Die Aktie des Modeunternehmens Gerry Weber brach am heutigen Montag zeitweise um über 20 Prozent ein und notiert derzeit nur noch bei rund 3,30 Euro. Grund für die Panik unter den Aktionären ist ein Sanierungsgutachten nach dem Standard IDW S6 des Instituts der Wirtschaftsprüfer, das Gerry Weber in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse sollen Mitte Oktober veröffentlicht werden, wie der Modehändler am Freitag mitteilte.
„Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen in Bezug auf die Refinanzierung von laufenden Schuldscheindarlehen.“
Ein solches Gutachten, das die Sanierungsfähigkeit eines Unternehmens prüft, wird in der Regel in Krisensituationen auf Wunsch der Geldgeber in Auftrag gegeben, bevor sie beispielsweise Kredite verlängern oder neue vergeben. „Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen in Bezug auf die Refinanzierung von laufenden Schuldscheindarlehen“, nannte ein Sprecher gegenüber FINANCE als Grund für das Gutachten.
Im November werden laut Geschäftsbericht 2016/2017 zwei Tranchen über 31 Millionen Euro aus dem zweiten Schuldscheindarlehen von Gerry Weber fällig, das 2015 begeben wurde. Laut des aktuellen Geschäftsberichts steht es noch mit 55 Millionen Euro in den Büchern.
IDW-S6-Gutachten vor Schuldscheinrefinanzierung
Wie wichtig die Gespräche mit den Geldgebern für Gerry Weber sind, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Die liquiden Mittel von Gerry Weber betrugen den Neunmonatszahlen Ende Juni zufolge 20,1 Millionen Euro. Die restlichen 10,9 Millionen Euro für die Rückzahlung der Schuldscheindarlehen müsste Gerry Weber also aus dem laufenden Geschäftsbetrieb finanzieren oder durch neue Finanzmittel decken.
Der Mittelzufluss aus der operativen Geschäftstätigkeit nach neun Monaten betrug rund 9,3 Millionen Euro. Um die Cash-Lücke durch Zuflüsse aus dem operativen Geschäft zu schließen, müsste Gerry Weber im vierten Quartal also mehr verdienen als in den ersten neun Monaten zusammen.
Sanierungsgutachten schockt Aktionäre von Gerry Weber
Zahlen von Gerry Weber sind schlecht
Zuletzt sahen die Neunmonatszahlen von Gerry Weber alles andere als gut aus. Beim Umsatz verlor Gerry Weber gegenüber dem Vorjahreszeitraum 7 Prozent. Im dritten Quartal lag der Rückgang sogar bei 11 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) liegt nach den ersten neun Monaten mit 9,8 Millionen Euro deutlich im Minus. Als Grund dafür nannte Gerry Weber zum einen die Belastungen aus dem zweiten Restrukturierungsprogramm, das im Juni angekündigt wurde, und den heißen Sommer, der den stationären Bekleidungshandel belastet hätte.
Für Unruhe sorgten bei Gerry Weber zuletzt auch Wechsel im Management. Im August trat der nur wenige Monate im Amt gewesene CFO Jörg Stüber überraschend wieder zurück ins zweite Glied. Aus gesundheitlichen Gründen übernehme er wieder die Position des Direktors Finanzen, teilte das Unternehmen damals mit. Das Finanzressort wird seitdem von CEO Ralf Weber geführt.
Info
Lesen Sie mehr über die aktuellen Entwicklungen bei dem Modeunternehmen auf unserer Themenseite zu Gerry Weber.