Der Aktienkurs des Telekommunikationsunternehmens QSC fällt seit Jahren. CEO Jürgen Hermann versucht diese Talfahrt nun zu stoppen: Für sein eigenes Depot hat er ein Aktienpaket im Volumen von insgesamt rund 66.000 Euro kauft. Das geht aus einer Director’s-Dealings-Meldung hervor. Ende 2015 besaß Hermann bereits 340.000 QSC-Aktien. 100.000 davon hatte er im vergangenen Jahr erworben. Hermanns Gesamtvergütung im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug 436.000 Euro.
Mit seinem neuesten Investment bekommt Hermann wesentlich mehr Papiere als bei seinen vorherigen: Stand die Aktie vor knapp drei Jahren noch bei fast 5 Euro, droht sie nun zum Pennystock zu verkommen. Gestern fiel das Papier auf 1,07 Euro. Nur 2009, kurz nach der Pleite von Lehman Brothers, stand es noch schlechter um die QSC-Aktie. Die Nachricht von der Intervention des CEOs sorgt nun für eine Kurserholung auf immerhin wieder 1,14 Euro. Damit beläuft sich der aktuelle Börsenwert von QSC auf rund 135 Millionen Euro.
Stefan Baustert setzt als CFO die Restrukturierung um
An der Misere, die QSC in diese Kurstiefen geführt hat, trägt auch Hermann eine Mitverantwortung. Noch als Finanzchef setzte er ein ehrgeiziges Wachstumsprogramm auf, das schließlich in die Übernahme eines Unternehmens mündete, das zum Zeitpunkt des Mergers fast so groß war wie QSC selbst. Doch die Integration der Info AG zog sich lange hin, Kunden wanderten ab.
Das war umso bitterer, weil Hermann dem Kapitalmarkt währenddessen enorm ambitionierte Mittelfristziele präsentiert hatte, die QSC weit verfehlen wird: Statt eines für dieses Jahr einst versprochenen Umsatzes von 800 Millionen Euro wird QSC weniger als 400 Millionen Euro erreichen. Und für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hatte Hermann einst 200 Millionen Euro versprochen. Realisiert werden dürften 34 bis 38 Millionen Euro. Trotzdem stieg Hermann wenig später, im Jahr 2013, zum Unternehmenschef auf.
Seine Nachfolgerin Barbara Stolz wurde Anfang 2015 durch den ehemaligen Singulus-CFO Stefan Baustert ersetzt, der antrat, um die Restrukturierung von QSC voranzutreiben. Stolz ist inzwischen Finanzchefin bei dem Technologieunternehmen Sedo.
QSC ist hauptsächlich über einen Schuldschein finanziert
Neu-CFO Stefan Baustert hat geliefert und die größten Verlustbringer inzwischen gestopft. Der Cashflow und der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sind wieder positiv, QSC zahlt seinen Aktionären auch weiterhin eine Dividende. Dennoch hat QSC am Kapitalmarkt viel Vertrauen verloren – auch wenn Baustert im Mai 2015 bei FINANCE-TV „keinen Kollateralschaden durch die jahrelange Restrukturierung“ ausmachen konnte.
Doch prekär ist die Lage von QSC den Zahlen zufolge nicht. Die Nettofinanzverschuldung von knapp 90 Millionen Euro entspricht weniger als 3x Ebitda. Für ein im Grundsatz cashflowstarkes Telekommunikationsunternehmen ist das kein hoher Wert – sofern QSC seine Jahresziele erreicht. Und das ist nicht unrealistisch: Nach dem ersten Quartal steht bereits ein Ebitda von 9,7 Millionen Euro zu Buche.
Allerdings zeigt sich auf der Finanzierungsseite ein Klumpenrisiko. Fast die gesamten Finanzschulden von gut 155 Millionen Euro entfallen auf ein Schuldscheindarlehen über 150 Millionen Euro, das QSC vor zwei Jahren begeben hatte. Die verschiedenen Tranchen laufen zwischen fünf und sieben Jahre lang. Platziert wurde der Schuldschein nahezu zur Hälfte bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
Info
Stefan Baustert ist seit Januar 2015 der CFO beim Telekommunikationsunternehmen QSC. Er folgte auf die frühere Finanzchefin Barbara Stolz, die das Amt nach eineinhalb Jahren bereits wieder aufgeben musste. Erfahren Sie mehr über die QSC-CFOs auf ihren Profilen bei FINANCE-Köpfe.