Eine unbesicherte Wandelanleihe über 4,5 Millionen Euro ist eigentlich kaum eine Meldung wert – wenn sie nicht von Conergy kommt. Bis zum 30. Juni 2015 läuft die Wandelanleihe, die vollständig durch zwei strategische Investoren gezeichnet wurde. Das Papier ist mit jährlich 7 Prozent fest verzinst und sieht ein Wandlungsrecht in 3,4 Millionen Conergy-Aktien vor.
Das Unternehmen kann mit der Wandelanleihe seinen finanziellen Spielraum erhöhen. CEO Philip Comberg, der im Januar 2012 aus dem Aufsichtsrat als Restrukturierer in den Vorstand entsandt worden war, will bei Conergy künftig neben dem B2B-Geschäft, das bislang den größten Umsatzteil ausmachte, stärker im Großkraftwerksbau wachsen. Der verspricht höhere Margen. „Neben Thailand fokussieren wir uns insbesondere auf Osteuropa sowie den US-amerikanischen Markt, in dem wir derzeit Finanzierungs- und Zwischenfinanzierungsmöglichkeiten vorbereiten, um unser dortiges Projektgeschäft erheblich auszuweiten“, kündigte Comberg an.
Einigung mit Alt-Vorständen
Für Conergy ist die platzierte Wandelanleihe die zweite gute Nachricht innerhalb weniger Wochen: Erst Ende April hatte sich das Unternehmen mit den früheren Vorständen Hans-Martin Rüter, Albert Edelmann, Nikolaus Krane, Christian Langen, Heiko Piossek und Edmund Stassen sowie dem D&O-Versicherer AIG Europe auf einen Vergleich geeinigt und damit einen Streit übermögliche Schadenersatzansprüche beendet. Stimmt die HV dem Vergleich zu, fließen Vergleichszahlungen über 6,3 Millionen Euro an Conergy.
Mit den Mitteln kann Conergy wiederum einen zweiten schwelenden Rechtsstreit beilegen: Anleger klagen in einem Musterverfahren gegen die Gewinnwarnung vom Oktober 2007. Unter anderem warfen Anleger dem Unternehmen die verspätete Bekanntgabe von Lieferverzögerungen bei Silizium und überhöhte Zahlen aufgrund unzulässiger Bilanzierungsmethoden vor. Die Zahlungen an die Anlegerkläger sollen nun aus einem Teil der Vergleichszahlung an Conergy geleistet werden – über die genaue Höhe machte das Unternehmen zunächst keine Angaben.
Conergy erhöht Umsatzprognose leicht
Erst im vergangenen Oktober hatte der Vorstand nach einem drastischen Schritt einen Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals anzeigen müssen. Conergy hatte einen bis 2018 laufenden Vertrag mit MEMC vorzeitig beendet, um die Abnahmeverpflichtungen für Wafer von rund 600 Millionen US-Dollar über die restliche Vertragslaufzeit einzusparen. Für 2012 meldete Conergy einen Umsatz von 473,5 Millionen Euro (Vorjahr: 754,1 Millionen Euro) und ein Ebit von -83,3 Millionen Euro (2011: -179 Millionen Euro). Das Solarunternehmen ist krisenerprobt, bereits im Winter 2010 entging Conergy nur knapp der Insolvenz. Erstmals war die Krise des Unternehmens bereits 2007 zu Tage getreten. Damals überlebte Conergy nur mit Hilfe der wichtigsten Kreditgeber Dresdner Bank und Commerzbank.
Absatzvolumen und Umsatz hat der Konzern nach eigenen Angaben gesteigert. Für 2013 erwartet der Vorstand Umsätze zwischen 700 und 800 Millionen Euro sowie ein leicht positives operatives Ergebnis. „Der Preisverfall hat zwar in weiten Teilen des ersten Quartals unser Ergebnis belastet, seit Mitte März stabilisieren sich die Preise jedoch und steigen teilweise sogar leicht an“, sagte CEO Philip Comberg.
Info
Conergy: Die aktuellen Zahlen
Insbesondere außerhalb des deutschen Marktes entwickelte sich Conergy zuletzt positiv. Der Umsatz lag insgesamt im 1. Quartal 2013 mit 122,1 Mio. Euro rund ein Viertel über dem Vorjahreswert (Q1 2012: 98,2 Mio. Euro). 89 Prozent des Umsatzes erwirtschaftete Conergy nach eigenen Angaben in seinen Auslandsmärkten. Zwar hat das Unternehmen heute seine Umsatzprognose von ursprünglich 650 bis 750 Mio. Euro leicht auf bis 800 Mio. Euro erhöht, dennoch drückt der Preisverfall im Solarmarkt nach wie vor auf die Margen. Der Rohertrag lag im ersten Quartal bei 17,7 Mio. Euro (Q1 2012: 20,3 Mio. Euro). Das EBITDA lag bei -11,7 Mio. Euro (Q1 2012: -7,6 Mio. Euro). Im Vorjahresquartal hatten allerdings positive Sondereffekte wie der Ertrag aus dem Verkauf der Voltwerk Electronics den Wert gestützt. Der operative Cashflow war dabei mit -7,7 Mio. Euro aufgrund verzögerter Zahlungseingängen im Projektgeschäft negativ und lag deutlich unter dem Vorjahr (Q1 2012: 6,2 Mio. Euro). Einen positiven operativen Cashflow zu erwirtschaften bleibt weiterhin eine der Hauptaufgaben des Conergy-Managements.