Scholz macht Fortschritte bei seiner überlebenswichtigen Suche nach einem Eigenkapitalgeber. Der schwer angeschlagene Schrottrecycler teilte heute mit, er habe Angebote von zwei potenziellen Investoren erhalten. Die Geschäftsführung beabsichtige nun, einem Bieter Verhandlungen auf exklusiver Basis zuzusichern.
Nähere Angaben zum Investor und zu den Bedingungen des Einstiegs wollte Scholz auf Anfrage nicht machen. Klar ist aber, dass der neue Eigentümer frisches Eigenkapital in erheblichem Umfang mitbringen muss. Die Holding, die eine Schuldenlast von rund 850 Millionen Euro trägt, muss sich nicht nur deutlich entschulden, sondern benötigt auch Geld für das operative Geschäft.
Toyota Tsusho hat sich von Scholz verabschiedet
Laut Scholz könne der Einstieg des Investors bereits innerhalb „der kommenden Wochen“ erfolgen. Die aktuellen Eigentümer des Unternehmens, die Familie Scholz sowie die vor zwei Jahren eingestiegene Toyota-Tochter Tsusho, haben den Weg schon freigemacht: Beide Gesellschafter haben ihre Anteile zu Beginn des Investorenprozesses im vergangenen Herbst an einen Treuhänder übertragen. Toyota Tsusho ist die Handels-Sparte des Autobauers und hält 40 Prozent an Scholz. Das Unternehmen hatte bereits erklärt, kein frisches Kapital ins Unternehmen stecken zu wollen. Die Japaner werden ihre Anteile daher komplett abgeben.
Eine Einigung in den nächsten Wochen ist ein ambitioniertes Ziel. Schließlich verhandelt das Familienunternehmen parallel auch noch mit den Fremdkapitalgebern über einen Schuldenschnitt. Die Verhandlungen dürften sich zäh gestalten, zumal sich FINANCE-Informationen zufolge auch Hedgefonds ins Unternehmen eingekauft haben. Ein umfangreicher Verzicht der Gläubiger ist allerdings Voraussetzung für den Einstieg eines neuen Investors.
Scholz setzt auf Schuldenschnitt mit Gläubigern
Der Schuldenberg setzt sich vor allem aus einem Konsortialkredit in Höhe von 500 Millionen Euro zusammen. Um diesen neu zu ordnen, hatte Scholz Anfang des Jahres den Firmensitz aus dem süddeutschen Essingen nach London verlagert. Das Kalkül: Unter dem britischen „Scheme of Arrangement“ können Schuldner ihre Verbindlichkeiten leichter und schneller restrukturieren als im deutschen Rechtsraum.
Ebenfalls im Feuer steht eine 182,5 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe, die im kommenden März ausläuft und mit stolzen 8,5 Prozent verzinst wird. Das ist derzeit zu viel für das schwer angeschlagene Unternehmen. Die Bondholder haben Scholz knapp vor zwei Monaten deshalb eine Stundung des insgesamt fälligen Zinsbetrags von 15,5 Millionen Euro eingeräumt. Der Rest entfällt auf Immobilienkredite und andere Finanzverbindlichkeiten im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.
Doch mit der Stundung hat sich Scholz nur Zeit gekauft. Nun laufen die Verhandlungen über eine umfangreiche Restrukturierung der Anleihe. Details will das Unternehmen noch nicht nennen. Aber auch hier hofft der Schrottrecycler auf eine schnelle Lösung. Der Vorteil: Die Anleihe wird nach österreichischem Recht restrukturiert, entsprechend entfallen die nach deutschem Recht erforderlichen Gläubigerversammlungen, die viel Zeit kosten.