Kopfrechnen oder Taschenrechner?
Generell lebe ich die Controlling-Philosophie „LURAGEF“. Das bedeutet: Lieber ungefähr richtig, als genau falsch. Es kommt aber sehr darauf an, um welches Entscheidungsthema es sich handelt. Bei der Bilanz muss natürlich alles auf den Euro-Cent stimmen.
Für Notizen: Zettel und Stift oder Tablet und Smartphone?
Ich bin weitaus kreativer mit Zettel und Stift. Mindmaps und Zusammenhänge lassen sich so einfacher darstellen und entstehen fast von alleine. Außerdem nehme ich die Informationen besser auf, wenn ich mitschreibe – selbst wenn ich die Notizen hinterher nicht mehr ansehe und vernichte. Es ist aus meiner Sicht auch eine Unsitte, wenn in Meetings alle Teilnehmer auf Smartphones und Tablets herumtippen. Zettel und Stifte sind bei mir an „strategischen“ Stellen positioniert, etwa in der Anzugtasche, im Auto oder auf dem Nachttisch, damit kein guter Gedanke verloren geht. Die besten Gedanken kommen mir jedenfalls meistens nicht am Schreibtisch im Büro.
Der CFO: Stratege oder Spezialist?
Bei den breiten Aufgaben und der gemeinsamen Verantwortung des Vorstands sollte der CFO ein international erfahrener Stratege sein. Oft reicht es bei den Rollenanforderungen eines CFOs nicht aus, Routinier nur auf einem Themengebiet zu sein. Natürlich kommen immer wieder Aufgabenstellungen auf, bei denen präzise Fachkenntnisse notwendig sind. Dann muss der CFO die relevanten Experten hinzuziehen.
Mails checken im Urlaub: Ja oder nein?
Grundsätzlich werden die wichtigen Themen nicht per Mail an mich kommuniziert. Wenn es etwas wirklich Wichtiges gibt, lasse ich mir eine SMS zur Rücksprache senden. In ganz dringenden Fällen werde ich angerufen.
Mitarbeiter: Vertrauen oder Kontrolle?
Ganz klar steht das Vertrauen im Mittelpunkt. Es gibt nichts Besseres, als in einer Vertrauenskultur wirksam zu werden. Wie soll man ansonsten Hochleistungsteams entwickeln? Jedoch darf das Kontrollelement nicht fehlen, da es erfahrungsgemäß eben leider auch die „schwarzen Schafe“ gibt.
Urlaub: Nehmen oder verfallen lassen?
Das kennt man aus dem Sport: Wirkliche Höchstleistungen benötigen Pausen. Urlaub ist eine Bereicherung, da man bei Dienstreisen doch nie genug Zeit vor Ort hat, um sich die Städte und Länder anzusehen. Auch das eigene Umfeld verdient einen ausgeglichenen Menschen als Ansprechpartner. Allerdings muss man bei der Wahl des Zeitpunkts flexibel sein. Mir jedenfalls würde das Verständnis fehlen, wenn Kundenwünsche oder wichtiges Kerngeschäft auf der Strecke blieben, weil Mitarbeiter bewusst in der Hochsaison Urlaub nehmen wollen.
Arbeit: 40 oder 80 Stunden?
Das Leben geschieht 24 Stunden am Tag und ich betrachte es als Ganzes. Arbeit ist Lebenszeit, genau wie die Freizeit. Mir ist es wichtig, dass ich wirksam bin und in Entscheidungsprozessen nachhaltigen und verantwortungsvollen Einfluss ausübe.
Nach neuen Ideen suchen oder das bestehende Know-How erweitern?
Oft entstehen neue Ideen durch die Erweiterung des bestehenden Know-Hows. Wichtig ist es, sich immer Ziele zu setzen und dabei trotzdem man selbst zu bleiben und das Oberziel nie aus den Augen zu verlieren. Mein Oberziel war es übrigens nicht, Finanzchef zu werden. Das kam erst in zweiter Ebene der Zielhierarchie.
Roman oder Sachbuch?
Kürzlich habe ich „Die globale Überwachung“ von Glenn Greenwald gelesen. Wir müssen uns auf ganz neue Herangehensweisen im Privat- und Geschäftsleben gewöhnen. Ich liebe Sachbücher und kann eigentlich an keiner Bücherei vorbeigehen (besonders an Flughäfen nicht). Leider habe ich nicht genügend Zeit, alle interessanten Bücher zu lesen. Zwischendurch lese ich auch gerne einmal etwas völlig anderes. So habe ich in der Startphase als Expatriate in Brasilien „Harry Potter“ auf Portugiesisch gelesen, um abzuschalten und nebenbei die Sprache besser zu lernen.
Info
Zur Person: SGO-CFO Klaus Rudolph
Klaus Rudolph startete seine Karriere bei dem Unternehmen Boehringer Ingelheim, für das er bereits während des Studiums gearbeitet hatte. 15 Jahre lang war er in verschiedenen nationalen und internationalen Positionen im Finanzbereich tätig, unter anderem wechselte er 2008 im Auftrag des Pharmakonzerns als CFO für Großbritannien und Irland nach London. Seit 2011 ist Rudolph CFO bei Saint-Gobain Oberland, einem Hersteller von Verpackungsglas. Seit 2012 verantwortet er zudem die Maschinenbausparte der Gruppe, seit 2014 ist er auch für das Energiemanagement zuständig. Lesen Sie mehr zu seiner Karriere auf der Seite zu Klaus Rudolph im CFO-Almanach FINANCE-Köpfe.