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Windreich: Willi Balz beziffert Schulden

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Kurz vor der Anleihegläubigerversammlung hat sich Willi Balz mit einem Brief zu Wort gemeldet.
Windreich

Der insolvente Windparkprojektierer Windreich hatte heute zur Anleihegläubigerversammlung geladen. Die Anleihegläubiger sind aufgefordert gewesen, einen gemeinsamen Vertreter zu wählen, der ihre Interessen im Laufe des Insolvenzverfahrens vertritt. Sie haben sich im Neckar Forum in Esslingen für Klaus Nieding von der Kanzlei Nieding + Barth und Frank Günther von der One Square Advisors entschieden. Das berichtet die Online-Plattform Anleihen Finder unter Berufung auf die Kanzlei Schultze & Braun, für die auch der Windreich-Insolvenzverwalter Holger Blümle tätig ist. Günther vertritt bereits die Anleihegläubiger von Solarworld und SiC Processing, Nieding ist als Vertreter der Anleihegläubiger von Solar Millennium eingesetzt.

Damit konnte sich der Kandidat von Windreich-Gründer Willi Balz, Joachim Illig vom Insolvenzverwalterbüro Illig Braun und Kirschnek, nicht durchsetzen. Balz, der überraschend wieder auf der Bildfläche erschienen ist, hatte in einem aktuellen Brief an die Anleihezeichner, der FINANCE vorliegt, angekündigt, ebenfalls an der heutigen Gläubigerversammlung teilnehmen zu wollen, um Fragen der Anleihezeichner persönlich beantworten zu können.

Volker Grub kommt zur Anleihegläubigerversammlung von Windreich

Auch Insolvenzexperte Volker Grub wollte zur Gläubigerversammlung kommen, um dort Balz‘ Interessen zu vertreten. Mit Grub hat Willi Balz einen bekannten Insolvenzspezialisten an der Seite. Der 75-Jährige hat in den vergangen Jahrzehnten mit der Bauknecht-Gruppe, dem Schuhproduzenten Salamander und dem Unterwäschehersteller Schiesser durchaus schlagzeilenträchtige Fälle betreut.

Grub und Balz sind der Meinung, dass „eine volle Befriedigung aller Insolvenzgläubiger, auch der Anleihegläubiger, möglich ist“. Dies könne aber nur dann realisiert werden, wenn die Entwicklung der Nordsee-Windparks ordnungsgemäß weitergeführt würde: „Auch die Investorengespräche müssen sorgfältig und ohne Zeitdruck geführt werden“, fordert Grub.

Mit Forderungen von 125 Millionen Euro sind die Anleiheinhaber die größte Gläubigergruppe von Windreich. Die Bank Sarasin, die im September den Insolvenzantrag gegen Windreich gestellt hatte, folgt auf Platz zwei. Die externen Verbindlichkeiten aller Gläubiger liegen, wie Balz in seinem Brief betont, bei „knapp über 300 Millionen Euro“ (125 Millionen Euro für die Anleihezeichner (unbesichert) und rund 180 Millionen Euro für alle anderen Gläubiger).

Sparkassen und Volksbanken geben Windreich-Krediten Zinsaufschlag

Den am 22. November verkündeten Rückzug des Antrags auf Insolvenz in Eigenverwaltung hatte Balz in einem früheren Brief an die Anleihegläubiger als „unnötig früh“ bezeichnet. In dem aktuellen Brief an die Anleihezeichner führt er die Gründe weiter aus: „Durch die Insolvenzanmeldung der Natenco GmbH ausgelöst sind nunmehr alle 20-jährigen Betriebsführungsverträge und die damit verbundenen laufenden Erlöse in Höhe von knapp 1 Millionen Euro für Onshore-Kunden verloren“, schreibt Balz.

Auch bei der FC Windenergy (Hauptgesellschafter MEG 1) habe sich der Wert des Eigenbestandes an Windkraftanlagen insolvenzanmeldungsbedingt dramatisch reduziert. Zudem hätten aufgrund der Insolvenzanmeldung inzwischen alle Kreissparkassen und Volksbanken die „sehr günstigen Kredite (Zins 1 Prozent bis 4 Prozent) mit 5 bis 8 Prozent Zinsaufschlag versehen“, erklärt Balz weiter.

Er ist fest davon überzeugt, dass der Abverkauf des 400-MW Windparks MEG 1 „im besten Fall“ nicht ausreiche, um die Anleihezeichner zu bedienen. „Daher ist es zwingend erforderlich die unnötigen Insolvenzanmeldungen zurückzunehmen [und] das Windreich-Geschäftsmodell unter Vermeidung von in der Vergangenheit begangenen Fehlern fortzuführen […]“. Der nächste wichtige Termin für die Windreich-Gläubiger ist die Gläubigerversammlung, die am 11. Februar stattfinden wird.

Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen weiteren Beschuldigten

Derweil hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart ihre Ermittlung wegen Bilanzmanipulation und Kreditbetrug auf einen weiteren Beschuldigten ausgeweitet. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber FINANCE bestätigte, habe es im Dezember Durchsuchungen beim Wirtschaftsprüfer des Windparkprojektierers gegeben.

Gegen fünf amtierende und ehemalige Vorstände – darunter auch Willi Balz – ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits seit längerem: Im vergangenen März hatte sie die Büros von Windreich sowie mindestens vier Privatwohnungen durchsucht. Etwa zwei bis drei Wochen später habe sich auch der Verdacht der Insolvenzverschleppung ergeben, sagte die Sprecherin. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden, sei noch nicht abzusehen.

sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Info

Auf unserer Themenseite zu Windreich können Sie den turbulenten Weg von Windreich in die Insolvenz und alles Wissenswerte über die Rolle von Willi Balz en detail nachlesen.

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