignisse und viele Hintergründe auf unserer FINANCE-Themenseite zu Singulus.