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LBBW bleibt Marktführer im Schuldscheingeschäft

Die LBBW hat es auch 2017 wieder geschafft. Die Bank bleibt im Schuldscheinmarkt an der Spitze.
Frank Kleinbach/ Landesbank Baden-Württemberg

Es war wieder ein Rekordjahr: Der Schuldscheinmarkt erreichte nach Berechnungen von Thomson Reuters LPC für das FINANCE-Schuldschein-Update 2017 ein Volumen von 28,9 Milliarden Euro, noch einmal deutlich mehr als der Rekordwert des vorherigen Jahres. Die neueste Marktübersicht können MeinFINANCE-Nutzer kostenlos hier herunterladen.

Mit einem solchen Jahresverlauf hatten zum Auftakt nur wenige Experten gerechnet. Doch schon im Herbst zeichnete sich ab, dass der Markt auf einen neuen Höchstwert zusteuert. Auch mit Blick auf die Anzahl der Deals hat 2017 einen neuen Rekord aufgestellt. 161 Schuldscheine wurden im vergangenen Jahr platziert. Bisher war 2015 mit 134 Deals das aktivste Jahr am Schuldscheinmarkt gewesen. Der Anstieg zeigt, dass der Schuldscheinmarkt vor allem in der Breite wächst, indem er immer neue und zusehends auch kleinere Emittenten anlockt.

Der Anstieg bei der Dealanzahl zeigt, dass der Schuldscheinmarkt vor allem in der Breite wächst.

Der Löwenanteil der Rekordvolumens wurde mit 22,9 Milliarden Euro nach Angaben von Thomson Reuters in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres platziert. Im vierten Quartal ging das Volumen hingegen deutlich zurück: Nach 8,8 Milliarden Euro im dritten Quartal wurden im Schlussquartal nicht einmal mehr 6 Milliarden Euro über den Schuldscheinmarkt eingesammelt. Allerdings liegt das letzte Quartal 2017 in Sachen Volumen und Dealanzahl auf einem ähnlichen Niveau wie das vierte Quartal 2016: Es wurden 37 Schuldscheine platziert.

Asklepios-Schuldschein unter den Top 10

An den ersten fünf Plätzen in der Rangfolge der größten Schuldscheintransaktionen des Jahres kann im vierten Quartal kein Emittent mehr rütteln: Der größte Schuldschein 2017 bleibt die milliardenschwere Transaktion des Gabelstaplerherstellers Kion, dicht gefolgt von Kaufland und Fresenius, die ebenfalls Schuldscheine mit Milliardenvolumen platzierten.

Auf den Plätzen vier und fünf haben sich Volkswagen (900 Millionen Euro) und der Chemiekonzern Lonza (rund 870 Millionen Euro) eingereiht. Hinter sie konnte sich im November noch Asklepios schieben. Der Klinikbetreiber konnte einen Schuldschein, für den ursprünglich nur 300 Millionen Euro angestrebt waren, mit einem Volumen von 780 Millionen Euro platzieren.

Landesbanken dominieren den Schuldscheinmarkt

Für einen technologischen Quantensprung am Schuldscheinmarkt sorgten Daimler und die LBBW mit dem ersten Schuldschein, der mit der Blockchain-Technologie platziert wurde. Es ging zunächst nur darum, die technische Machbarkeit zu belegen, denn noch akzeptieren die Regulierungsbehörden die Blockchain nicht als alleinigen Emissionskanal. Dass das Thema sich aber dennoch weiterentwickelt, bewies die LBBW vor wenigen Tagen, als sie ankündigte, einen zweiten Blockchain-Schuldschein zu begeben, diesmal mit dem Emittenten Telefonica Deutschland.

Die Aktivität der LBBW in der experimentellen Blockchain-Technologie erfolgt aus einer Position der Stärke heraus: 2017 konnte die Landesbank ihren Spitzenplatz klar verteidigen. Gemäß Berechnungen von Thomson Reuters LPC sicherten sich die Stuttgarter 2017 einen Marktanteil von 23 Prozent. Das ist sogar 1 Prozentpunkt mehr als im Jahr davor.

Die Verfolger Bayern LB und Helaba tauschen ihre Plätze. Sie liegen beim Marktanteil mit rund 11 Prozent fast gleichauf, haben aber beide an Boden gegenüber der LBBW verloren. Auch auf den Plätzen danach gab es wenig Veränderung, es folgen die großen Player im deutschen Firmenkundengeschäft. Die einzige Bank, die nennenswert Plätze gut machen konnte, ist die DZ Bank, die sich vom 13. auf den 8. Platz verbessern konnte, nachdem sie den Schuldscheinboom lange Zeit eher von der Seitenlinie aus beobachtet hatte.

Die Top 3 der begleitenden Banken

Wie viele Deals die weiteren Emissionsbanken begleiteten und welche Marktanteile sie damit erzielten, erfahren Sie im Detail im aktuellen FINANCE-Schuldschein-Update.

Carillion und Steinhoff erschüttern Schuldscheinmarkt

Wie es am Schuldscheinmarkt 2018 weitergeht, wird auch von den begleitenden Banken abhängen. Ihnen kommt in dem Markt, in dem nach wie vor die Mehrheit der Emittenten ungeratet ist, eine Schlüsselrolle als Qualitätsgarant zu.

Die schlechten Nachrichten der Schuldscheinemittenten Steinhoff und Carillion trüben jedenfalls die aktuelle Stimmung. Der britische Baukonzern Carillion hat vor wenigen Tagen einen Antrag auf Liquidation gestellt: Der Schuldschein mit einem Volumen von rund 130 Millionen Euro wurde erst im vergangenen Jahr begeben und droht nun auszufallen. Bei dem bilanzskandalgeplagten Möbelhändler Steinhoff steht sogar ein Schuldschein über 730 Millionen Euro im Feuer.

Diese beiden Schieflagen könnten Investoren dazu bringen, die Kreditqualität der Emittenten wieder stärker in den Blick zu nehmen als zuletzt, glaubt die Ratingagentur Scope. Der Schuldscheinmarkt hatte sich in den vergangenen Jahren immer stärker Emittenten aus dem Crossover-Bereich geöffnet.

Scope erwartet ruhigeres Jahr am Schuldscheinmarkt

Scope rechnet damit, dass diese Warnsignale wieder zu steigenden Konditionen am Schuldscheinmarkt führen werden. 2017 wurde bereits diskutiert, ob noch niedrigere Spreads überhaupt möglich seien. Entflammt hatte unter anderem der Schuldschein von B. Braun diese Debatte. Die Erwartung, dass der Tiefpunkt der Spreads im Sommer bereits erreicht worden sei, hat sich laut Scope aber nicht bestätigt.

Insgesamt erwartet Scope 2018 ein ruhigeres Jahr am Schuldscheinmarkt: Die Ratingagentur rechnet zwar mit einem Volumen von über 20 Milliarden Euro. Die Rekorde von 2016 und 2017 werden ihrer Ansicht nach aber nicht fallen. Allerdings hatten auch zu Jahresbeginn 2017 die wenigsten Experten mit einem neuen Rekordjahr gerechnet.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Wie sich das Emissionsvolumen entwickelt, und wer die Top-Transaktionen am Schuldscheinmarkt emittiert und begleitet hat, erfahren Sie vierteljährlich im FINANCE-Schuldschein-Update, das Sie im Bereich FINANCE-Research nach kurzer Registrierung kostenlos herunterladen können.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.