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Rocket Internet muss Hello Fresh abwerten

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Der Kochboxen-Lieferant Hello Fresh sammelt in einer neuen Finanzierungsrunde 85 Millionen Euro ein. Der Hauptaktionär Rocket Internet zieht nicht mit, muss aber seinen internen Wertansatz stark reduzieren.
Hello Fresh

Die Rocket-Internet-Beteiligung Hello Fresh erhält über eine neue Finanzierungsrunde 85 Millionen Euro frisches Eigenkapital. Das teilte die Berliner Start-up-Schmiede heute mit. Weil Rocket Internet bei der Finanzierungsrunde nicht mitzieht, sinkt der Anteil an Hello Fresh von 56 auf 53 Prozent.

Das frische Geld für Hello Fresh stammt von dem bestehenden Investor Baillie-Gifford sowie einem nicht näher erläuterten „international führenden Investor“, der neu hinzu kommt. Die neue Bewertung von Hello Fresh beläuft sich pre-money – also vor der Finanzierungsrunde – auf 2 Milliarden Euro. Post-money bringt der Versender von Kochboxen damit rund 2,1 Milliarden Euro auf die Waage. Das ist deutlich weniger als vor einem Jahr.

Rocket Internet muss LPV zum wiederholten Male reduzieren

In der vergangenen Finanzierungsrunde im April 2016 bewerteten die Investoren Hello Fresh noch mit 2,6 Milliarden Euro. Den Wert der neuesten Finanzierungsrunden setzt Rocket immer auch für die Berechnung des eigenen Net Asset Values an. Bei Rocket heißt diese Kennzahl „Last Portfolio Value“ (LPV). Der von Rocket ausgewiesene LPV des Hello-Fresh-Anteils betrug zuletzt 1,46 Milliarden Euro – seit heute liegt er rund 300 Millionen Euro darunter. 

Insgesamt dürfte der LPV der Berliner aktuell auf rund 3,4 Milliarden Euro gefallen sein. Die vorige Woche erfolgte Einbringung der Beteiligung an Foodpanda in Delivery Hero könnte sogar noch weitere Wertabschläge nach sich ziehen. Rocket verfügt aber noch über einen Nettokassenbestand von rund 1,1 Milliarden Euro. Die Summe aus LPV und Nettokasse vergleicht sich mit einem Börsenwert von gut 3,1 Milliarden Euro. Nach einem starken Einbruch bewegt sich die Rocket-Aktie seit rund einem Jahr unter Schwankungen in der Nähe ihres Allzeittiefs seitwärts .

Für eine Stellungnahme, wie es zu dem Wertverlust bei Hello Fresh gekommen ist, war Rocket Internet zunächst nicht zu erreichen. Die zuletzt im Internet kursierenden Gerüchte über eine Management-Präsentation von Hello Fresh, in der angeblich eine schnell steigende Profitabilität in Aussicht gestellt worden sein soll, scheinen sich mit der heutigen Meldung als nicht stichhaltig herauszustellen.

Hello Fresh steigert den Umsatz – aber auch die Verluste

Die offiziellen Zahlen von Hello Fresh zeigen an, dass das Unternehmen zwar stark wächst, aber bis zum Breakeven noch einen weiten Weg vor sich hat: In den ersten neun Monaten dieses Jahres steigerte Hello Fresh zwar den Umsatz von 198 auf 438 Millionen Euro, aber auch der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte von 57 auf 71 Millionen Euro. In der Kasse der Briten lagen zum 30. September laut Angaben von Rocket Internet noch 99 Millionen Euro. 

Hello Fresh gilt schon länger als Anwärter auf einen Börsengang. Ursprünglich sollte dieser Ende 2015 erfolgen. Rocket Internet hatte dazu im Oktober den langjährigen Banker von der Bank of Amerika Merrill Lynch, Christian Gärtner, als CFO installiert. Letztendlich legte Rocket Internet die IPO-Pläne aber auf Eis, da das Börsenumfeld zu unruhig gewesen sei. Seitdem hüllt sich Rocket bezüglich eines Börsengangs von Hello Fresh in Schweigen. Das nächste Börsenfenster öffnet sich im April, wenn die testierten Jahresabschlüsse der Unternehmen vorliegen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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Verfolgen Sie alle Entwicklungen bei der Online-Schmiede auf unserer Themenseite zu Rocket Internet.