Das Segment für Mittelstandsanleihen ist in den vergangenen Monaten durch viele Ausfälle in Verruf geraten. Sie haben sich trotzdem für eine neue Anleihe entschieden, seit heute läuft die Zeichnungsfrist dafür. Was waren Ihre Gründe?
Wir haben das Thema Anleihe sehr genau geprüft, auch wegen des schlechten Rufs des Segments. Wir sind aber überzeugt, dass wir uns von den „schwarzen Schafen“ deutlich abheben und der Markt und unsere Investoren klar differenzieren können. Letztendlich wollen wir den Kapitalmarkt nachhaltig nutzen und bei unseren Finanzierungen bewusst zweigleisig fahren: Zum einen werden wir eine Bankenfinanzierung aufsetzen, parallel dazu aber auch die neue Anleihe begeben. Wir wollen damit eine bankenunabhängige Finanzierungskomponente behalten. Damit sehen wir uns gut für die Zukunft aufgestellt: Eine Anleihe hat eine definierte Laufzeit und ist damit eine solide Basis.
Die erste Anleihe aus dem Dezember 2013 hatte ein Volumen von 50 Millionen Euro. Wie sieht Ihre Wunschvorstellung bei der Refinanzierung aus?
Wir wollen die neue Anleihe im Volumen von 30 Millionen Euro zur Tilgung der Altanleihe nutzen. Parallel dazu schließen wir eine revolvierende Kreditlinie über weitere 30 Millionen Euro mit einem Bankenkonsortium ab. Der Bond dient uns als Basis- beziehungsweise Sockelfinanzierung, den Revolver wollen wir zur Working-Capital-Finanzierung nutzen. Im Ergebnis erreichen wir damit eine solide Durchfinanzierung über die nächsten fünf Jahre, in der wir auch die hinreichende Möglichkeit zum Wachstum haben und Investitionen tätigen können.
Wie groß ist das Konsortium, mit dem Sie beim Revolver zusammenarbeiten?
Bei der revolvierenden Kreditlinie ist die SaarLB im Lead. Mit dieser Bank arbeitet die Unternehmensgruppe schon seit vielen Jahren zusammen. Voraussichtlich werden noch zwei weitere Banken hinzukommen. Auch das werden Häuser sein, mit denen Hörmann Finance bereits eine langjährige Kundenbeziehung hat, das erleichtert einfach die Zusammenarbeit.
CFO Johann Schmid-Davis will Finanzierungsstruktur verbessern
Ihre alte Anleihe läuft eigentlich noch bis 2018. Ihre Bemühungen zur vorzeitigen Refinanzierung dürften auch mit dem hohen Kupon zu tun haben. Die Zinsspanne für das neue Papier liegt mit 4,25 bis 4,75 Prozent deutlich unter der Ihrer Altanleihe.
Wir zahlen für die Altanleihe einen Kupon von 6,25 Prozent, das geht im aktuellen Marktumfeld günstiger. Wir hatten damals auch Pech mit dem Timing: Wir standen in Verhandlungen über ein Joint Venture in Russland und wollten die Anleiheerlöse als Investitionsfinanzierung für den russischen Markt nutzen. Dann kam die Krim-Krise und die Joint-Venture-Pläne konnten verständlicherweise nicht mehr umgesetzt werden. Letztlich waren die Anleiheerlöse also ein nicht vollständig genutztes Liquiditätspolster. Das kann zwar in schwachen Marktphasen komfortabel sein, ist aber keine optimale Finanzierungsstruktur.
Welche Möglichkeiten zur vorzeitigen Rückzahlung haben Sie?
Wir können die Altanleihe erstmalig Anfang Dezember dieses Jahres zurückzahlen, zu einem Kurs von 102 Prozent. Im Dezember 2017 hätten wir eine Rückzahloption zu 101 Prozent.
Sie wollen ein Mindestvolumen von nominal 25 Millionen Euro platzieren, Ziel ist eine neue Anleihe im Volumen von 30 Millionen Euro. Was machen Sie, wenn die Investoren Ihnen nicht die gewünschten Mittel für die neue Anleihe geben?
In diesem Fall könnten wir beispielsweise auch nur einen Teil der Altanleihe zurückzahlen. Unser Ziel ist es aber, die Finanzierung noch in diesem Jahr durch die neue Anleihe und den revolvierenden Kredit so aufzustellen, dass das Unternehmen dann für die kommenden fünf Jahre durchfinanziert ist.
Info
In Hörmann Finance sind die operativen Gesellschaften der Familienholding Hörmann Holding gebündelt. Die Beteiligungen untergliedern sich in die Geschäftsbereiche Automotive, Engineering und Kommunikation. Im Geschäftsjahr 2015 erwirtschaftete die Hörmann Finance Gruppe einen Konzernumsatz von rund 435 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis (Ebit) von 11,9 Millionen Euro. Hörmann Finance wagte sich erstmals im Dezember 2013 an den Anleihemarkt.
Wie sich das Mini-Bond-Segment zuletzt entwickelt hat und wie es einzelnen Emittenten ergangen ist, lesen Sie auf unserer Themenseite Mittelstandsanleihen.
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