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PE-Investor will bei Knaus-Tabbert Kasse machen

Der Finanzinvestor HTP will den Wohnmobilhersteller Knaus-Tabbert an die Börse bringen. Foto: Knaus Tabbert
Der Finanzinvestor HTP will den Wohnmobilhersteller Knaus-Tabbert an die Börse bringen. Foto: Knaus Tabbert

In der Private-Equity-Branche bahnt sich ein spektakulärer Exit an: Der niederländische Finanzinvestor HTP, der Knaus-Tabbert vor mehr als zehn Jahren aus der Insolvenz heraus übernommen hatte, will den Wohnwagenhersteller an die Börse zu bringen und sich von bis zu 50 Prozent der Anteile trennen. Das gab das Unternehmen am heutigen Dienstag bekannt. 

Reuters hatte zuerst über die Börsenpläne berichtet. Der Zeitplan ist ehrgeizig: Der Nachrichtenagentur zufolge soll noch im September das Listing in Frankfurt erfolgen. Begleitet wird der Börsengang von der Investmentbank Jefferies sowie der Unicredit und der ABN Amro. 

IPO: Auch Knaus-Tabbert soll Geld erhalten

Größter Profiteur eines Börsengangs dürfte HTP werden: Trotz der sehr langen Haltedauer können die Holländer auf eine spektakuläre Rendite hoffen. Dem Reuters-Bericht zufolge setzt der Hauptgesellschafter auf eine Fortsetzung des Booms am ECM-Markt und peilt einen Börsenwert von 800 Millionen Euro an. Damit würde Knaus-Tabbert – obwohl nur Europas drittgrößter Wohnmobilproduzent – höher als die Nummer Zwei, Trigano aus Frankreich, bewertet werden. Marktführer ist der deutsche Anbieter Hymer, der vor zwei Jahren an den US-Industriekonzern Thor verkauft wurde.

Knaus-Tabbert ist inzwischen saniert und klar profitabel. Gegenwärtig profitieren die Bayern außerdem von der Coronavirus-Krise, die den Absatz von Wohnmobilen angekurbelt hat. Knaus-Tabbert operiert nahe der Kapazitätsgrenze und baut gerade eine weitere Fabrik. Ein Teil der IPO-Erlöse, rund 20 Millionen Euro, soll daher via Kapitalerhöhung auch in die Firmenkasse fließen, damit der Kapazitätsausbau mit zusätzlichem Eigenkapital flankiert werden kann.

Knaus-Tabbert ist inzwischen saniert, klar profitabel und profitiert auch noch von der Coronavirus-Krise.

Börsengang mit dreistelligem Millionenwert

Knaus-Tabbert beschäftigt gut 3.000 Mitarbeiter und produzierte 2019 mehr als 26.000 Wohnmobile. Damit erwirtschaftete der Mittelständler aus dem Bayerischen Wald im vergangenen Jahr 780 Millionen Euro Umsatz und einen operativen Gewinn von 64 Millionen Euro, wie Reuters unter Berufung auf Unternehmens-Insider berichtet.

In diesem und im kommenden Jahr soll die Sonderkonjunktur für Wohnmobile den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 75 bis 80 Millionen Euro anziehen lassen. Da unklar ist, mit wieviel Fremdkapital Knaus-Tabbert operiert, lässt sich ein Unternehmenswert post-IPO noch nicht genau beziffern. Das Volumen des Börsengangs dürfte bei einem Börsenwert von 800 Millionen Euro aber im mittleren dreistelligen Millionenbereich liegen.