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SMA Solar-CEO Urbon: „Starke Bilanz hat uns geholfen“

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Pierre-Pascal Urbon, CFO und CEO von SMA Solar, ist stolz auf die Entwicklung des Wechselrichterherstellers.
SMA Solar

Herr Urbon, vor rund einem Jahr noch mussten sie zum wiederholten Mal die Prognosen kassieren, die Anleger schickten die ehemals gefeierte SMA-Aktie auf Talfahrt. Jetzt sind Sie wieder zum Börsenliebling avanciert und schrauben die Prognosen nach oben. Wie erklären Sie diese Achterbahnfahrt?

Die Entwicklung der Solarmärkte ist weltweit von Förderprogrammen abhängig. Aus diesem Grund sind Prognosen sehr schwer zu treffen. Wegen der massiven Strukturveränderungen in unserer Branche haben wir ein umfassendes Konzept zur Senkung unserer Fixkosten verabschiedet. Ziel war es, bereits ab geringeren Umsätzen einen Gewinn zu erwirtschaften. Im letzten Jahr überzeugten wir die Investoren durch die konsequente und erfolgreiche Umsetzung der Unternehmenstransformation. Wir haben unseren Umsatz auf 1 Milliarde Euro erhöht und ein positives operatives Ergebnis erwirtschaftet. SMA ist das einzige im TecDax verbliebene Solarunternehmen.

Die Ziele Ihres Restrukturierungsprogramms waren ganz schön ambitioniert: Sie wollten innerhalb eines Jahres die Fixkosten um 40 Prozent senken, das sind rund 160 Millionen Euro. Wie haben Sie das geschafft?

Wir hatten zwei Hebel: die Sach- und die Personalkosten. Um die Sachkosten zu senken, haben wir alle Prozesse im Unternehmen überprüft und optimiert und unter anderem die Wertschöpfungstiefe angepasst. So bestücken wir die Leiterplatten in den Wechselrichtern nicht mehr selbst, sondern lagern das an große Elektronikfertiger aus. Um die Personalkosten zu senken, mussten wir leider nahezu 1.600 Vollzeitstellen abbauen. Das hat uns sehr wehgetan, aber wir hatten einfach keine andere Wahl.

Dass Sie den Turnaround so schnell schaffen, damit hatte vor einem Jahr kaum jemand gerechnet. Doch auch in Zukunft dürfte die Volatilität der Märkte und die Abhängigkeit von politischen Entscheidung eine große Herausforderung für Sie bleiben.

Diese Volatilität ist nicht nur für uns, sondern für die gesamte Solarbranche eine Herausforderung. SMA hat hier frühzeitig durch den Aufbau einer internationalen Vertriebs- und Serviceinfrastruktur gegengesteuert. Fast 90 Prozent unserer Umsätze stammen inzwischen aus dem Ausland. Diese breite globale Aufstellung von SMA ist sehr wichtig, damit wir uns von einzelnen Märkten unabhängig machen.

Viele andere deutsche Solarunternehmen, die vor einigen Jahren noch mit schwindelerregenden Wachstumsraten beeindruckten, sind inzwischen pleite. Warum hat SMA Solar den Shake-out überlebt?

Wir hatten immer eine solide Eigenkapitalquote und eine hohe Nettoliquidität. Diese starke Bilanz hat uns dabei geholfen, die enormen Nachfrageschwankungen auszuhalten, uns in der Krise zu sortieren und neu aufzustellen. Diese Möglichkeit hatten viele andere Solarunternehmen nicht. Zudem ist SMA hoch innovativ. Wir verfügen über ein vollständiges Produktspektrum und haben schon heute Antworten auf die Digitalisierung der Energiewirtschaft. Unsere Positionierung in der Solarbranche ist einzigartig. Darauf sind wir sehr stolz.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Wie der CEO und CFO von SMA Solar Pierre-Pascal Urbon mit der starken Konkurrenz aus China umgeht, welche Rolle die Tochter Zeversolar dabei spielt und für wie nachhaltig Marktexperten den Turnaround tatsächlich halten, können Sie in der aktuellen Ausgabe des FINANCE-Magazins nachlesen.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.