Sie haben ein ungewöhnliches, sehr junges Geschäftsmodell: Ihr Unternehmen vermarktet Onlinespiele. Jetzt gehen Sie mit Ihrer Story an den Kapitalmarkt. Kann man mit Online-Spielen Geld verdienen?
Ja, sogar ganz ordentlich, denn Online-Spiele sind ein stark wachsender Massenmarkt. Das Marktwachstum in Deutschland beträgt bis 2016 laut PwC 18,6 Prozent pro Jahr. Aktuell gibt es deutlich mehr als 5 Millionen zahlende Online-Gamer in Deutschland. Unsere Spiele sind zwar gratis, aber die Spieler können spezielle Gegenstände kaufen, die ihnen weiterhelfen. Rund 5 bis 10 Prozent unserer Spieler sind zahlende Kunden. Manche Spiele-Publisher, die schon länger im Geschäft sind, erwirtschaften Ebit-Margen von über 20 Prozent. Sobald die technische Plattform steht, auf der die Spiele laufen – und das tut sie inzwischen bei gamigo –, ist das Geschäft gut skalierbar und ertragreich.
Ihr Unternehmen hat in den letzten drei Jahren aber zwei Verlustjahre abgeliefert und 2012 nur deshalb einen minimalen Jahresüberschuss erzielt, weil Sie in den Genuss eines Forderungsverzichts durch Ihren Ex-Eigentümer, den Axel Springer-Verlag, gekommen sind.
Der Bereich „Publishing“, auf den sich gamigo nunmehr fokussiert hat, war auch in den vergangenen Jahren profitabel. Die Verluste fielen überwiegend durch die Spieleentwicklung an. Dort hat gamigo Geld verloren. Deshalb wurden die Aktivitäten dort beendet.
Bei Ihrer neuen Strategie spielt M&A eine wichtige Rolle.
Zu unserem Tagesgeschäft gehört der Erwerb von Lizenzen für bereits fertig entwickelte Spiele – vor allem für Games, die in Asien oder Amerika schon gut laufen und die wir dann nach Deutschland bringen. Im Februar 2013 haben wir aber zum Beispiel wichtige Assets inklusive einer Spielelizenz und den Spieleraccounts von einem US-Publisher übernommen. Wir mussten keine Overheads übernehmen und haben nun die Spieler des Publishers auf unsere technische Plattform migriert. Wir erwarten einen Cash-Payback des Kaufpreises innerhalb von weniger als einem Jahr. Ich bin sicher, dass wir noch mehr solcher Gelegenheiten bekommen werden. Im Augenblick scheitern viele Publisher an den hohen Anforderungen an IT-Sicherheit und -Stabilität. Das können Häuser wie gamigo nutzen, um den Markt über M&A zu konsolidieren.
Ist das eine echte, integrierte Wachstumsstrategie wie bei einem klassischen Unternehmen oder nicht eher ein Venture-Capital-Ansatz?
Wir sprechen hier ganz klar über eine integrierte Unternehmensstrategie. Wir haben eine Plattform aufgebaut, die wir jetzt mit Hilfe neuer Produkte skalieren. Wir bringen unser Know-how im Community-Management und im Marketing sowie unsere Technik ein und nutzen die Synergien, die sich aus der besseren Auslastung durch zusätzliche Spiele bei uns ergeben.
Finanzieren wollen Sie den Ausbau Ihres Spieleangebots durch eine Mittelstandsanleihe im Volumen von 15 Millionen Euro, die Sie ab morgen den Investoren anbieten. Bräuchten Sie nicht eher Eigenkapital?
Unser Eigenkapital stärken wir parallel zur Bondemission durch eine Kapitalerhöhung um 10 Prozent. Insgesamt streben wir eine gut ausbalancierte Bilanz mit einer vernünftigen Relation von Eigen- und Fremdkapital an. Ende 2012 hatten wir schließlich eine Eigenkapitalquote von mehr als 45 Prozent, so dass weitere Fremdmittel, für die es am Markt derzeit gute Möglichkeiten gibt, einen guten Weg für gamigo darstellen. Unser Umsatz wächst, und wir haben den Cash-Breakeven im März bereits wieder erreicht.
Ihre Mittelstandsanleihe hat einen Kupon von 8,5 Prozent, den Sie – und das ist ungewöhnlich – sogar vierteljährlich zu zahlen versprechen.
Das können wir auch, denn unser Business erwirtschaftet jeden Monat Cashflows ohne große saisonale Ausschläge und erfordert keine hohen regelmäßigen Investitionen. Die knapp 1,3 Millionen Euro, die wir jedes Jahr an Zinsen bezahlen müssen, werden wir bald aus eigener Kraft erwirtschaften können.