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Tele Columbus kassiert zum zweiten Mal Gewinnziele

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Trotz einer erneuten Gewinnwarnung gewinnt die Tele-Columbus-Aktie wieder an Wert.
Schoening Berlin/Picture Alliance/Arco Images GmbH

Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus kommt nicht zur Ruhe: Der im SDax notierte Konzern kassiert bereits zum zweiten Mal seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr. Die Berliner rechnen nun mit einem deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses und einer Stagnation des Umsatzes. Das geht aus einer Pflichtmitteilung vom späten Dienstagabend hervor.

Die Tele-Columbus-Führung um CEO Timm Degenhardt und CFO Eike Walters erwartet demnach für 2018 einen normalisierten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von mindestens 235 Millionen Euro. Im Vergleich zur letzten Gewinnwarnung aus dem Mai, als der Konzern noch mit einem operativen Ergebnis zwischen 265 und 280 Millionen Euro rechnete, ist dies ein weiterer deutlicher Rückgang. Ursprünglich hatte Tele Columbus für das Geschäftsjahr 2018 ein normalisiertes, also von Sondereffekten bereinigtes Ebitda zwischen 280 und 290 Millionen Euro angepeilt.

Auch beim Umsatz macht Tele Columbus Abstriche. Statt eines im Mai vorausgesagten Wachstums im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich, geht der Konzern jetzt nur noch von einem stagnierenden Umsatz aus. Ursprünglich hatte Tele Columbus für das Geschäftsjahr 2018 mit einem Umsatzwachstum im mittleren Prozentbereich gerechnet. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Tele Columbus einen Umsatz von knapp 497 Millionen Euro.

Großaktionäre haben Tele-Columbus-Aktien verkauft

Der börsennotierte Konzern ist derzeit stark unter Druck. In den vergangenen Wochen haben zahlreiche Großaktionäre ihre Anteile an den Berlinern reduziert oder ganz abgestoßen. In Folge des Ausverkaufs stürzte die Aktie ab. Der Auslöser war die Verschiebung der Halbjahreszahlen: Statt im August sollen die Zahlen Anfang September vorgelegt werden, kündigte der drittgrößte Kabelnetzbetreiber Deutschlands damals an.

Im Rahmen der aktuellen Gewinnwarnung vom gestrigen Dienstagabend hat Tele Columbus aber nun doch schon erste Halbjahreszahlen vorgelegt: In den ersten sechs Monaten konnte Tele Columbus einen Umsatz von 240 Millionen Euro erzielen. Im Vorjahr kamen die Berliner noch auf 245,4 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum ging das operative Ergebnis um rund vier Prozent auf 118 Millionen Euro zurück.

Begründet hatte Tele Columbus die Verschiebung der Halbjahreszahlen mit der „Finalisierung des Integrationsprojekts“. Der Konzern hat massive Schwierigkeiten mit der Integration der Wettbewerber Primacom und Pepcom, die Tele Columbus allerdings schon 2015 übernommen hatte. Auch die erste Gewinnwarnung im Mai hatte der Konzern mit Integrationsproblemen begründet – und nun auch die aktuelle Gewinnwarnung. Zusätzlich würden im Oktober startende Marketingaktivitäten die Kosten in die Höhe treiben und auf den Umsatz drücken, so Tele Columbus.

Aktionäre rechneten offenbar mit Schlimmerem

Obwohl Tele Columbus nun erneut seine Prognose kassieren muss, atmen die Aktionäre des Berliner Unternehmens auf. Mit Bekanntwerden der Gewinnwarnung legte das Papier am heutigen Mittwoch deutlich zu. Zweitweise stieg die Aktie um über 33 Prozent auf 3,60 Euro. Ende Juli, also vor den Anteilsverkäufen der Großaktionäre, war die Aktie noch über 5 Euro wert.

Die Tele-Columbus-Aktie erholt sich leicht nach massiven Verlusten

Tele Columbus Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Die Anteilseigner scheinen erleichtert zu sein, dass Tele Columbus nach der Verschiebung des Halbjahresberichts nun zumindest etwas Klarheit geschaffen hat. Scheinbar hatten sie mit einer wesentlich größeren Korrektur gerechnet. Außerdem wurde befürchtet, dass Tele Columbus die Covenants aus Finanzierungsvereinbarungen reißen und sogar eine größere Kapitalerhöhung benötigen könnte. Auch wenn bis zur finalen Vorlage des kompletten Halbjahresberichts diese Fragezeichen nicht völlig verschwinden dürften, geht Cengiz Sen, Analyst bei Equinet, davon aus, dass jetzt eine Erholungsrally starten wird.

Andere Analysten reagieren reservierter: Die wichtigsten Kennziffern zur Abonnentensituation und zur Bilanz würden fehlen, betonte beispielsweise Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Bis spätestens 31. August will Tele Columbus nun die Halbjahreszahlen veröffentlichen. Anfang 2019 soll es dann einen neuen mittelfristigen Ausblick geben.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

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