Das Münchner Chemieunternehmen Wacker Chemie prüft verschiedene Möglichkeiten, um seine Tochter Siltronic, die als Wafer-Hersteller viel Geschäft mit der Halbleiterindustrie macht, abzuspalten. Eine Entscheidung sei bisher noch nicht gefallen, jedoch würden verschiedenen Optionen für einen Spin-off geprüft, erklärte Wacker heute Nachmittag. Eine Deadline hat sich das Unternehmen dabei nicht gesetzt. Laut Handelsblatt-Angaben soll die Investmentbank Rothschild als Berater von wacker mandatiert worden sein.
Denkbar sei dabei sowohl eine strategische Partnerschaft mit einem externen Unternehmen als auch der Einstieg eines strategischen Investors. Ein Unternehmenssprecher wollte auf Nachfrage von FINANCE jedoch auch einen Verbleib im Unternehmen nicht ausschließen.
Anstoß der Spin-off-Überlegungen ist die hohe Kapitalintensität, die Siltronic mit sich bringt. Durch eine Ausgliederung stünden den übrigen Geschäftsfeldern von Wacker Chemie mehr Investitionsmittel zur Verfügung, die laut CEO Rudolf Staudigl für den Ausbau des Chemie- und Polysiliciumgeschäfts verwendet werden könnten.
IPO von Siltronic scheint nicht unwahrscheinlich
Wacker spielt zudem mit dem Gedanken, Siltronic an die Börse zu bringen. Der leichtere Kapitalmarktzugang dürfte die Wachstumschancen des investitionsintensiven Unternehmens erhöhen. Die Investitionsquote bezogen auf den Umsatz ist bei Siltronic im Konzernvergleich hoch: Im Jahr 2012 betrug sie fast 12 Prozent, im Jahr davor lag sie mit rund 13 Prozent sogar noch höher. Im Jahr 2013 allerdings sackten die Investitionen auf 4 Prozent vom Umsatz ab, wo sie auch in den ersten neun Monaten 2014 verharrten. In diesem Bereich liegt die Investitionsquote auch in den anderen großen Sparten des Konzerns – abgesehen vom Siliziumgeschäft, wo sie zuletzt deutlich höher lag.
In den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres erzielte Siltronic einen Umsatz von 630 Millionen Euro (plus 11 Prozent) und einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 43,5 Millionen Euro (Vorjahr: minus 54 Millionen Euro).
Wacker hatte schon einmal in den frühen 2000er-Jahren versucht, Siltronic an die Börse zu bringen, scheiterte damit damals jedoch an den einbrechenden Aktienkursen der Technologie-Unternehmen. Wackers Aktionäre goutieren die Spin-off-Pläne: Obwohl die Aktie in den vergangenen fünf Tagen schon mehr als 10 Prozent zugelegt hat, sprang der Aktienkurs heute noch einmal um rund 4 Prozent auf auf über 115 Euro in die Höhe.