Kuriose Nachrichten von Paragon: Wie der Autozulieferer mitteilte, hat der Geschäftsführer und Großaktionär Klaus Dieter Frers in seiner Funktion als Aktionär das Unternehmen darüber informiert, dass er von einem „baldigen Verlust seines kompletten Aktienpakets“ ausgeht. Wie ist das möglich?
In der Mitteilung des Unternehmens heißt es lediglich kryptisch, eine „Drittpartei“ habe sich im Rahmen von privaten Bankverbindlichkeiten „gegen den Willen“ von Frers und „unter noch nicht abschließend rechtlich geklärten Umständen die Rechte an der Verwertung seines kompletten Paragon-Aktienpaket angeeignet“.
Wie FINANCE erfahren hat, diente Frers Aktienpaket anscheinend als Sicherheit. Im Rahmen von den beschriebenen privaten Bankverbindlichkeiten liegt die Vermutung nahe, dass das Aktienpaket von einem Gläubiger gepfändet wurde. Um wen es sich bei der ominösen Drittpartei handelt, ist in der Mitteilung nicht näher benannt.
Erstes Paragon-Aktienpaket könnten morgen schon „verwertet“ werden
Die Drittpartei soll angekündigt haben, eine erste Tranche des Aktienpakets morgen „verwerten“ zu wollen. Der restliche Teil soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Welche Absichten die anonyme Drittpartei mit dem Aktienpaket verfolgt, dazu hat sie sich noch nicht geäußert, heißt es in der Unternehmensmitteilung.
Wahrscheinlich ist mit der Verwertung der Anteile aber ein Weiterverkauf gemeint. Aufgrund der Größe des Aktienpakets ist mit einem freihändigen Verkauf zu rechnen. Frers hält 50 Prozent plus eine Aktie der insgesamt 4.526.266 emittierten Aktien. Bei einem aktuellen Aktienkurs von rund 4,50 Euro dürfte das Aktienpaket mehr als 10 Millionen Euro wert sein.
Paragon spricht von „feindlichem Übernahmeversuch“
Paragon wertet die geplante Aneignung der Aktien als Versuch einer „feindlichen Übernahme“. Frers hat bereits angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten. Der börsennotierte Autozulieferer teilt zudem mit, dass ein möglicher Aktionärswechsel bei der Paragon GmbH & Co. KGaA keinen Einfluss auf das operative Geschäft haben wird.
Die Paragon GmbH bleibe demnach persönlich haftende Gesellschafterin der Paragon GmbH & Co. KGaA und habe dieser gegenüber mitgeteilt, „dass unabhängig vom Ausgang des Verfahrens die alleinige Unternehmensführung bei der Paragon GmbH liegt und Herr Frers deren Geschäftsführer bleibt“.
Bei einer GmbH & Co. KGaA ist die GmbH der Komplementär der Kommanditgesellschaft auf Aktien. Die Wahl dieser Mischform beschränkt die Haftung der Kommanditgesellschaft auf das Vermögen der GmbH, ohne die Rechtsform der KGaA aufgeben zu müssen. Der an der Börse notierte Fußballverein Borussia Dortmund hat aufgrund der 50 + 1 Regel zum Beispiel diese Rechtsform gewählt.
Paragon kündigt Tilgung der Schweizer Anleihe an
Dessen ungeachtet konnte der Automobilzulieferer heute positive Quartalszahlen vorlegen. Der Umsatz stieg im dritten Quartal um rund 6 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr auf 40,7 Millionen Euro. Nach neun Monaten liegt der Umsatz bei 127,1 Millionen Euro und damit 15,9 Prozent höher als im Vorjahr.
Beim operativen Gewinn musste Paragon jedoch einen Rückschritt verbuchen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank nach neun Monaten um 3 Millionen auf 12 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Als Grund nennt der Spezialist für Automobilelektronik nicht zahlungswirksame Sondereffekte, die unter anderem durch den Verkauf von Randaktivitäten und Produktionsgebäuden sowie durch Währungskursverlust entstanden sind.
Paragon kündigte zudem an, nächsten April die Schweizer Anleihe in Höhe von 21 Millionen Schweizer Franken tilgen zu wollen. Im April 2023 soll es außerdem eine Teiltilgung in Höhe von 5 Millionen Euro des im März bis Juli 2027 verlängerten Minibonds geben. Wie genau Paragon die Anleihen refinanzieren will, darüber wollen die Delbrücker „den Kapitalmarkt bald informieren“.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.